Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
Kopf.
»Das klingt nach der perfekten Lösung, aber dieser Kent, von dem du mir erzählt hast, würde aus New Orleans erfahren, was passiert ist, und dich irgendwie wieder schnappen und töten, umseine Haut zu retten. Er dürfte ein ähnlicher Typ sein wie Jacques, und ich weiß, wie diese Männer vorgehen.«
»Gibt es keine andere Möglichkeit?«, fragte sie.
»Du bist eine bemerkenswerte junge Dame«, sagte er ein wenig traurig. »Und deshalb bin ich überzeugt, dass du New Orleans zu deinen eigenen Bedingungen erobern wirst. Es ist in vieler Hinsicht eine verkommene und gefährliche Stadt, aber sie hat auch eine Seele, und ich glaube, du wirst im Großen und Ganzen besser zurechtkommen, wenn du dort die Gelegenheit nutzt, deinen eigenen Lebensweg zu finden.«
KAPITEL 14
Während das Schiff an der Küste entlang gen Süden fuhr, ließ der Wind nach, und allmählich wurde es wärmer und der Himmel blauer. An Belles sechzehntem Geburtstag kaufte Etienne eine Flasche französischen Champagner, um mit ihr anzustoßen.
»Ich wünschte, du hättest mir in New York gesagt, dass du bald Geburtstag hast«, sagte er entschuldigend. »Du denkst heute bestimmt besonders viel an deine Mutter und Mog, nicht wahr?«
Belle hatte tatsächlich an zu Hause gedacht. Mog hatte immer eine Geburtstagstorte gebacken, mit Zuckerguss und Kerzen, und alle im Haus hatten ihr kleine Geschenke gemacht. Zu ihrem letzten Geburtstag hatte ihre Mutter ihr den grauen Mantel geschenkt, den sie getragen hatte, als sie entführt worden war, aber der war bei Madame Sondheim geblieben.
»Macht nichts«, sagte sie, obwohl sie sehr traurig war. »In späteren Jahren werde ich mich immer daran erinnern, wo ich war, als ich mein erstes Glas Champagner getrunken habe.«
Einige Tage später standen sie an Deck und betrachteten die ferne Küste.
»In New Orleans ist es das ganze Jahr über viel wärmer als in England«, erzählte Etienne. »Die Winter sind mild, die Sommer heiß und stickig. Aber es gibt auch starke Regenfälle und Wirbelstürme, vor allem Ende August und Anfang September.«
»Was wissen Sie noch über die Stadt?« Belle war sehr beklommen zumute, denn innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden würde Etienne sie abliefern und nach Frankreich zurückkehren.
»Es ist ein Ort, an dem man sich gut amüsieren kann«, antwortete er. Seine Augen leuchteten, als würden schöne Erinnerungen in ihm wach. »Die Leute kommen übers Wochenende in die Stadt, um Fünfe gerade sein zu lassen, um zu tanzen, zu spielen, eine Frau zu finden und Musik zu hören. Die Musik bleibt einem noch lange, nachdem man New Orleans verlassen hat, im Kopf. Sie klingt aus jeder Bar, jedem Club, Tanzsaal oder Restaurant, verfolgt dich auf der Straße und bis in deine Träume.«
»Und wenn sie mich dazu zwingen, diese Sache zu machen?« Sie wurde feuerrot, denn sie brachte es nicht fertig, offen über das, was mit Sicherheit von ihr erwartet wurde, zu sprechen. »Gibt es irgendwas, das es für mich erträglicher macht?«
Er legte seine Hand an ihre Wange. Seine Augen blickten liebevoll, als wünschte er, er könnte ihr versichern, dass nichts dergleichen geschehen würde. »An deiner Stelle würde ich versuchen, an das Geld zu denken. Die Sklaverei ist abgeschafft, und wenn du dich behauptest, solltest du die Hälfte von dem, was du einnimmst, behalten. Bewahre das Geld an einem sicheren Ort auf, es ist deine Zukunft, für die du sparst.« Er hielt einen Moment inne, als überlegte er, was er ihr zum Geschlechtsakt selbst sagen könnte.
»Ich glaube, der eigentliche Trick besteht darin, die Männer in der Sicherheit zu wiegen, dass sie etwas ganz Besonderes und Einzigartiges bekommen«, fuhr er schließlich fort. »Das ist nicht schwer, weil Männer sehr dumm sein können. Sie werden dein hübsches Gesicht sehen und merken, wie jung du bist, und noch bevor du auch nur ihre Hand hältst, werden sie glauben, dass mit dir ein Traum wahr geworden ist.«
Belle lächelte. Sie hörte Etienne gern reden, auch wenn das Thema alles andere als erfreulich war. Die leichte Andeutung seines französischen Akzents war bezaubernd, und je länger sie ihn ansah, umso trauriger machte es sie, dass sie ihn bald verlieren würde.
»Aber vor allem musst du daran glauben, dass du die Beste bist«, sagte Etienne ernst. »Die Spitzenverdienerinnen in diesem Gewerbe bekommen in New Orleans dreißig bis vierzig Dollar für ein Mal; sie tragen die neueste Mode, haben eine Zofe, die
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