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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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ausgesehen hat?«, fragte Noah.
    Der Mann runzelte die Stirn. »Er hatte lockiges Haar und war viel freundlicher als der andere, aber das ist auch schon alles. Es war dunkel, und das Licht hier drinnen ist nicht besonders gut.«
    »Hätten sie irgendwie unbemerkt ein Mädchen an Bord schmuggeln können?«
    »Nein. Die Karten werden auf der Gangway noch einmal überprüft. Da passen wir schon gut auf.«
    »Wissen Sie, wie die Männer hergekommen sind?«
    »Von hier drinnen kann ich es nicht sehen, aber ich nehme an, in einer Droschke oder Kutsche, weil sie einen Schrankkoffer bei sich hatten.«
    »Einen Schrankkoffer!«, rief Noah. »Wie groß war der?«
    »Das weiß ich nicht, sie haben ihn nicht hier hereingebracht. Ich habe nur gehört, wie einer der Gepäckträger fragte, ob sie Hilfe bräuchten.«
    »So haben sie es also gemacht. Belle war in dem Schrankkoffer«, sagte Noah, als sie das Kartenbüro verließen.
    »Da können Sie sich nicht sicher sein«, sagte Jimmy.
    »Doch«, beharrte Noah. »Männer nehmen keine Schrankkoffer mit, es sei denn, sie wandern aus, aber ansonsten ist das eher etwas für Frauensachen und Haushaltswäsche. Ein Mann nimmt einen normalen Koffer oder eine Reisetasche.«
    »Ob sie noch am Leben war, als sie in den Koffer gepackt wurde?«, fragte Jimmy ängstlich.
    Noah blies nachdenklich die Backen auf. »Ich denke schon«, sagte er schließlich. »Warum sollte jemand das Risiko eingehen, dabei erwischt zu werden, mit einer Leiche das Land zu verlassen? Das ergibt einfach keinen Sinn. Aber falls sie Belle auf diese Weise weggebracht haben, müssen sie sie betäubt haben, um sie ruhig zu stellen.«
    »Das bedeutet, dass sie etwas Bestimmtes mit ihr vorhaben«, sagte Jimmy mit bebender Stimme. »Was könnte das sein?«
    Noah brauchte darauf nichts zu erwidern; er konnte sehen, dass Jimmy die Antwort bereits kannte. Er klopfte dem Jungen aufmunternd auf die Schulter und wünschte, er hätte eine weniger furchtbare Alternative parat. »Du hast gesagt, dass Belle Courage und Verstand hat, vielleicht schafft sie es ja, die Männer auszutricksen«, sagte er. »Sehen wir mal in Kents Haus nach, ob wir irgendwelche Hinweise finden, wohin er sie gebracht hat.«
    »Wir brechen ein?«, fragte Jimmy mit leuchtenden Augen.
    »Sieht so aus.« Noah lächelte.
    Kurz nach elf am selben Abend kehrten Noah und Jimmy in den Ram’s Head zurück. Garth scheuchte gerade ein paar letzte Trinker aus dem Lokal und forderte Jimmy auf, Annie und Mog zu holen.
    Die beiden Frauen stürzten so erwartungsvoll aus dem Salon, dass Noah wünschte, er hätte ihnen mehr zu berichten.
    Er erzählte, was sie in Dover herausgefunden hatten, und berichtete dann, wie sie mit dem Zug nach Charing gefahren waren, um Kents Haus einen Besuch abzustatten.
    »Aber außer einer Bohrwinde in der Halle haben wir nichts Ungewöhnliches gefunden«, schloss er bedrückt.
    »Aber es war nicht die Art Haus, die wir erwartet hatten, oder?«, warf Jimmy ein und sah Noah an. »Es war richtig schön und perfekt eingerichtet, überhaupt nicht das, was man von einem Besitzer von Elendsquartieren erwarten würde.«
    Noah lächelte Annie an. »Er hat recht. Mich hat es an ein Puppenhaus erinnert. Möbel, Dekoration, Teppiche und Zierkissen   – alles sah so aus, als wäre es mit großer Sorgfalt ausgewählt worden. Jimmy ist ein talentierter kleiner Einbrecher. Er hat an der Rückseite ein kleines Fenster aufgedrückt und sich wie ein Aal durchgewunden. Aber als er nach vorn kam und die Eingangstür öffnete, hatte ich fast Angst, das Haus zu betreten, weil es so sauber und gepflegt aussah.«
    »Komisch, eigentlich sah es mehr wie das Haus einer Frau aus«, sagte Jimmy. »Ich habe früher gelegentlich Sachen ausgeliefert, die Ma für zwei Frauen in Islington anfertigte. Bei ihnen sah es auch so aus. So, als hätte noch nie ein Mann ihr Haus betreten. Ich fand es gruselig. Wir haben oben nachgeschaut, aber nirgendwo Frauensachen gefunden.«
    »Was ist eine Bohrwinde?«, wollte Annie wissen.
    Noah erklärte, dass es sich um ein Werkzeug handelte, mit dem man Löcher bohren konnte, und das hauptsächlich von Zimmerleuten verwendet wurde. »Andere Werkzeuge befanden sich im Gartenschuppen, sorgsam verwahrt in einem Lederetui mit Schlaufen. Ich glaube, er hat mit der Bohrwinde Luftlöcher in den Schrankkoffer gebohrt. Aber sonst haben wir nichts gefunden. Vermutlich hat er Belle bloß dort hingebracht, um den Koffer zu holen und sie darin zu verstauen,

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