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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Markt. Er hörte, wie Leute ihn anschrien, aber er blieb weder stehen, noch schrie er zurück. Er wurde nur von einem einzigen Gedanken beherrscht: Er musste Belle retten.
    In der Maiden Lane musste er kurz verschnaufen, weil er Seitenstechen hatte und völlig aus der Puste war. Er beugte sich vor, bis die Schmerzen nachließen, und lief zur Eingangstür des alten Clubs weiter. An dem Abfall, der überall herumlag, war zu sehen, dass er seit Langem geschlossen war. Wahrscheinlich hatte James Colm, der Mann, der den Club früher geführt hatte, Kent die Schlüssel gegeben und ihm geraten, sich hier zu verstecken, bis sich die Wogen geglättet hatten. Obwohl die Polizei über Colm im Bilde war, hatte anscheinend niemand daran gedacht, dass Kent hier sein könnte.
    Die Tür sah nicht besonders stabil aus, aber als Jimmy den Knüppel hob, um sie einzuschlagen, fiel ihm ein, dass Kent ihn hören und dann mit gezückter Waffe auf ihn warten würde. Vielleicht würde er sogar Belle erschießen.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als an der Vorderfront des Gebäudes hochzuklettern und durchs Fenster einzusteigen.
    Als er zur Strand zurücklief, musste er daran denken, wie viel Angst er letztes Mal gehabt hatte, dass ihn jemand sehen könnte. Das war heute egal, aber er hoffte, dass niemand zetermordio schrie, während er in das Haus einstieg, und Kent auf ihn aufmerksam machte.
    Jimmy schob den Knüppel unter sein Hemd und fing an zu klettern. Er war jetzt viel kräftiger als damals und erreichte mithilfe der Regenrinne mühelos das Fensterbrett des ehemaligen Büros. Die Fensterscheiben waren so schwarz von Schmutz und Ruß, dass man kaum etwas erkennen konnte, aber Jimmy drückte sich auf die eine Seite und rieb in der Hoffnung, dass die Vorhänge von damals immer noch vor den Fenstern hingen und ihn verbargen, ein kleines Stück Glas sauber.
    Das Büro sah aus wie eine Müllkippe. Jimmy konnte auf dem mit Abfall übersäten Fußboden eine alte Matratze erkennen. Die Aktenschränke waren verschwunden, aber der Schreibtisch stand noch an seinem Platz. Kent saß dahinter und studierte etwas, das nach einer Landkarte oder einem Stadtplan aussah.
    Er saß mit dem Gesicht zum Fenster; ein Laut von Jimmy, und er würde aufblicken. Wieder spähte Jimmy durch das Loch und hoffte, die Waffe des Mannes zu entdecken. Aber falls sie irgendwo herumlag, dann außerhalb seines Blickfelds. Von Belle war nichts zu sehen; wahrscheinlich war sie draußen im ehemaligen Club.
    Jimmy überlegte angestrengt, was er tun sollte. Er könnte wieder nach unten klettern und jemanden aus einem der Läden bitten, an die Hintertür des Gebäudes zu hämmern. Aber Kent würde sicher seine Waffe mitnehmen, und das Risiko, dass Belle verletzt wurde, war viel zu groß.
    Wieder spähte er ins Büro und wunderte sich, wie ruhig der Mann wirkte, als er die Karte studierte, so, als würde er lediglicheine Urlaubsreise planen. Aber so gepflegt und elegant wie früher war er nicht mehr. Damals vor zwei Jahren war sein Haar dunkel und nur an den Schläfen ein wenig grau gewesen, aber jetzt war es völlig ergraut und so lang, dass es über sein schmutziges, kragenloses Hemd fiel. Er hatte sich offenbar schon eine ganze Weile nicht mehr rasiert, aber nicht lang genug, als dass ihm ein Bart gewachsen wäre. Sein einst sorgfältig gestutzter militärischer Schnauzbart hing lang und ungepflegt über seine Lippen.
    Jetzt blieben unten auf dem Bürgersteig ein paar Leute stehen und schauten zu Jimmy hinauf. Er konnte Stimmengemurmel hören und vermutete, dass die Leute davon ausgingen, er habe sich ausgesperrt und versuche jetzt, durch das Fenster ins Haus zu kommen. Eine Frau rief ihm zu, er solle vorsichtig sein, sonst würde er sich noch den Hals brechen.
    Auf einmal hatte er eine Idee. Wenn diese Leute genug Lärm schlugen, würde Kent bestimmt ans Fenster gehen und nachschauen, was da draußen los war. Der Schreibtisch stand näher zum zweiten Fenster, und dort schien auch weniger Müll zu liegen, während unter dem Fenster, auf dessen Sims Jimmy stand, ein Stapel Kisten zu sehen war. Kent würde bestimmt den kürzeren und bequemeren Weg nehmen, und wenn er das tat, konnte Jimmy die Scheibe einschlagen und   – hoffentlich   – Kent außer Gefecht setzen, ehe er seine Pistole ziehen konnte.
    Der Plan war alles andere als narrensicher; alles, was dafür sprach, war der Überraschungseffekt. Und Jimmy musste praktisch gleichzeitig drei Dinge tun: die Scheibe

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