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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Theatertür stand, fand er sie verschlossen. Die Tür daneben jedoch stand einen Spalt offen, und es schien sehr wahrscheinlich, dass Kent hier hineingegangen war.
    Jimmy zögerte. Über der Tür hing ein handgemaltes Schild mit dem Gesicht einer Frau, das zur Hälfte von einem Fächer verborgen wurde. Ein Name stand nicht darauf, nichts, was einen Hinweis darauf lieferte, um was für ein Lokal es sich handelte. Aber Jimmy war sich ziemlich sicher, dass es eine Art Club war, in dem man trinken konnte, wahrscheinlich mit Tänzerinnen. Vielleicht gehörte Kent das Lokal, und er hatte Belle hierhergebracht.
    Jimmy war so nervös, dass er Herzklopfen hatte, aber er stieß die Tür ein bisschen weiter auf und ging hinein. Da ihm bewusst war, dass er großen Ärger bekommen würde, wenn er beim Herumlungern erwischt wurde, beschloss er, einfach so zu tun, als hätte er hier etwas zu erledigen. Also marschierte er mit forschen Schritten den Korridor hinunter und die kahle Holztreppe hinauf, da an sämtlichen Türen im Erdgeschoss Vorhängeschlösser hingen.
    Am Ende der Treppe befand sich eine weitere Tür mit einer kleinen Fensterscheibe. Als Jimmy durch das Fenster spähte, stellte er fest, dass es drinnen mehr oder weniger so aussah, wie er erwartet hatte: ein weitläufiger und schmuddeliger fensterloser Raum mit ein paar Tischen und Stühlen. Der Boden bestand aus rohen Brettern. Die Theke befand sich auf der rechten Seite, eine kleine Bühne und ein Klavier auf der linken. Ohne die offene Tür am hinteren Ende hätte totale Dunkelheit geherrscht, und von dort hinter dieser Tür hörte Jimmy Männerstimmen.
    Er öffnete die Eingangstür einen Spalt weit. Ein Geruch wievon einem stinkenden Wischlappen schlug ihm entgegen, eine ekelerregende Mischung aus abgestandenem Bier, Tabak, Dreck und Schimmel. Jimmy fragte sich, ob er wirklich den Mut hatte, dort hineinzugehen, denn wenn er jetzt erwischt wurde, konnte er keinen plausiblen Grund für seine Anwesenheit nennen. Aber so groß seine Angst auch war, er musste einfach hören, worüber die Männer redeten, und das Zimmer sehen, in dem sie sich aufhielten.
    Mit hämmerndem Herzen schob er sich in den Raum und an der Wand entlang in Richtung Tür, bereit, jeden Moment unter einen Tisch zu schlüpfen, und spitzte angestrengt die Ohren, um zu verstehen, was gesprochen wurde.
    »Sie haben gesagt, dass sie noch zwei wollen, aber die Sorte, auf die sie Wert legen, bekomme ich nicht«, sagte ein Mann. Er sprach wie ein Mann von Bildung, deshalb nahm Jimmy an, dass es Kent war.
    »Sly kann doch sicher die eine oder andere auftreiben?«, erwiderte ein Mann mit derbem Londoner Akzent.
    »Nein. Er ist vor Kurzem abgetaucht. Angeblich gibt es in Bermondsey einen Burschen, der so etwas macht, aber ich weiß nicht, ob ich ihm trauen kann.«
    Jimmy kroch bis zur Tür und lugte durch den Spalt bei den Scharnieren. Es war ein Büro mit einem großen Fenster, von dem man auf das Savoy Hotel auf der Strand sah. Kent stand mit dem Gesicht zum Fenster, und der andere Mann saß an einem Schreibtisch. Er ähnelte stark den Bildern von König Edward: groß, kahlköpfig mit einem buschigen Bart, aber er hatte eine hässliche Narbe auf der Wange und trug unter seinem Jackett eine rote Weste und eine goldene Uhrkette.
    »Ist doch egal, ob wir ihm trauen können«, sagte der Kahlköpfige mit einem gemeinen Lachen. »Sowie er die Mädchen hat, werden wir ihn los.«
    Jimmy wusste, dass er genug gehört hatte, um in Einzelteile zerlegt zu werden, wenn er erwischt wurde. Lautlos zog er sich zurückund schlich auf Zehenspitzen zur Eingangstür. Als er sie erreicht hatte, war er im Handumdrehen draußen und die Treppe hinunter. Angstschweiß rann ihm von der Stirn.
    *
    »Du Vollidiot! Was hast du dir bloß dabei gedacht?«, brüllte Garth seinen Neffen an.
    Er hatte sich geärgert, als er um neun aufstand und feststellte, dass Jimmy nicht da war, denn er hatte einen Botengang für ihn. Als der Junge um elf immer noch nicht zu Hause war, wurde Garth wütend. Eine Bierlieferung wurde erwartet, der Kamin in der Schankstube musste geputzt und ein Feuer gemacht werden und dazu noch einiges mehr. Als Jimmy erhitzt und atemlos ins Lokal gelaufen kam, hatte Garth geglaubt, sein Neffe habe etwas angestellt und flüchte vor jemandem. Aber als sich herausstellte, dass er Kent nachspioniert hatte, bekam Garth einen solchen Schrecken, dass er noch wütender wurde.
    Entgegen seiner Ankündigung hatte Garth weder den

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