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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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möglichen Momenten wieder ein. Es wäre die leichteste Sache der Welt, ihn anzunehmen; sie würde auf einen Schlag alle glücklich machen, sogar sich selbst, weil sie Jimmy mit jedem Tag lieber mochte. Aber solange sie noch an Etienne dachte und gegen jede Vernunft hoffte, dass er herkommen würde, wäre es Jimmy gegenüber nicht fair, ihm Hoffnungen zu machen.
    Aber bis jetzt war kein Brief von Etienne gekommen. Sie war jetzt seit zwei Wochen wieder in London, und obwohl sie wusste, dass Post aus Frankreich vielleicht länger dauerte, sagte ihr Herz ihr, dass kein Brief unterwegs war.
    Garth duldete keine weiblichen Gäste in seinem Pub. Seine Einstellung war nicht ungewöhnlich; abgesehen von Hotelbars oder Lokalen in der Nähe von Theatern hielten es die meisten Wirte genauso. Mog half gelegentlich mittags beim Servieren, aber nie am Abend, und Garth bezeichnete die Frauen, die manchmal versuchten, seine Schenke zu betreten, als »Nachtfalter« und verweigerte ihnen den Zutritt.
    Sein Euphemismus war fehl am Platz, denn in Seven Dials warteten die Damen nicht die Nacht ab, sondern lungerten ab neun Uhr morgens an den Straßenecken herum. Dort hatten sie schon in Belles Kindheit gestanden, aber sie hatte sie damals kaum wahrgenommen. Jetzt fielen sie ihr nicht nur auf, sondern weckten auch tiefes Mitgefühl in ihr: Manche von ihnen verhüllten kaum ihre schlaffen Brüste, und ihre Haare sahen aus, als wären sie wochenlang nicht gewaschen worden. Sie alle waren schmutzig, verlebt und dünn, weil sie statt Essen lieber billigen Gin kauften, der sie ihr Elend eine Weile vergessen ließ.
    Als Belle und Mog eines Abends in der Küche saßen und aus der Schankstube schrille Frauenstimmen hörten, blickte Belle überrascht von ihrem Skizzenblock auf.
    »Was ist denn da los?«, fragte sie.
    Mog legte ihre Näharbeit hin und warf einen Blick aus dem Fenster. »Tja, regnen tut es nicht. Dann versuchen sie nämlich meistens reinzukommen. Wahrscheinlich ist draußen auf der Straße irgendwas passiert. Ich geh mal nachschauen.«
    Sie öffnete die Tür zum Schankraum und spähte hinaus. »Jimmy!«, rief sie. »Was ist los?«
    Belle konnte seine Antwort nicht hören, aber Mog kam zurück und setzte sich wieder hin. »Er hat gesagt, dass er gleich kommt. Aber da drinnen ist ein ganzer Haufen Mädchen, von Pearl’s , glaube ich, und Garth hat ihnen allen was zu trinken gegeben. Irgendwas muss passiert sein.«
    Das Pearl’s war ein Bordell ein paar Straßen weiter. Mog hatte es vor ein, zwei Tagen erwähnt, weil das Gerücht umging, dass es Kent gehörte.
    »Vielleicht hat die Polizei dort eine Razzia gemacht, um ihn zu finden«, meinte Belle.
    »Wenn ja, dann hätten sie gleich alle Mädchen mit aufs Revier genommen«, sagte Mog und runzelte beunruhigt die Stirn.
    Es war frustrierend zu hören, wie die Stimmen immer lauter und erregter wurden, und nicht zu wissen, worum es ging. Mog ging mehrmals zur Tür, um zu lauschen, wurde aber nicht schlau aus den Wortfetzen, die sie aufschnappte. Dann hörten sie die Glocke, die die Sperrstunde ankündigte, und allmählich wurde es wieder ruhiger.
    Schließlich kam Garth in die Küche. Sein Gesicht war grimmig.
    »Was ist los?«, fragte Mog, ging zu ihm und legte die Arme um ihn.
    »Die Polizei hat im Pearl’s eine Razzia gemacht«, sagte er. »Kent war dort, aber er hatte eine Waffe. Er hat auf einen der Polizisten geschossen und ist durch ein Fenster getürmt. Ganz Seven Dials ist in Aufruhr. Die Mädchen sind hergekommen, um mir wegen Belle Bescheid zu sagen.«

KAPITEL 37
    Belle wälzte sich die ganze Nacht unruhig hin und her. Mog lag in dem Bett neben ihrem, und Jimmy und Garth hielten unten abwechselnd Wache.
    Bevor sie zu Bett gingen, hatte Jimmy darauf hingewiesen, dass es nach dem Mord an einem Polizisten für Kent wenig Sinn hatte, auch Belle zu töten, weil er auch ohne ihre Zeugenaussage gehängt werden würde. Garth meinte, dass Kent eher versuchen würde, das Land zu verlassen. Was die beiden sagten, klang durchaus logisch, aber Belle hatte das Gefühl, dass Logik bei Männern wie Kent oder Pascal kaum ins Gewicht fiel.
    Als Mog und sie aus dem Schlafzimmerfenster schauten, bevor sie sich hinlegten, sahen sie, wie zwei Polizisten auf der Monmouth Street patrouillierten. Mog war überzeugt, dass in ganz Seven Dials Polizisten unterwegs waren, und machte Belle darauf aufmerksam, wie ruhig es im Viertel war. Von den üblichen Betrunkenen und Huren war nichts zu

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