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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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fünf, sechs Frauen. In den frühen Morgenstunden würde es gedrängt voll und die Luft buchstäblich zum Schneiden sein. Etienne hörte, wie jemand seinen Namen rief, und sah, wie ein auffallend kleiner Mann in kariertem Jackett ihm vom anderen Ende des Raums her zuwinkte.
    Etienne lächelte. Es war Fritz, ein sehr guter alter Freund, undgenau der Mann, der er zu treffen gehofft hatte. Fritz war von jeher ein Quell von Informationen gewesen, und Etienne bezweifelte, dass sich daran in den letzten vier Jahren etwas geändert hatte.
    Fritz begrüßte ihn genauso wie Sol mit einer stürmischen Umarmung und aufrichtigem Beileid.
    »Reden wir nicht davon«, sagte Etienne. »Ich bin hier, weil ich etwas von dir brauche, Fritz. Streng deinen Grips an, ja?«
    Fritz nickte und bestellte beim Kellner etwas zu trinken.
    Vor Fremden spielte Fritz gern den Clown. Er war kaum mehr als eins fünfzig groß und machte mit seinen knalligen Jacketts, den auffallenden Gamaschen und Westen, die er trug, auf andere automatisch den Eindruck, ein alberner Hanswurst zu sein. Aber in Wirklichkeit war er einer der intelligentesten Männer, die Etienne kannte. Als Fritz jünger war, hatte er hier in Paris im Alleingang einen Diamantenhändler ausgeraubt. Es war ein verwegener und bis ins Detail geplanter Coup gewesen, vor dem die Polizei kapitulieren musste. Fritz wurde nie verdächtigt, und nur drei Personen wussten, dass er dahintersteckte   – seine Frau, sein Bruder und Etienne.
    Der Diamantenhändler hatte den Wert der erbeuteten Ware damals mit vier Millionen Francs angegeben, aber wenn diese Zahl genannt wurde, lächelte Fritz nur, und daraus schloss Etienne, dass die Steine bedeutend weniger wert waren. Aber noch heute redete man über diesen Geniestreich, und jedes Jahr wurde die Summe ein bisschen höher.
    Fritz war nicht nur damit durchgekommen, weil er keinerlei Hinweise auf seine Person zurückgelassen hatte, sondern auch, weil er mit seiner Großtat nicht prahlte. Etienne wusste, dass die Prahlerei den meisten Dieben und Einbrechern zum Verhängnis wurde, und die Tatsache, dass sie mit zu viel Geld um sich warfen. Fritz kaufte sich ein kleines Haus, in dem er mit seiner Frau und den Kindern ein ruhiges, friedliches Leben führte. Er hatte Etienne einmal anvertraut, dass er schon immer den ganz großen Coup geplant hatte, der ihm ein angenehmes Leben ermöglichen würde, und daran hatte er festgehalten.
    »Ich wüsste gern, ob du etwas über den Portier im Ritz weißt, einen gewissen Edouard Pascal«, sagte Etienne, sowie sie beide einen großen Brandy bekommen und sich an einen Tisch gesetzt hatten.
    Fritz runzelte die Stirn. »Könnte nicht behaupten, dass ich oft in die Gegend komme. Was hat er dir getan?«
    »Nichts. Aber er hat Kunden an eine Freundin von mir vermittelt, die jetzt auf einmal verschwunden ist.«
    » Fille de joie? «
    Etienne nickte. Er war froh, dass Fritz nicht »Hure« gesagt hatte; dieser Ausdruck war wesentlich freundlicher.
    »Aber solltest du dann nicht lieber ihren letzten Kunden suchen? Kennst du seinen Namen?«
    »Er heißt Le Brun, und davon muss es in Paris Hunderte geben. Aber er ist vermutlich reich. Und sie hat sich auf das Treffen mit ihm gefreut, also hatte sie ihn wahrscheinlich gern.«
    »Wir suchen also einen Monsieur Le Brun, reich und charmant. Irgendeine Idee, wie alt er ist?«
    »Nein. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er weit über vierzig ist. Sie ist erst achtzehn, und Mädchen in diesem Alter würden sich nicht auf einen wesentlich älteren Mann freuen. Aber könntest du mir trotzdem Informationen über diesen Pascal beschaffen? Ich bin vielleicht auf ihn angewiesen, und ich muss wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
    »Siehst du den Mann da drüben?« Fritz zeigte auf einen stämmigen Mann mit einer auffallend großen Nase, der ein paar Tische weiter saß. »Er war vor einer Weile Türsteher im Ritz . Wurde gefeuert, weil er jemandem auf den Schlips getreten ist. Er könnte etwas über den Portier wissen.«
    Etienne zögerte. »Aber ist er auch verlässlich? Ich will nicht, dass Pascal zu Ohren kommt, dass sich jemand nach ihm erkundigt hat. Und auch sonst soll niemand etwas von dieser Sache erfahren. Du weißt, was ich meine.«
    Fritz nickte. Etienne machte sich Sorgen, die Organisation, fürdie er früher tätig gewesen war, könnte wieder versuchen, ihn zu zwingen, für sie zu arbeiten. »Er ist mir ein paar Gefälligkeiten schuldig. Mir fällt schon ein Grund ein,

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