Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
würde. Ich dachte immer, das ist nichts für Frauen wie mich.«
Belle, die so gerührt war, dass es ihr die Kehle zusammenschnürte, fragte, wann die Hochzeit stattfinden sollte.
»Na ja, wo du jetzt zu Hause bist, möglichst bald«, sagte Mog und schenkte Belle noch eine Tasse Tee ein. Sie hatte ihr schon alles Mögliche zu essen angeboten, aber Belle hatte keinen Hunger. »Ichglaube, tief im Inneren muss ich gewusst haben, dass du gefunden wirst, weil ich den Termin ständig vor mir hergeschoben habe. Aber jetzt bist du endlich wieder da, wo du hingehörst, und mein Glück ist komplett.«
»Was ist mit Annie?«, wollte Belle wissen. »Noah hat mir erzählt, was sie jetzt macht, und dass ihr beide getrennte Wege gegangen seid. Weiß sie, dass ich wieder da bin?«
»Sie weiß, dass man dich gefunden hat. Ich war bei ihr, aber zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wann du nach Hause kommst.«
»Und?«
»Sie war natürlich froh, dass es dir gut geht, aber du kennst sie ja. Zeigt keine Gefühle, findet für niemanden ein Wort des Lobs oder des Mitgefühls. Früher habe ich gedacht, dass es irgendwie meine Schuld ist, dass sie so ist, aber ehrlich gesagt, Belle, mir reicht es langsam. Wenn sie zu einer verbitterten alten Frau werden will, dann ist das ihre Sache. Ich habe es satt, Entschuldigungen für sie zu finden. Sie weiß, wo ich bin und dass du kommst. Wir müssen einfach abwarten, ob sie auftaucht.«
Belle hatte gehofft, dass ihre Abwesenheit von zwei Jahren ihre Mutter milder und warmherziger gemacht hatte, aber das war wohl zu viel erwartet.
»Aber jetzt will ich alles von dir hören«, sagte Mog, um das Thema zu wechseln. »Fang am Anfang an und erzähl mir die ganze Geschichte. Und lass bloß nichts aus, weil du mich nicht beunruhigen willst!«
*
Anderthalb Stunden und zwei Tassen Tee und ein Schinkensandwich später war Belle endlich bei der Stelle ihrer abenteuerlichen Erzählung angelangt, wo Etienne zu ihrer Rettung kam. Mogs Augen waren manchmal untertassengroß geworden, und mehrmals war sie in Tränen ausgebrochen.
»Wie kannst du trotzdem so frisch und hübsch aussehen?«, fragte sie.
»Ich hatte in Paris zehn Tage Zeit, um ein bisschen Fett anzusetzen und die Blutergüsse abklingen zu lassen. Und ich hatte Menschen wie Noah, Etienne und Gabrielle, die so lieb zu mir waren und mir geholfen haben, darüber hinwegzukommen«, sagte sie. »Und Philippe hat mir vor der Abfahrt eine wunderschöne Seidenbluse und eine Flasche Parfum geschenkt.«
»Bist du, du weißt schon … untersucht worden?«, fragte Mog behutsam.
Belle lächelte, weil es Mog widerstrebte, »Syphilis« zu sagen. Sie wirkte jetzt ein bisschen wie eine Hausfrau aus der Vorstadt; kein Mensch wäre je auf die Idee gekommen, dass sie ihr halbes Leben als Dienstmädchen in einem Bordell gearbeitet hatte.
»Ja, in der Klinik. Es waren keine Anzeichen für eine Krankheit zu finden, aber der Arzt hat mich gewarnt, dass es eine Weile dauern kann, bis erste Symptome auftreten. Aber schließlich will ich auf diesem Gebiet auch nicht mehr tätig werden!«
Mog wurde rot, und Belle lachte. »Wir können nicht so tun, als wäre ich immer noch eine kleine Unschuld.«
»Für mich wirst du immer mein kleines Mädchen sein«, sagte Mog mit bebenden Lippen. »Ich ertrage den Gedanken nicht, was du alles durchgemacht hast.«
»Jetzt ist es vorbei. Dir alles zu erzählen, war richtig befreiend. Ich habe ein bisschen Geld, und ich werde einen Hutsalon eröffnen. Den ersten Hut, den ich mache, trägst du zu deiner Hochzeit!«
Jimmy spähte herein. »Wenn ihr wollt, dass ich wieder gehe, müsst ihr es nur sagen.«
»Natürlich nicht«, sagte Belle. »Komm, setz dich zu uns. Ist im Lokal noch was los? Es ist viel ruhiger geworden.«
»Die meisten sind schon nach Hause getorkelt«, antwortete Jimmy. »Garth hat gesagt, dass er gleich schließen wird. Noah ist schon vor einer Weile gegangen. Er lässt dir ausrichten, dass er noch einen Brief schreiben muss.«
Belle grinste und erzählte Mog und Jimmy von Lisette. »Ich hoffe, sie kommt nach England, Noah ist wirklich ganz hingerissen von ihr. Sie hat ein besseres Leben verdient, sie ist eine liebe, gütige Frau und noch dazu sehr hübsch.«
Sie merkte Jimmy an, dass auch er begierig war, ihre ganze Geschichte zu hören, aber sie wusste, dass sie ihm eine zensierte Version liefern musste, und das bedurfte einer gewissen Vorbereitungszeit. Außerdem war sie auf einmal sehr müde; die Reise
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