Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
auf die Probe stellen? Oder glaubst du, wenn du das machst, bringe ich es nicht mehr übers Herz, dich morgen in dieses Haus zu bringen?«
»Ich weiß, dass du mich trotzdem hinbringen musst«, sagte sie, ein bisschen eingeschüchtert von seiner sorgenvollen Miene. »Aber Lisette hat mir in Paris gesagt, dass es ganz anders für mich sein wird, wenn ich es mit einem Mann mache, den ich wirklich mag.« Sie wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte. Sie brachte es nicht fertig, »Sex« oder »Ficken« zu sagen, und falls es einen weniger drastischen Ausdruck gab, kannte sie ihn nicht.
»Mit einem Mann, den man wirklich mag, nennt man es ›Liebe machen‹«, sagte er und beugte sich vor, so dass sein Gesicht ganz nah bei ihrem war. »Ich fühle mich geschmeichelt, dass du mich magst, Belle, und ich habe noch nie ein junges Mädchen gekannt, das ich lieber hatte als dich. Ich werde dich in die Arme nehmen und küssen, aber mehr nicht. Zu Hause habe ich eine Frau, der ich nicht untreu sein kann.«
Er beugte sich noch näher zu ihr, und seine Lippen trafen auf Belles, berührten sie zart wie Schmetterlingsflügel. Belle legte ihre Arme um ihn, und als seine Zunge in ihren Mund tauchte, lief ihr ein kleiner Schauer über den Rücken.
»Wie war das?«, fragte er scherzend. Im Kerzenlicht konnte sie sein Gesicht nicht genau sehen, aber sie legte ihre Hände an seineWangen und strich mit ihren Daumen zärtlich über seine Lippen.
»Gut genug, dass ich noch mehr will«, wisperte sie.
Er ließ sich neben sie aufs Bett gleiten und nahm sie in seine Arme. »Du bist eine kleine Verführerin«, stöhnte er. »Du wirst New Orleans im Sturm erobern!«
Er küsste sie immer wieder, bis sich ihr ganzer Körper danach sehnte, von ihm liebkost zu werden. Aber obwohl er sie küsste und mit seinen Lippen über ihren Nacken, ihre Arme und Finger strich, versuchte er nicht, weiterzugehen.
Belle wusste, dass er sie begehrte; sie konnte fühlen, wie sein Glied unter der Hose hart und steif wurde, aber als sie behutsam ihre Hand darauflegte, schob er sie sanft weg.
»Zeit, schlafen zu gehen«, sagte er, küsste sie liebevoll auf die Stirn und stieg aus dem Bett.
Er nahm ihre Sachen vom oberen Bett, blies die Kerze aus und kletterte nach oben. Belle streckte sich wohlig und lächelte leise, als sie seinen Duft auf dem Kopfkissen wahrnahm.
Nun, da sie wusste, wie schön es sein konnte, würde ihr kein Mann mehr so furchtbare Angst einjagen. Es machte sie traurig, dass Etienne nicht gewillt war, sie in die Kunst der Liebe einzuweihen, aber er hatte ihr immerhin gezeigt, was Verlangen war.
» Bonne nuit, ma petite «, sagte er leise.
»Gute Nacht, Etienne«, flüsterte sie. »Wenn die Gentlemen in New Orleans alle so sind wie du, wird es mir nicht schwerfallen, sie gern zu haben.«
KAPITEL 15
Ein Tisch, dessen Alabasterplatte von goldenen Putten gestützt wurde, türkisblaue Samtsofas mit Kissen aus goldenem und rosa Satin, ein weißes Klavier und das lebensgroße Gemälde einer nackten Dame, die auf einer Couch ruhte, über dem weißen Marmorkamin – das waren nur einige der Wunder im Salon von Marthas Maison de joie , wie die Frau ihr Haus genannt hatte. Belle musste sich zwingen, sich nicht von all der Pracht ablenken zu lassen und die Ohren zu spitzen, um zu verstehen, was Etienne zu Madame Martha sagte.
Martha war eine große, stattliche Frau Mitte vierzig. Belle schätzte, dass sie über eins siebzig groß war und mindestens neunzig Kilo wog. Ihr Haar war zu einem hellen Goldblond gebleicht und zu einer kunstvoll gelockten Frisur hochgetürmt. Aber so alt oder massig sie auch sein mochte, sie war trotzdem schön. Ihre Haut schimmerte wie elfenbeinfarbener Satin, und ihre Augen waren so dunkel, dass Belle die Iris nicht erkennen konnte. Sie trug ein lose geschnittenes aprikosenfarbenes Nachmittagskleid, dessen Ausschnitt kunstvoll bestickt und so tief war, dass ihre gewaltigen Brüste aus dem Mieder zu quellen drohten. Aber ihre Füße, die in bestickten Pantöffelchen in derselben Farbe wie ihr Kleid steckten, waren winzig, und an ihren ebenso kleinen Händen steckte an jedem Finger ein Ring.
»Belle unterscheidet sich deutlich von den Mädchen, die Sie normalerweise haben, Madame«, sagte Etienne ausgesprochen höflich. »Sie ist intelligent, hat die Haltung und Umgangsformen einer Erwachsenen und ist noch dazu ein freundliches, liebevolles und sensibles Mädchen. Ich würde nie wagen, Ihnen vorzuschreiben, wieSie Ihr
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