Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

Titel: Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
der runden Formation ausbrechen.«
    »Klingt fast, als hätten Sie Weltraumwissenschaften studiert.«
    »Habe ich, in der Stadt. Ich spezialisierte mich erst auf höhere Mathematik, danach auf Astrophysik und Astronomie.«
    »Und doch sagen Sie mir nur, was Sie denken.«
    »Bitte?«
    »Ich hatte Sie gefragt, was Sie
sehen
. Versuchen Sie’s noch mal?«
    »Du klingst wie der Doktor. Na gut. Also … Die matte Sonne, die sanften Schatten … Ich … ich sehe Herbst.«
    »Ah,
jetzt
verstehen Sie es.«
    »Und was siehst du, MMAC?«
    »Smog. Einen smoggetrübten Sonnenuntergang über Glasgow, so wie ich sie als Kind gesehen habe.«
    »Das verstehe ich nicht, MMAC.
Du
warst ein Kind in Glasgow und hattest einen Onkel?«
    »Ach, den ganzen Mist wollen Sie nicht hören.«
    »Doch, will ich …«
II
    »Ich wurde in Govan geboren … aber das wissen Sie ja.
    Meine Ma arbeitete in der Raumschiffwerft am Clyde als Schweißerin. Sie arbeitete an der ersten Generation der Phoenix-Schiffe. Mein Pa hatte mit Computern zu tun, mit Software und künstlicher Intelligenz. Das dürfte wohl keine Überraschung sein.
    Ich besuchte meine Ma gern auf der Arbeit. In einer meiner frühesten Erinnerungen sitze ich auf dem Sitz des Navigators in einer großen alten Phoenix Modell I. Ich glaube, ich wusste schon damals, dass ich mal im All arbeiten würde. Ich wollte auch mal Fußballer werden, hatte aber zwei linke Füße; die hätten mich nie für Celtic Glasgow spielen lassen.«
    »Ich verstehe das immer noch nicht. Du hattest eine Mutter und einen Vater? Deine Erinnerungen sind die eines realen Jungen? Mit Fußball und …«
    »Ich erklär’s Ihnen, Miss. Als ich aufwuchs,
glaubte
ich, ein kleiner Junge zu sein.«
    »Ein Mensch.«
    »Aye. So hat man das damals gemacht. Mein Beruf, mein Zweck führte mich dann irgendwann nach hier draußen. Zum Saturn. Sie schickten mich allein hierher, nur begleitet von ein paar dummen Hilfsbots, mit denen sich nicht mal ein Bauchredner hätte unterhalten können. Ich sollte die Kolonie – dieses Rad – bauen. Von Grund auf und aus alten Wracks und mit dem Eis, das der Mond und die Ringe hergaben. Das war der Plan. Die Programmierer hatten keine Mühe, mir die für diese Arbeiten nötigen Fähigkeiten zu verleihen. Schwieriger war die Motivation. Verstehen Sie? Schließlich sollte ich mir für die Menschen den Allerwertesten aufreißen, und zwar so schnell und gut, wie ich es nur konnte. Um mir diese Motivation zu geben …«
    »Deine Schöpfer wollten, dass du Loyalität für die Menschen empfandest. Deshalb ließen sie dich in dem Glauben aufwachsen, du
seist
ein Mensch.«
    »Aye! Und sie stellten das sehr schlau an. Mit einer Mischung aus virtueller Realität und echten Situationen. Nehmen Sie nur den Tag, an dem meine Mutter mich auf die Raumschiffwerft mitnahm … In
Wirklichkeit
nahm sie eine steuerbare Sensoreneinheit mit – ein Gerät mit Kameras, Mikrophonen und Sensoren, durch die ich alles sah, hörte, roch, fühlte und schmeckte. Es gab sogar einen Beschleunigungssensor, der mir das Gefühl vermittelte, hochgehoben und abgesetzt zu werden. Doch da saß kein kleiner Junge auf diesem Pilotensitz, sondern eine Maschine, kaum größer als ein Koffer.«
    »Und die Frau war nicht wirklich deine Mutter.«
    »Nein. Mein Vater war weitaus eher mein Erzeuger, denn er gehörte zu dem Team, das mich konstruierte. So wuchs ich also auf. Ich ging nie zur Schule, aber ich glaubte es zumindest. Ich half Onkel Murdo mit seinen Tauben. Mit zwölf fing ich an, mich für Mädchen zu interessieren. Und dann …«
    »Und dann sagten sie dir die Wahrheit.«
    »Aye. Onkel Murdo tat es für sie. Er hielt mir einen Spiegel hoch, und ich sah mich zum ersten Mal in meinem Leben. Ich sah, dass ich kein Gesicht hatte.«
    »Sondern? Was hast du gesehen?«
    »So einen Koffer, der auf einer Art Laborwagen stand. Mir blickten keine Augen entgegen, sondern ein Kameraobjektiv. Ich weiß sogar noch, was ich damals sagte.«
    »Nämlich?«
    » ›Das is’ unfair.‹ Was hätte ich sonst sagen sollen? Man brachte mich – oder meine Programmierung – zum Mond. Zu der großen Konstruktionswerft im Clavius-Krater, die Bootstrap, Inc. errichtet hatte. Dort bauten sie mir das große hässliche Gerippe, in dem ich seitdem stecke. Ich musste einiges lernen, wissen Sie? Wie man geht und wie man hundert Arme unabhängig voneinander bewegt.«
    »Das muss sehr traumatisch gewesen sein, MMAC. Tut mir leid.«
    »War ja nich’ Ihr Fehler,

Weitere Kostenlose Bücher