Dönerröschen
weiterhin Bebischs Baba und vor allem ihre wilde Oma. Da konnte mir Bebisch tausendmal erzählen, Oma würde nicht zu ihrer Geburtstagsparty kommen. Und wenn sie doch kam? Was dann? Mann, oh, Mann! Vielleicht sollte ich Bebisch jetzt einfach mit meinem super iPhone anrufen und erklären, ich hätte eine Knoblauchallergie und müsse mir Türken, Griechen, Tschechen und alle anderen Knoblauchvölker vom Leib halten, und die Sache wäre erledigt. Ich konnte mir dann einen anderen Freund als Schnauze suchen und: Adieu Türk Connection!
Bevor ich mich in Schale warf, googelte ich noch etwas, um mir Infos über das Geschenk zu holen, das ich Bebisch geben wollte. Das meiste stand wie immer bei Wikipedia. Hmm … irre, was man nicht alles lernt, wenn man verknallt ist.
Punkt 17 Uhr tauchte ich auf dem Parkplatz vorm PEP auf. Schnauze winkte mir zu, in krassem Abstand zu Selma. Heute gingen die beiden auch vor Baba voll auf Tarnung. Bebisch und die anderen standen auch schon beim Auto. In den grünen Baumkronen zwitscherten die Vögel, als wäre heute ein ganz gewöhnlicher Tag und nicht Bebischs Geburtstagsparty. Vielleicht der Entscheidungstag für mich? Aber holla! Glück pur! Oma stand echt nicht dabei. Hinrichtung verschoben. Eeh … nicht ganz. Baba sollte ich nicht vergessen. Heute konnten ganz verrückte Sachen passieren. Aber echt!
Bebischs Mutter hab ich sofort erkannt. Auch wenn sie jetzt ein graues Kopftuch trug. Sie kam mit vollen Taschen die Treppe am Pepper Kulturzentrum runter. Mein Kopf war plötzlich kristallklar – jetzt konnte ich meine Erinnerungen wie Briefmarken in ein Album kleben: Frisch und unbeschädigt. Ob sie mich auch erkennen würde? »Josch!«, rief sie, trippelte auf mich zu und umarmte mich. »Ich bin immer noch traurig, dass Johanna nicht mehr da ist. Deine Tante war meine beste Freundin.«
»Hallo, Mediha!« Ja, das sagte ich. Bis dahin ahnungslos, doch plötzlich hatte die kaputte Platte in meinem Hirn ihren Namen ausgespuckt.
Mediha strahlte. »Josch weiß immer noch, wie ich heiße! Du hast uns nicht vergessen!«
»He?«, sagte Bebisch und guckte mich streng an. Mediha und Baba gingen ums Auto rum und legten die Einkaufstaschen hinter die letzten zwei aufgeklappten Sitze.
»Deine Mutter hat früher kein Kopftuch getragen, oder?«, fragte ich Bebisch.
»Oma ist doch gerade zu Besuch«, sagte Bebisch. »Mama läuft jetzt ganz anders angezogen herum als normal: Kopftuch …«
»Du aber nicht«, sagte ich.
»Ich lass mir nicht vorschreiben, was ich tragen soll«, sagte Bebisch. Mein Blick huschte über ihr langes Sommerkleid und die trotz aufgedruckter Blumen stoffstrenge Bluse. Ein Maler, der in Bebischs Herz hockte, malte sie rot. Schön war’s! Mann, oh, Mann! Die Oma aus der Türkei war so streng, dass Bebisch nicht mal ihre üblichen Adidas-Jogging-Hosen trug. Wohl wegen der zwei nackten weißen Streifen drauf.
»Das ist nur, damit sich Oma nicht unnötig aufregt«, sagte Bebisch. »Sie ist alt.«
»Klar«, sagte ich.
Auch Selma hatte ihren Minirock im Giftschrank verschlossen und trug einen langen Blumenrock und ein hellblaues T-Shirt. Heftig, oder? Wie sich die Mädels vor ihren Familien verstellen mussten. War das gesund? Wenn ich aus unserer Wohnung nackt rausspazierte, würde Dok gleich mitmachen. Statt mir als ordentlicher Vater den Hintern zu versohlen.
Wir stiegen ins Auto. Danis, Schnauze und ich hockten uns auf die Rücksitze. Bebisch und Selma verzogen sich auf die zwei klappbaren Sitze ganz hinten. Baba und Mediha bezogen vorne die Stellung.
»Fahr los, Baba!«, rief Bebisch von hinten.
»Geht nicht«, sagte Baba. »Der Motor springt nicht an.«
»Und was jetzt?«, fragte Bebisch. »An der Isar warten doch schon alle auf uns. Das ist meine Geburtstagsparty, Baba!«
»Was kann ich denn dafür, dass das Ding nicht läuft?« Wir stiegen aus dem Auto.
»Lass die Taschen im Auto, Mediha«, sagte Baba.
»Dann schmilzt der Geburtstagskuchen zusammen«, sagte Mediha. »Im Auto ist es sehr heiß.«
Baba machte die Motorhaube auf. Bebisch verdrehte die Augen. Baba zupfte an ein paar Drähten und wollte die Haube wieder zuklappen. »Das ist etwas Kompliziertes«, sagte er. »Wenn’s sogar ich nicht reparieren kann.«
»Baba!«
»Kann ich euch helfen?«
»Servus«, sagte ich.
»Servus, Jonas.«
Der Schock stand Bebisch auch gut. Nicht nur das Rot im Gesicht. »Du kennst ihn echt?«
»Klar kenne ich ihn«, sagte ich. »Das ist mein Vater!«
»Cool«,
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