Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
Haus zu führen haben, aber ich habe Belle auf unserer langen Reise gut kennengelernt und glaube, es wäre für Sie von Vorteil, sie noch eine Weile im Hintergrund zu halten. Lassen Sie Belle von den anderen Mädchen lernen, und spannen Sie die Gentlemen ruhig ein bisschen auf die Folter.«
»Wenn ich an Ihrer Meinung interessiert wäre, Schätzchen, hätte ich Sie danach gefragt«, erwiderte Madame, obwohl sie sich über seine Unverfrorenheit zu amüsieren schien.
»Ich würde mir nie einfallen lassen, eine so schöne Frau zu verärgern«, sagte Etienne geschmeidig. »Ich weiß lediglich, dass die Mädchen manchmal so schnell zur Arbeit gedrängt werden, dass man ihre wahren Werte übersieht. Belle hat viel mitgemacht; sie wurde von ihrem Zuhause entführt und nach Paris gebracht, wo man sie auf eine Art und Weise misshandelt hat, die Sie, wie ich weiß, verabscheuen. Sie könnte ein bisschen Zeit brauchen.«
Madame hörte zu und nickte, aber als Etienne davon sprach, wie schlecht Belle in Paris behandelt worden war, sah sie das Mädchen prüfend an. »Ist das wahr, Schätzchen?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete Belle, überrascht, dass sie angesprochen wurde. »Ich bin entführt worden, weil ich einen Mord mitangesehen habe. In Paris bin ich von fünf Männern vergewaltigt worden, und dann wurde ich sehr krank«, gestand sie. Aber weil sie nicht den Eindruck erwecken wollte, dauerhaft Schaden genommen zu haben, lächelte sie die ältere Frau an. »Jetzt geht es mir natürlich schon viel besser. Ich wäre eine gute Magd und könnte im ganzen Haus beim Putzen, Waschen und sogar beim Kochen helfen.«
»Ich habe bestimmt nicht dafür bezahlt, dich von Paris hierherbringen zu lassen, damit du eine Magd wirst«, sagte Madame. Ihr Ton war scharf, aber ihre dunklen Augen glitzerten. »Mein Haus ist eines der besten in der Stadt, weil meine Mädchen glücklich sind, und ich denke, ich kann eine Weile abwarten, bis auch du dich bei uns wohlfühlst.«
»Sie sind eine großartige Frau«, sagte Etienne, nahm ihre Hand und küsste sie.
»Sie scheinen ja ganz hingerissen von ihr zu sein«, bemerkte Madame und zog vielsagend eine Augenbraue hoch.
»Welcher Mann wäre das nicht?«, erwiderte er. »Sie ist eine kleine Perle.«
Dann sagte Etienne, dass er gehen müsse, und Belle begleitete ihn zur Haustür, um sich von ihm zu verabschieden. Die Halle war beinahe so prächtig wie der Salon mit dem gewaltigen Kronleuchter, dem schwarz-weiß gekachelten Boden und den rotgolden gemusterten Relieftapeten an den Wänden. Alles, was Belle bisher gesehen hatte, wirkte vornehm, aber ihr war bewusst, dass der Schein trügen konnte, und wenn Etienne erst einmal weg war, würde sie ganz auf sich selbst gestellt sein, in einem fremden Land, wo sie keinen Menschen kannte, an den sie sich wenden könnte.
Vielleicht ahnte Etienne, wie ihr zumute war, denn er blieb in der Tür stehen und drehte sich zu ihr um. »Nur Mut«, sagte er und streichelte liebevoll ihre Wange. »Obwohl ich Martha bisher nicht kannte, weiß ich aus verlässlicher Quelle, dass sie eine gute Frau ist. Hier bist du in Sicherheit.«
Belle wünschte, er würde nicht gehen, aber sie war zu stolz, um zu weinen oder ein trauriges Gesicht zu machen. »Sag, hättest du mich getötet, wenn ich weggelaufen wäre oder Hilfe gesucht hätte?«
Er grinste verschmitzt. »Wie hätte ich dich töten können, wenn du weggelaufen wärst? Und ich hätte auch nichts tun können, wenn du dir Hilfe gesucht hättest. Aber ich musste dich einschüchtern, damit du parierst. Tut mir leid, wenn ich dir Angst gemacht habe.«
»Es wird mir nie leid tun, dass ich dich kennengelernt habe«, sagte sie und errötete leicht. »Dir gehört jetzt ein Stück meines Herzens.«
»Bleib so schön und süß, wie du jetzt bist«, sagte er. »Ich glaube, du wirst dich daran gewöhnen, New Orleans als deine Heimat zu sehen, und die Vergangenheit vergessen. Pass gut auf, dass niemand dich herumschubst, und leg ein bisschen Geld für schlechte Zeiten beiseite.«
Belle trat einen Schritt vor, um ihn auf den Mund zu küssen. »Gute Heimreise! Und denk manchmal an mich!«
Seine Augen, die so hart und kalt gewirkt hatten, als sie ihn in Brest zum ersten Mal sah, waren jetzt weich und traurig.
»Es wird mir schwerfallen, an etwas anderes zu denken«, sagte er und küsste sie so innig, dass Belle weiche Knie bekam.
*
Als Belle in den frühen Morgenstunden erschöpft ins Bett fiel, fühlte sie sich fast wie zu
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