Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
schüttelte dem anderen die Hand. »Wir sind froh, dass Sie da sind. Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können.«
Noah machte ein verdutztes Gesicht. »Was soll das heißen? In dem Telegramm stand, dass es Neuigkeiten über Belle gibt. Wo ist sie?«
Gabrielle schaltete sich ein und erzählte Noah, wie Belle hier in ihrem Hotel gelandet und dann verschwunden war.
Noah wandte sich leicht verwirrt an Etienne. »Tut mir leid, ich komme nicht ganz mit. Wie passen Sie ins Bild?«
»Es war Etienne, der Belle nach Amerika begleitet hat«, sagte Gabrielle.
Noahs Augen blitzten. »Dann überrascht es mich, dass Sie die Stirn haben, sich hier blicken zu lassen! Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was Belles Familie und Freunde mitgemacht haben?«
»Mir ist völlig klar, wie das auf Sie wirken muss«, erwiderte Etienne. »Alles, was ich zu meiner Verteidigung anführen kann, ist, dass ich keine andere Wahl hatte. Mir wurde befohlen, Belle zu begleiten, und die Leute, die diesen Befehl erteilt haben, schrecken vor nichts zurück, wenn man sich weigert. Aber ich kann Ihnen auch sagen, dass ich Belle nur schweren Herzens in New Orleans zurückgelassen habe. Ich hatte sie sehr lieb gewonnen. Da sie Gabrielle meinen Namen genannt und ihr gesagt hat, dass sie mir vertraut, beruht das offensichtlich auf Gegenseitigkeit.«
Noah fasste sich an die Stirn. Offensichtlich fand er sich jetzt überhaupt nicht mehr zurecht. »Ich fürchte, ich brauche ein paar Erklärungen«, sagte er.
»Allerdings, und Gabrielle wird sie Ihnen geben.« Etienne war klar, dass Noah nicht wusste, was Belle hier in Frankreich getan hatte, und er wollte nicht derjenige sein, der es ihm mitteilte. »Ich muss jetzt ein paar Nachforschungen anstellen, und Sie sind nach der langen Reise von England hierher bestimmt sehr müde. Bleiben Sie doch hier bei Gabrielle! Sie kann Ihnen alles erklären. Morgen, wenn Sie ausgeruht sind und genauso viel wissen wie wir, können wir drei uns in Ruhe zusammensetzen.«
»So ist es am besten«, stimmte Gabrielle zu. »Ich habe ein Zimmer für Sie, Noah, aber zuerst bekommen Sie etwas zu essen und zu trinken.«
*
Etienne nahm eine Droschke zu den Champs-Elysées. Vermutlich war Belle davon ausgegangen, dass wohlhabende Geschäftsleute aufgrund der zentralen Lage in dieser Gegend ein Hotel suchen würden. Er hatte die Nachricht an Belle in der Tasche und einen groben Plan im Kopf.
Als er aus der Kutsche stieg und den Fahrer bezahlte, streifte ihn der Gedanke, dass die Aufgabe, die er sich gestellt hatte, schwieriger sein könnte als erwartet. Er war eine ganze Reihe von Jahren nicht mehr in diesem Teil von Paris gewesen, und es schien hier mittlerweile wesentlich mehr Hotels zu geben, als er in Erinnerung hatte. Außerdem hatte er keine Ahnung, welche zurzeit den besten Ruf genossen. Damals, als er in Hotels gegangen war, um den Reichen Schmuck und Geld zu rauben, waren dafür nur ungefähr zehn Stück in Frage gekommen. Aber anlässlich der Weltausstellung von 1900 waren viele neue Gebäude errichtet worden – auch der Gare de Lyon und die erste Untergrundbahn.
In die meisten Hotels warf er nur einen kurzen Blick. Er hatte nicht vor, seine Zeit mit Hotels zu verschwenden, deren Gäste hauptsächlich Touristen waren; es waren die exklusiven, diskreten und kostspieligen Etablissements, an denen er interessiert war.
Das erste, das er betrat, das Elysée , erfüllte diese Kriterien. Lorbeerbäumchen flankierten die Mahagonitüren mit ihren blank polierten Messingbeschlägen, die von einem Türsteher in grüngoldener Livree aufgehalten wurden.
Etienne schlenderte über den weißen Marmorboden zur Rezeption und lächelte den ernst blickenden Empfangschef freundlich an. »Könnten Sie mir vielleicht den Namen Ihres Portiers nennen? Ein Kollege von mir wollte bei ihm ein Päckchen für mich hinterlassen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich im richtigen Hotel bin«, sagte er.
»Wir haben zwei«, antwortete der Mann. »Monsieur Flambert und Monsieur Annily. Flambert ist gerade im Dienst; vielleicht kann er Ihnen helfen, wenn Sie sich mit dem Hotel geirrt haben.« Er zeigte auf die andere Seite des Foyers, wo gerade ein paar Gäste mit dem Portier sprachen.
Keiner der beiden Männer hatte die richtigen Initialen, aber Etienne fragte trotzdem, ob ein Monsieur Le Brun im Hotel wohnte. Der Empfangschef überprüfte das Gästebuch und sagte, nein, niemand dieses Namens wäre Gast des Hauses.
Dann fragte Etienne nach
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