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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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wie immer, schmuddelig und vernachlässigt, und alles wurde überlagert von dem Geruch stinkender Kanäle und Pferdeäpfel. Die Bettler, Trinker und zerlumpten Kinder, die ihre Hände ausstreckten, und die Straßenhändler, die lauthals ihre Ware anpriesen, waren die gleichen wie bei seiner Abfahrt.
    Als Belle das Ram’s Head sah, fing sie an zu laufen. Leute blieben stehen und starrten sie an, was Noah kaum überraschte. In ihrem grau-weiß gestreiften Kleid und dem kessen, kleinen grauen Hut sah sie weit mehr nach einer Pariserin aus als nach einem Mädchen aus Seven Dials.
    Vor der Eingangstür der Schänke blieb sie stehen und drehte sich zu Noah um.
    »Nur zu!«, drängte er. »Geh rein!«
    Als Belle die Tür aufstieß, klopfte ihr Herz so laut, dass sie glaubte, jeder Passant müsste es hören.
    Zigarettenrauch und der Geruch von Bier schlugen ihr entgegen, Leute drehten sich zu ihr um, und einen Moment lang wäre sie am liebsten weggelaufen.
    Aber dann hörte sie, wie Mog ihren Namen schrie. Es war ein einziger Jubellaut, und Belle schossen die Tränen so abrupt in die Augen, dass sie nichts mehr sehen konnte.
    Die kleine Gestalt im altrosa Kleid, die sich durch die überfüllte Kneipe drängte, sah nicht aus wie die Frau, die ihr die Mutter ersetzt hatte. »Belle, meine wunderschöne Belle!«, rief sie, und der Tränenschleier hob sich so weit, dass Belle sehen konnte, dass auch Mog weinte und beide Arme ausbreitete.
    Fünfzig Männerstimmen oder mehr erhoben sich zu einem lautstarken Willkommensgruß. Mogs Arme schlossen sich um Belle und drückten sie so fest, dass jede nervöse Anspannung von ihr wich.
    »Lass dich anschauen!«, sagte Mog.
    Schweigen senkte sich über den Raum, und alle Blicke richteten sich auf die zwei Frauen, die einander an den Händen hielten und gleichzeitig lachten und weinten.
    »Willkommen daheim, Süße!«, rief jemand, und tosender Jubel erhob sich, begleitet von lautem Fußstampfen.
    Belle erkannte niemanden wieder, obwohl sie annahm, dass all diese Männer sie schon seit ihrer Kindheit kannten. Aber sie wusste, dass ihre Freude vor allem Mog galt. Die Frau, die sie ihr Leben lang geliebt hatte, wurde auch von diesen Menschen geliebt.
    Jetzt kam Garth zu ihnen. Auch er hatte sich verändert. Er war genauso groß, wie sie ihn in Erinnerung hatte, aber sein rotes Haar und sein Bart, die früher so ungepflegt ausgesehen hatten, waren jetzt ordentlich gestutzt. Er trug ein blütenweißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und eine smaragdgrüne Schürze mit kleinen Messingknöpfen. Aber der größte Unterschied zu früher war sein breites Lächeln. In ihrer Kindheit hatte er immer verdrossen und unfreundlich ausgesehen.
    »Meine Güte, aus dir ist ja eine richtige Schönheit geworden!«, rief er. »Es ist gut, dich wieder daheim zu haben. He, wo steckt Jimmy? Den ganzen Tag ist er zappelig, schaut ständig auf die Uhr und zur Tür, und jetzt ist er nicht da!«
    »Ich bin hier, Onkel«, ertönte Jimmys Stimme, und alle wandten sich zu ihm um. Er stand ruhig beim Fenster, wo er offensichtlich schon die ganze Zeit gewesen war. »Ich wollte nur, dass Mog sie erst einmal richtig begrüßen kann.«
    Seine Stimme war tiefer geworden, und er war gut acht bis zehn Zentimeter größer, als Belle ihn in Erinnerung hatte. Seine Schultern waren fast so breit wie die seines Onkels, und sein ehemals struppiges karottenrotes Haar war dunkler geworden, und er trug es etwas länger, was ihm viel besser stand.
    Das Bild, das Belle von ihm im Gedächtnis behalten hatte, war das eines mageren, sommersprossigen Jungen mit goldbraunen Augen und guten Manieren, aber dieser Jimmy hier war ein Mann, gut aussehend und selbstbewusst. Nur seine Augen waren dieselben geblieben.
    »Er hat die Hoffnung nie aufgegeben«, sagte Garth und betrachtete voller Stolz seinen Neffen. »Na, komm schon, du Tölpel, nimm sie in die Arme!«
    Belle wusste, dass der Jimmy, den sie einmal gekannt hatte, sich bei einem derartigen Befehl vor Verlegenheit gewunden hätte, aber der neue Jimmy nicht. Mit drei, vier Schritten war er bei ihr, nahm sie in die Arme und schwenkte sie im Kreis herum.
    »Ich dachte, dieser Tag würde nie kommen«, sagte er, als sie überrascht quiekte. »Du ahnst nicht, wie schön es ist, dich wiederzusehen.«
    Garth trat hinter den Tresen und läutete die Glocke.
    »Das ist der Tag, auf den wir alle gewartet haben«, verkündete er, als alle verstummten. »Zeit, die glückliche Heimkehr unserer Belle zu

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