Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
Belle war nicht da. Da er annahm, dass sie bei Mog war, lief er nach oben, aber Mog, die gerade schmutzige Bettwäsche einsammelte, war allein.
»Wo ist Belle?«, wollte er wissen.
»Die macht unten sauber«, antwortete Mog.
»Damit ist sie fertig, und in der Küche ist sie auch nicht«, sagte Jimmy und öffnete jede einzelne Tür, um nachzuschauen, ob sie vielleicht in einem der Schlafzimmer war.
»Draußen im Hof bei Garth?«, meinte Mog.
Jimmy machte das Fenster auf und rief seinem Onkel, der gerade auf einer Kiste saß und seine Pfeife rauchte, zu: »Ist Belle bei dir?«
Sein Onkel rief zurück, dass sie im Schankraum wäre.
»Nein, ist sie nicht«, rief Jimmy, der sich jetzt ernsthaft Sorgen machte.
»Wo kann sie bloß sein?«, fragte er Mog und lief nach unten, um im Salon nachzusehen, den sie nur selten benutzten.
Als Mog ein paar Minuten später nach unten kam, stand Jimmy in der Küche und runzelte sorgenvoll die Stirn. »Das gefällt mir nicht«, sagte er. »Glaubst du, sie ist vielleicht ausgegangen, obwohl wir ihr eingeschärft haben, das Haus auf keinen Fall zu verlassen?«
»Vielleicht hat sie dringend etwas gebraucht.«
»Zum Beispiel?«
»Keine Ahnung, Jimmy«, sagte Mog. »Aber Mädchen kommen auf die komischsten Ideen. Wahrscheinlich hielt sie es für dringend.«
»Als ich um halb zehn raufging, um warmes Wasser zu holen, habe ich gehört, wie sie den Boden aufgekehrt hat«, sagte Jimmy. »Hast du sie danach noch gesehen?«
»Na ja, als ich ihr zurief, dass ich die Betten frisch beziehen will, hat sie noch darüber gewitzelt, dass ich mich nicht wieder hinlegen soll«, sagte Mog. »Das war um zehn.«
»Sie muss das Haus durch die Seitentür verlassen haben«, sagte Jimmy. »Garth war die ganze Zeit hinten im Hof, diesen Weg konnte sie also nicht nehmen.«
»Komisch, dass sie so heimlich davongeschlichen ist«, meinte Mog. Als ihr Jimmys besorgte Miene auffiel, ging sie zu ihm und tätschelte seinen Arm. »Mach dir keine Sorgen. Wahrscheinlich wollte sie Haarnadeln kaufen oder hat jemanden, den sie kennt, draußen vor dem Fenster gesehen und ist rausgelaufen, um ein bisschen zu plaudern. Sie ist bestimmt nicht weit weg.«
»Das gefällt mir nicht, Mog«, sagte Jimmy wieder. »Schau mal, sie hat ihre Schürze abgenommen, und das würde sie sicher nicht machen, wenn sie bloß kurz mit jemandem reden wollte. Außerdem ist sie jetzt schon eine halbe Stunde weg.«
Mog warf einen Blick auf die Schürze, die an einem Haken an der Tür hing. Allein das war schon ungewöhnlich, weil Belle sie normalerweise auf einen Stuhl oder sonst wohin legte, aber nie an den Haken hängte. Mog strich über die Schürze – das einzige Mal, als Belle sie aufgehängt hatte, war sie nass gewesen.
»Knochentrocken«, stellte sie fest. Aber plötzlich ertastete sie etwas Steifes in der Tasche. Sie langte hinein und nahm den Brief heraus. Als sie ihn las, wurde sie blass.
»Was ist los?«, fragte Jimmy.
»Ein Brief von ihrer Mutter«, stieß Mog hervor. »Nur, dass es nicht Annies Handschrift ist. Wer immer das geschrieben hat, wollte sich mit Belle treffen.«
Jimmy riss ihr den Brief aus der Hand und überflog ihn. »Aber das ist Annies Adresse«, sagte er. »Bist du sicher, dass er nicht von ihr ist?«
»Ganz sicher. Ich habe zwanzig Jahre lang täglich Annies Handschrift gesehen, und das ist sie nicht.«
»Aber würde Belle das nicht auch merken?«
»Ihre Mutter hat ihr nie geschrieben; Belle kennt von ihr wahrscheinlich nur hastig gekritzelte Einkaufslisten. Und auch die hat sie seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen. Außerdem glaube ich nicht, dass Annie schreiben würde, dass sie nicht herkommen möchte. Man kann ihr einiges vorwerfen, aber feige ist sie nicht.«
Jimmy studierte wieder den Brief. »Maiden Lane – dort bin ich in das Büro eingebrochen. Damals war es ein Club, aber er hat vor anderthalb Jahren dichtgemacht.« Seine Augen sprühten Feuer, als er den Kopf hob und Mog ansah. »Das ist eine Falle von Kent! Er hat sie dort hingelockt. Mog, du informierst Garth und sagst der Polizei, dass sie in die Maiden Lane kommen soll. Es ist der alte Club neben der Hintertür eines Theaters. Ich gehe jetzt dahin!«
»Nein, Jimmy, er hat eine Pistole!«, rief Mog entsetzt, aber es war zu spät. Jimmy rannte schon zur Tür und hielt nur kurz inne, um sich den Knüppel zu schnappen, den Garth als Warnung für potenzielle Störenfriede bereithielt.
Jimmy rannte wie der Blitz über den
Weitere Kostenlose Bücher