Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
war. Aber der ersehnte Brief traf nie ein, und seit er als Reporter für die Times arbeitete und mehr zu tun hatte, waren auch seine Besuche bei Mog, Garth und Jimmy seltener geworden.
Als er das letzte Mal im Ram’s Head gewesen war, erzählte Garth ihm, dass er und Mog die Absicht hatten, bald zu heiraten. Sie wollten sich irgendwo auf dem Land ein anderes Gasthaus suchen, und da Jimmy das Ram’s Head praktisch jetzt schon führte, konnte er es übernehmen, wenn er wollte.
Jimmy war zu einem kräftigen jungen Mann herangewachsen, ehrlich und offen, und er erwähnte Belle kaum noch. Aber Noah wusste, dass er immer noch an sie dachte, denn auch wenn er Jimmy gelegentlich mit anderen jungen Frauen gesehen hatte, war ihm deutlich anzumerken, dass sein Herz nach wie vor Belle gehörte.
Mog hatte die Hoffnung, sie zu finden, nicht ganz aufgegeben, aber sie bemühte sich, ihren Kummer nach außen hin nicht sichtbar werden zu lassen. Sie hatte ein gutes Leben bei Garth und Jimmy und verbrachte ihre Tage mit Kochen und Backen, Putzen und Nähen. Sie hatte Noah einmal anvertraut, dass sie tief im Inneren spürte, dass Belle eines Tages wieder auftauchen würde, und dieser Gedanke hielt sie aufrecht.
Was Annie betraf, so war ihre Pension ein solcher Erfolg, dass sie noch das Nachbarhaus dazu gemietet hatte, aber sie hatte kaum noch Kontakt zu Mog. Noah hatte im vergangenen Dezember einen weiteren Artikel über Belle und die anderen vermissten Mädchen geschrieben und gehofft, dass vielleicht selbst nach so langer Zeit irgendjemand neue Informationen liefern würde. Für seinen Artikel hatte er einige Mütter, unter anderem auch Annie, interviewt, und er hatte den Eindruck gehabt, dass sie nach außen zwar hart und kalt wirkte, innerlich aber genauso um Belle trauerte wie Mog.
Von Zeit zu Zeit schnappte Noah etwas über den Falken auf. Auf einem Feld in der Nähe von Dover war ein junges Mädchen tot aufgefunden worden; ihr Tod wurde auf eine Überdosis Schlafmittel zurückgeführt. Sie stammte aus einem Dorf in Norfolk und war zuletzt auf einem Jahrmarkt gesehen worden, wo sie mit einem Mann sprach, auf den Kents Beschreibung passte. Noah war es gelungen, einen Blick auf die Untersuchungsergebnisse zu werfen, in denen erwähnt wurde, dass an den Handgelenken und Knöcheln des Mädchens Abdrücke von einem Seil gefunden worden waren. Vermutlich war sie gefesselt worden, aber das Seil war offensichtlich nach ihrem Tod entfernt worden. Noah war überzeugt, dass Kent die Verantwortung für ihren Tod trug und ursprünglich geplant hatte, sie auf dieselbe Weise wie Belle nach Frankreich zu bringen. Dann aber, als er merkte, dass sie tot war, hatte er ihren Leichnam in der Hoffnung, die Polizei würde Selbstmord als Todesursache vermuten, irgendwo deponiert.
Auch andere Mädchen wurden vermisst gemeldet, mehrere vonihnen aus Suffolk und Norfolk. Viele der Polizeibeamten, mit denen Noah sprach, waren wie er der Meinung, dass Kent darin verwickelt war und seine Aktivitäten lediglich auf ein anderes Gebiet verlagert hatte. Aber es gab keine Beweise gegen ihn, und jedes Mal, wenn er zu einem der Fälle verhört wurde, konnte er ein wasserdichtes Alibi vorweisen. Ein höherer Polizeibeamter war überzeugt, dass auch andere Personen Informationen zu Kents Verbrechen liefern würden, wenn man nur eines der verschwundenen Mädchen finden und zu einer Aussage gegen Kent bewegen könnte.
Und jetzt hatte diese Frau in Paris Neuigkeiten über Belle! Noah wusste, dass man bei der Times nicht nur gern für die Unkosten einer Reise aufkommen, sondern auch die Mitarbeiter der französischen Außenstelle um Unterstützung bitten würde. Noahs Herz schlug schneller vor Freude, aber nicht nur wegen der Aussicht, Belle möglicherweise bald mit Mog und Annie wieder vereint zu sehen, sondern wegen der Chance, eine Story über Mädchenhandel zu schreiben, um die sich jede Zeitung im Land reißen würde.
Und vielleicht würde er sogar Lisette wiedersehen.
Keine Stunde, nachdem er das Telegramm geöffnet hatte, war Noah auf dem Weg zum Bahnhof Charing Cross, um den letzten Zug zu erwischen, der an diesem Abend nach Dover fuhr. Er spielte mit dem Gedanken, einen kurzen Abstecher zum Ram’s Head zu machen, um Mog zu informieren, entschied sich aber dagegen, weil er keine falschen Hoffnungen wecken wollte. Er hatte mit seinem Chefredakteur telefoniert, der ihm wie erwartet seinen Segen gab und ihm versprach, der Vertretung in Paris Noahs Ankunft
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