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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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dem Hintern.
    »Das musst du noch üben«, sagte sie. »Jetzt habe ich einen blauen Fleck auf dem Po.«
    »Soll ich dir draufblasen?«, fragte ich.
    »Erst wenn wir groß sind!«, sagte sie.
    »Da ist der Fleck aber schon weg«, sagte ich.
    »Na gut«, sagte sie und seufzte.

Hornhaut
    Freitag. Noch einen Tag bis zu Bebischs Geburtstagsparty an der Isar galt’s zu überleben. Dann war eh alles aus: Entweder sagte mir Bebisch, ich solle für sie als Prüfung ein Vanilleeis aus der Hölle bringen, oder die Oma tauchte bei der Party doch auf, und sie und Baba machten bei mir gleich eine Vollbeschneidung und säbelten mir gemeinsam den ganzen Schniedel ab. Konnte aber auch sein, dass mir Bebisch sagen würde, ich hätte keine Chance mehr bei ihr. Am Übelsten wäre wohl, wenn sie mir auf der Party gleich ihren Freund vorstellte. Nach dem Motto: »Ach, von Ali hab ich dir nichts erzählt? Ali und ich sind verlobt. Aber mit echten Ringen! Keine Schoko! Pures Gold!« Das wäre echt übel. Wenn sie einen Freund hatte, würde er sicher zu ihrem Geburtstag kommen, oder? Das schien mir momentan die schlechteste Variante zu sein. Mann, oh, Mann! War ich verknallt. In eine Frau, die mich schon ein paar Mal ausgelacht hatte. Egal! Trotz der trüben Gedanken schwirrte mir etwas im Kopf herum: Etwas ganz, ganz Wichtiges. Eigentlich schwirrte es mir schon seit Montag im Kopf herum. Als mir Bebisch von ihrem alten Glücksbringer erzählt hatte. Es war greifbar nah und dann plötzlich wieder weg.
    Um mich zu beruhigen, hab ich mich mit Schnauze auf unserem Bolzplatz am Wald verabredet. »Bei Sibels Geburtstag wird’s eine Menge Türken geben«, sagte Schnauze. »Auch Selmas Eltern. Sie wissen noch nicht, dass ich mit Selma gehe. Pass also auf!«
    »Wer weiß es überhaupt?«
    »Nur Sibel und Danis. Die Türken sind bei diesen Sachen viel empfindlicher als wir.«
    »Selma ist doch auch in Deutschland geboren.«
    »Trotzdem.« Ach, je! Dachte ich mir. Na ja, vielleicht säbelten die Türken Schnauze und mir gleichzeitig den Schniedel ab. Zu zweit wär’s bestimmt leichter zu ertragen.
    Wir kickten mit der ganzen Bande aus den Wohnblocks. Jetzt kannte ich schon ein paar Jungs. Alle Altersgruppen war hier vertreten, alles zwischen acht und achtzehn, nur unsere Väter nicht. Nicht mal Dok spielte Fußball, der Typ ist überhaupt nicht nach mir geraten, aber echt.
    »Gehma PEP ?«, fragte ich Schnauze nach dem Spiel. »Ein bissl chillen?«
    »Logisch!« Nach dem Duschen trafen wir uns an der Bushaltestelle. Schnauzes Fahrrad hatte Danis ja zu Schrott gefahren. Zur Sicherheit hatte ich mir von Dok seine Isar-Card ausgeliehen. Sollten heute echte Kontrolleure auftauchen.
    »Was treibt dein Alter?«, fragte Schnauze.
    »Dok? … eeh!«
    »Du schämst dich für deinen Alten, oder?«, sagte Schnauze. »Das musst du aber nicht. Du weißt gar nicht, wie ich einen solchen Vater immer haben wollte. Als Kind.«
    »Ich schäme mich nicht für meinen Vater«, sagte ich, klang aber nicht besonders überzeugend.

    Schon nach der dritten Kugel Eis wollte Schnauze wieder heim. »Will bei eBay die schwarzen Dragon-Ball-Hefte ersteigern«, sagte er. »In einer Stunde geht da die ganze Sammlung durch. Erstausgabe.« Auf drei Kugeln Eis rollten wir zur Bushaltestelle am Neuperlach-Zentrum.
    Mann! Neuperlach wurde langsam lebensgefährlich. Im 55er Bus wartete auf uns eine üble Überraschung: eine Glatze! Breit wie ein Billy-Regal von Ikea . Auf seinem T-Shirt die Parole Deutsch Stolz . Wir gingen an dem Skin vorbei, Schnauze lachte. »Was ist an diesem Typen zum Lachen?«, fragte ich, als wir uns auf einen Zweier-Sitz gehockt hatten. Leise, weil der Gorilla zwei Sitze vor uns saß.
    »Hab hier noch nie einen Nazi-Skin gesehen«, sagte Schnauze. »Der Wichser ist wohl lebensmüde. In Klein-Istanbul mit ’ner Glatze und so ’nem T-Shirt aufzutauchen. Kennst du den? Was ist das Schnellste auf der Welt? Ein Skinhead, der durch Neuperlach läuft. He, he, he …«
    »Sicher besucht er jemanden im Krankenhaus und weiß gar nicht, was für ein Viertel Neuperlach ist.«
    »Schau dir seine Glatze an«, sagte Schnauze. »Alles Hornhaut. Die Typen sind Hornhaut-Mutanten, damit sie für jeden Anflug von Gedanken widerstandsfähig sind, von innen und von außen.«
    »Echt?«, sagte ich.
    Schnauze kramte in seinem Rucksack: »Ich kann’s beweisen!« Er holte ein Röhrchen heraus und ein Blatt Papier. Ein Papierstück steckte er sich in den Mund und fing an zu

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