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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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warum ich ihn nach Pascal fragen kann. Dich werde ich mit keinem Wort erwähnen.«
    »Danke. Sprich erst mit ihm, wenn ich gegangen bin, und morgen treffen wir uns. Denkst du vielleicht auch über den Namen Le Brun nach?«
    »Klar. Wir sehen uns morgen früh um zehn im Gustave .«
    Nachdem Etienne Le Chat Noir verlassen hatte, ließ er sich von einer Droschke ins Marais fahren. Dieses Viertel hatte harte Zeiten hinter sich, aber er liebte es, weil er dort nach seiner Flucht aus London eine Weile gelebt hatte. Obwohl es schon nach Mitternacht war, herrschte reges Leben und Treiben auf den Straßen. Dutzende Prostituierte flanierten auf und ab und hielten nach Freiern Ausschau, während ihre Maquereaux an Laternen lehnten, rauchten und grimmige Gesichter zogen.
    Musik klang aus den zahlreichen Cafés und Bars und Bordellen. In einem davon hatte Etienne kurze Zeit als Türsteher gearbeitet, und die Perversionen, die dort angeboten wurden, hatten ihn schockiert. Ein Zimmer war wie eine Folterkammer eingerichtet, in der Männer an die Wand gekettet und ausgepeitscht wurden. Er hatte Männer aus diesem Zimmer taumeln sehen, die so übel zugerichtet waren, dass es an ein Wunder grenzte, dass sie noch bei Bewusstsein waren. Er konnte immer noch nicht verstehen, wie jemand so etwas angenehm finden konnte.
    Hier hatte er zum ersten Mal erfahren, dass manche Männer am liebsten Sex mit Kindern hatten, und als er ein zwölfjähriges Mädchen vor Schmerzen hatte schreien hören, als es vergewaltigt wurde, war der Zauber von Paris gebrochen. Im Lauf der Jahre war er immer wieder auf Männer gestoßen, die Kinder und junge Mädchen entführten, um sie gewaltsam zur Prostitution zu zwingen, eine Praxis, die er verabscheuungswürdig fand. Am traurigsten war, dass es für diese Mädchen kein Entkommen gab; waren sie erst einmalin diesem Gewerbe gelandet, blieben sie dort, bis sie zu alt oder zu krank waren, um Kunden anzulocken.
    Gerade weil er diesen Handel von ganzem Herzen verabscheute, schämte er sich, dass er dem Druck von Jacques nachgegeben und Belle nach New Orleans begleitet hatte. Es stimmte, dass er mit einer Weigerung seine Familie in Gefahr gebracht hätte, und Etienne rechtfertigte sich auch damit, dass Belle kein Kind mehr war und bei Martha wahrscheinlich besser aufgehoben war als in einem Bordell in Paris.
    Aber nachdem er sie abgeliefert hatte, quälten ihn die Gedanken an das, was er getan hatte, wie ein Dorn in seinem Fleisch. Er hatte Albträume, in denen Belle misshandelt und von brutalen Männern missbraucht wurde, und er verachtete sich, weil er nicht clever genug gewesen war, sie irgendwie nach England zurückzubringen und gleichzeitig seine Frau und seine Kinder zu beschützen.
    Aus diesem Grund hatte er Jaques schließlich mitgeteilt, dass er nicht länger für ihn arbeiten könnte, auch wenn er als Grund angab, dass er mehr Zeit für seine Familie haben wollte und Elena das Restaurant nicht allein führen konnte.
    Vermutlich würde er nie erfahren, ob das Feuer, bei dem sie ums Leben gekommen waren, ein Racheakt von Jacques oder ein Unfall gewesen war. Aber eins stand für ihn fest: Wenn er Belle fand, würde er diesen widerwärtigen Handel mit Kindern und jungen Mädchen aufdecken. Er hatte ohnehin schon alles verloren, was ihm lieb war, er hatte nichts mehr zu verlieren als sein eigenes Leben, und er würde gern in dem Wissen sterben, verhindert zu haben, dass noch mehr Kinder geopfert wurden.
    Das Trois Cygnes hatte sich nicht verändert. Noch immer blätterte die Farbe von den Wänden, noch immer hing derselbe verblasste rot-weiß karierte Vorhang an einer Messingstange vor dem Fenster, und es schlug ihm derselbe Mief von Zigarettenrauch, Moder und Knoblauch entgegen, als er die Tür aufmachte. Ein verschrumpelter alter Mann spielte Akkordeon, genau wie er es in Erinnerung hatte, und obwohl die Gesichter der Kunden ihm neuwaren, fand er dieselbe Mischung von Huren, Zuhältern, armen Künstlern, Tänzern und Studenten vor. Ein paar von den älteren Gästen waren vielleicht sogar dieselben, mit denen er vor all diesen Jahren zusammen getrunken hatte. Aber in seiner Erinnerung war die Atmosphäre in diesem Lokal spannend und faszinierend gewesen, und man hatte hitzige Diskussionen über Kunst und Politik geführt. Damals waren Ausnahmeerscheinungen, ausgeprägte Ansichten und Exzentrizität an der Tagesordnung gewesen, aber heute wirkten die Gäste verdrossen, müde und stumpf.
    »Etienne!«
    Er wandte

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