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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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andere.
    »Keine Ahnung, Mann!«
    Danis führte mich ein Stück weg von den anderen, zum Zaun. »Kannst du mir Lenas Telefonnummer geben?«
    »Willst du sie anbaggern?«
    »Spinnst du? Ich will nur, dass sie mir einen Trick zeigt.«
    »Fußballtrick? Den kann ich dir auch zeigen. Wir haben dieselben Tricks drauf.«
    »Hey, Mann! Gibst du mir ihre Telefonnummer oder nicht?«
    »Schon gut!«, sagte ich. »Wollte nur helfen!« Irgendwie hatte ich mit Danis ständig Missverständnisse. Ich simste ihm die Nummer.
    »Spielen wir oder was?«, riefen die anderen Jungs.
    »Klar!«
    An dem Tag war das Spiel ausgeglichen. Ich und Schnauze spielten gegen Danis, ich versuchte aber, ihn nicht zu reizen. Wenn ihm schon Sibel zu Hause Terror machte, musste ich ihn ja nicht zusätzlich anheizen. Das arme Schwein – eine so aggressive Hornisse zur Schwester zu haben. Schlimmer als Hit Girl in Kick-Ass . Kein Wunder, dass er hin und wieder ausflippte. Dann lieber Lena. Nee! Ich wusste echt nicht, wer dominanter war: Lena oder Sibel? Anne hat uns zu Hause auch ständig gesagt, wo’s langgeht … hmm … vielleicht waren alle Frauen so drauf. Von wegen Machos!
    »Habt ihr morgen Abend Zeit?«, fragte Danis Schnauze und mich nach dem Spiel. Das Kicken war ungewöhnlich ruhig verlaufen, keine Schlägerei und so. Die Türken waren wohl doch nicht immer so lustig drauf, wenn’s um Fußball ging.
    »Klar hab ich Zeit«, sagte ich. »Hab Ferien.«
    »Morgen macht meine Schwester Burger«, sagte Danis. »Ihr seid eingeladen.«
    Und schon winkte uns Sibel von der Straße zu. Heute kam sie in einem grünen Adidas-Anzug: »Danis! Kommst du endlich!« Danis? Mann! Und mir war’s so vorgekommen, als ob sie nur mir gewunken hätte. Was soll’s. Ich winkte nicht zurück. Musste die Frau auf Distanz halten.
    »Wir müssen schnell zur Tante«, sagte Danis und bretterte davon.
    Ich schubste Schnauze an. »Gehst du da hin?«
    »Wohin?«
    »Na, zu Danis und Sibel«, sagte ich. »Burger essen!«
    »Klar müssen wir hin«, sagte Schnauze. »Eine solche Einladung kannst du keinem Türken abschlagen. Das wäre eine tödliche Beleidigung.« Mann! Seit ich ihm meine Bedingung gestellt hatte, redete der Typ so feines Deutsch wie unser alter Deutschlehrer. Das hat mich aber nur wenig getröstet. Mist! Ich musste zu einer türkischen Familie. Was wenn ich mich da ganz blöd anstellte?
    »Bleib cremig, Alter!«
    »Ciao!«
    Leider hab ich vergessen, Schnauze ein paar Fragen über die türkischen Tischmanieren zu stellen. Er musste sie doch kennen, oder? Wenn er eine türkische Freundin hatte.

    Im Hof hatte sich Emre mit einem Brett eine Rampe gebaut und skatete runter. Hmm … vielleicht konnte ich Emre ein bissl über die Türken ausfragen. »Wir könnten morgen früh im Skatepark hinter der Putzbrunner Straße zusammen skaten«, sagte ich.
    »Mit dir skaten, du Opfer?«, fragte Emre. »Was würden meine Jungs dazu sagen, wenn ich mit so Wichser skate so?« Okay, dann würde’s doch keinen Türkisch-Unterricht geben.

    In unserer Küche roch’s wie in einer Schokofabrik. Schokoladenüberfall! Schokolade überall: Auf dem Boden, an den Wänden. »Wo ist Mama?«, fragte ich Dok.
    »Sie hatte einen Schwächeanfall und schläft«, sagte er.
    Ich schaute die mit Schokolade beschmierten Wände an. »Was hast du hier getrieben?«
    »Ah, nur einen Hundekuchen für Napoleon gebacken.« Auf dem Küchentisch lag etwas mit einem Geschirrtuch zugedeckt. Um den Tisch herum hüpfte Napoleon und machte Radau.
    Dok packte das Geschirrtuch und zog es feierlich hoch, als ob er eine Statue enthüllen würde: »Tätärätäää!« Auf unserem Kuchenteller lag ein Schokokuchen in Form eines großen Knochens. »Damit sich Napoleon hin und wieder wie ein Hund fühlt«, sagte Dok, nahm das große Kuchenmesser und Schnitt ein Stück vom Schokoknochen ab. Napoleon kläffte vor Freude, als Doks Hand das Knochenstück zu seiner Schnauze führte. »Du bist ein richtig böser Hund, Napoleon!«, brüllte Dok. »Pack den Knochen!«
    Beim Einschlafen dachte ich an die türkischen Burger am kommenden Abend. Wenn Anne meine Knoblauchfahne roch, würde sie mich enterben. Aber auch das machte mir nicht so viel Angst, wie der Besuch bei einer türkischen Familie selbst. Da konnte ich doch viel falsch machen, oder? Wo hockten sie, verdammt? Auf dem Boden um ’ne Feuerstelle, he, he? Türken haben sicher keinen Tisch, oder? Essen die alle aus einer Schüssel? Mit den Händen? Ey! Voll eklig! Was

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