Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
und all die Aufregung hatten sie angestrengt. »Kann ich jetzt zu Bett gehen?«, fragte sie. »Ich würde gern noch aufbleiben und mit euch reden, aber ich bin ziemlich erledigt.«
»Natürlich«, sagte Jimmy. »Zu wissen, dass du oben bist, reicht Mog und mir. Reden können wir morgen immer noch.«
KAPITEL 36
Inspektor Todd, ein Mann mit scharfen Augen und braunen Zähnen, der ins Ram’s Head gekommen war, um Belles Aussage aufzunehmen, wollte gerade mit seinem Constable das Lokalverlassen, als er sich noch einmal zu Belle umdrehte.
»Vielen Dank für Ihre wertvolle Hilfe, Miss Cooper«, sagte er brüsk. »Wir werden die zwei Männer noch heute in Gewahrsam nehmen. Seit Mr. Bayliss uns mitgeteilt hat, dass Sie gefunden worden sind, werden die beiden beschattet.«
Belle blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Die beiden Polizeibeamten hatten sie über eine Stunde lang verhört, aber so, als wäre sie eine Kriminelle, nicht das Opfer eines Verbrechens. Sie konnte nicht verstehen, warum sie ihr das nicht gleich gesagt hatten.
Todd hatte sich von ihr bis ins letzte Detail schildern lassen, was an jenem Abend vor über zwei Jahren in Millies Zimmer passiert war, und sie immer wieder mit Fragen unterbrochen, als wollte er ihr eine Falle stellen. Einmal hatte er ihr sogar unterstellt, sie habe sich aus einem anderen Grund als aus Angst, oben erwischt zu werden, unter dem Bett versteckt. Offensichtlich glaubte er nicht, dass sie damals gar nicht begriffen hatte, was dort vor sich ging.
Als sie von ihrer Entführung berichtete, hatte er eine zynische Miene aufgesetzt, als dächte er, sie wäre aus reiner Abenteuerlust zu zwei Fremden in die Kutsche gestiegen. Erst als sie zu dem Teil kam, wie sie bei Madame Sondheim gelandet war und was man dort mit ihr gemacht hatte, und zu weinen anfing, wurde er ein bisschen milder.
Er hatte ihr eine lange Liste mit den Namen anderer Mädchengezeigt und sie gefragt, ob ihr welche davon bekannt vorkamen und ob sie irgendetwas über diese Mädchen gehört hatte. Einige der Namen hatte Noah bereits erwähnt, aber Belle sagten sie nichts. Auch das schien ihr der Inspektor nicht zu glauben.
Sie war stark versucht, Inspektor Todd zu sagen, was sie von ihm hielt, verkniff sich aber eine bissige Bemerkung. »Wie klug von Ihnen«, sagte sie und tarnte ihren Sarkasmus mit einem strahlenden Lächeln.
»Wir benötigen von Ihnen eine formelle Identifizierung der beiden Männer, wenn wir sie verhaftet haben«, sagte Todd, der anscheinend immun gegen Sarkasmus war. »Und sowie Ihre Aussage zu Protokoll genommen wurde, werden wir Sie bitten, sie noch einmal durchzulesen und zu unterzeichnen. Einstweilen bleibt mir nur zu sagen, dass ich sehr froh bin, dass Sie in Paris gefunden wurden und wieder bei Ihrer Familie sind.«
Als die Polizeibeamten weg waren, ging Belle in die Küche, wo Jimmy schon gespannt auf sie wartete.
»Alles gut gegangen?«, fragte er.
»Ich kann verstehen, warum die meisten Leute hier in der Gegend lieber auf die Hilfe der Polizei verzichten. Zwei Jahre lang drehen sie Däumchen, und dann, wenn ich endlich – ohne jede Hilfe ihrerseits! – wieder da bin, werde ich behandelt wie eine Lügnerin«, regte sie sich auf. »Dieser Todd hat so viel Feingefühl wie eine Küchenschabe. Aber zum Schluss hat er gesagt, dass sie Kent und Sly noch heute verhaften wollen. Hoffen wir, dass es ihnen gelingt!«
Jimmy sah sie mitfühlend an. »Hier in der Gegend erzählt man sich, dass keiner mehr Kent decken will, nicht einmal für Geld«, sagte er. »Nicht nur wegen Millie oder dir, sondern auch wegen der fürchterlichen Bedingungen, unter denen seine Mieter leben müssen, und wegen der anderen verschwundenen Mädchen und seiner Gewalttätigkeit. Seine Zeit ist vorbei – sogar seine treuesten Anhänger haben ihn im Stich gelassen. Er wird hängen, so viel steht fest, und wenn Sly seinem Spitznamen Ehre macht, wird er reden, um seinen eigenen Hals zu retten.«
»Ich hoffe nur, dass die anderen Mädchen gefunden und nach Hause gebracht werden«, sagte Belle. »Aber ich fürchte, für die meisten von ihnen ist es zu spät.« Niedergeschlagen ließ sie sich auf einen Stuhl sinken.
»Onkel Garth hat gesagt, dass ich mir heute freinehmen kann. Er hat sich schon gedacht, dass dich das Verhör ziemlich mitnehmen wird, und mir vorgeschlagen, ein bisschen mit dir spazieren zu gehen, um dich aufzumuntern«, sagte Jimmy. »Möchtest du das?«
»Das wäre sehr schön«, sagte
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