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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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ab.
    »Emre ist auch ein Cousin von dir?«, fragte ich sie.
    »Logisch«, sagte sie.
    »Unglaublich!«, sagte ich. »Gibt’s hier irgendwelche Türken, die nicht deine Cousinen oder Cousins sind?«
    »Der Dönerverkäufer!«
    »Gott sei Dank!«, sagte ich.
    »Der ist mein Onkel!«
    »Krass!«
    »Stimmt nicht!«, sagte Emre.
    Bebisch lachte: »Ich hab nur Spaß gemacht, Emre. Bist du fleißig in der Schule?«
    »Ja, Sibel, ich lerne die ganze Zeit. Will gute Noten haben.« Unglaublich wie der kleine Gangsta bei Bebisch den braven Jungen rauskehrte.
    »Und was soll dieser Ramsch um deinen Hals und um die Handgelenke?«
    »Ich tu’s runter«, brummte der Gangsta und stopfte sich die Ketten in die Hosentasche. »Macht’s gut!«
    »Warte, Emre! Ich kaufe dir auch einen Döner.«
    »Danke!«
    Bebisch stellte sich in die kleine Schlange vor der Dönerbude. Emre und ich hockten uns auf das Holzgeländer hinter dem Häuschen. Emres Füße baumelten hoch über dem Boden. Ich verstand die Welt nicht mehr. »Mann«, sagte ich. »Wieso disst du mich immer und bei Sibel bist du voll auf dem Schmusekurs?«
    »Wer möchte sich schon mit Sibel anlegen?«, sagte Emre. Nach reichlicher Überlegung fügte er »Wichser«, hinzu.
    »Alles klar!«

    Am Abend hockten wir am Hachinger Bach und guckten der Sonne zu, wie sie sich davonschleichen wollte. »Ich muss jetzt heim«, sagte Bebisch. »Das war sehr schön!«
    »Ich hab dir aber nichts gezeigt, was du noch nie gesehen hast.«
    »Doch!«, sagte sie. »Den Typen mit dem Hund und der Torte hast du mir gezeigt. Mann! Hab ich gelacht! Noch mehr als damals in der NORDSEE , als du der alten Frau den Fisch klauen wolltest.«
    »Wie der Vater so der Sohn«, sagte ich. Selbstverständlich nur in meinem tiefsten Innern.
    Bebisch küsste mich: Links und rechts. »Ich möchte dich heiraten!«, sagte ich. Keine Ahnung, woher mein ganzer Mut kam. Hab mich selbst bewundert für den Spruch. Sie riss die Augen auf.
    »So was hat mir noch nie jemand gesagt«, sagte sie.
    »Der Erste ist immer der Beste!«, sagte ich.
    Sie guckte mich ernst an. »Du musst warten«, sagte sie. »Mir hat’s heute Spaß gemacht. Vielleicht … vielleicht schaffen wir’s aber nie, wieder so weit zu kommen, wo wir schon mal waren.«
    »Wann sehen wir uns?«
    »Morgen kommen meine Mutter und die Oma aus der Türkei. Bis zum Wochenende geht’s nicht. Kommst du am Samstag zu meiner Geburtstagparty?«
    »Du hast Geburtstag?«
    »Erst am Mittwoch nächste Woche. Gefeiert wird aber schon am Samstag. Wir grillen an der Isar. Hinter der Thalkirchener Brücke.«
    »Okay! Ich fahre mit dem Fahrrad hin.«
    »Komm auf den Parkplatz vorm PEP . Baba und ich holen hier Selma und Schnauze ab. Du kannst mitfahren.« Ich wurde wohl ein bissl blass. »Du musst vor Baba keine Angst haben. Baba denkt, dass du jetzt ein Freund von Danis bist. Danis hat dich ja auch zu uns eingeladen.«
    »Und deine Oma?«
    »Oma kommt sicher nicht mit. Sie meint, das Leben ist Arbeit und nicht Party. Du wirst sie ein anderes Mal kennenlernen.« Sie guckte wieder mal so tief in meine Augen, dass es mir vorkam, als ob ihr Blick meine Wirbelsäule berührte. Aber vielleicht kribbelte auch nur mein Rückgrat vor Angst: vor Bebischs Oma, die Männern Kehlen aufschlitzte, wenn sie ihre Familie bedrohten.
    »Passen wir denn alle ins Auto?«
    »Baba hat sieben Sitze in seinem Auto«, sagte sie. »Also am Samstag um 17 Uhr auf dem Parkplatz vorm PEP .« Bebisch hockte sich aufs Fahrrad und fuhr davon.
    Ich radelte heim. Bei Facebook hatte Napoleon schon vierundsechzig Fans. Gut, oder?

    In der Nacht war ich Prinz of Persia . Eine uralte Frau wirbelte zwei Säbel in der Hand und säbelte alles nieder, was an ihr vorbeikommen wollte. Sie sah mich, sie kam mit ihren Säbeln auf mich zu. Die Säbel glitzerten im Licht eines großen Deckenleuchters, ich starrte sie an, sie kamen immer näher, und näher … Ich kreischte, ich wachte auf, ich tastete mich ab – alles war noch dran. Kann das Leben krasser werden als ein Traum?

    Bebisch als Seiltänzerin: Sie balancierte auf der oberen Eisenstange des Zauns von Tante Johannas Nachbarn von einem Betonzaunbalken zum andern. Mit gestreckten Armen wie Christus am Kreuz ging sie langsam, bis sie in der Mitte der Stange stand. »Ich werde immer für dich sorgen«, habe ich zu ihr nach oben gerufen. Sie wankte.
    »Dann fang mich!«, rief sie und hüpfte runter. Klar rutschte sie mir zwischen den Armen durch und landete schwer auf

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