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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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vernünftige Gedanke seit dem Anfang meiner Kurzschlussreaktion überkam mich: Bebisch konnte nichts passieren! Bebisch war Akrobatin. Als Kind war sie von der Baumkrone eines Kirschenbaums zum anderen gesprungen. Jetzt war ich in Gefahr! Nicht meine Schöne! Die Autotüren gingen auf. Aber halli, hallo, Omi! Ich rannte wieder nach oben. An Lena vorbei. Zuerst musste ich mir in unserem Zimmer etwas zum Anziehen holen. Lena starrte mich weiter sprachlos an.
    Erst an der Tür unseres Zimmers ist mir eingefallen, dass der Schlüssel in meiner Hosentasche steckte. Wegen des blöden Notebooks hatte ich abgesperrt. Den anderen Schlüssel trug Danis. Und meine Hose bewachte jetzt Bebisch. Fuck! Ich jagte wieder auf den Dachboden. Vor der Gästezimmertür blieb ich stehen, guckte mich um. Wo konnte ich mich verstecken? Vielleicht kam ich durch das Erkerfenster aufs Dach. Wenn Danis dann Google Earth anschmiss, konnte er auf dem Dach seiner Tante gleich einen Nackten bewundern, mich aufnehmen und bei YouTube posten. Egal! Sollte ich mich doch aufs Dach hieven und wie ein Strolch … eeh … Storch davonfliegen? Jemand kam die Treppe hoch. Lena? »Was machst du hier?«, zischte ich. »Wenn die dich hier mit mir erwischen …«
    »Ja soll ich unten bleiben, während du hier im Haus nackt herumtollst?«, fragte Lena. »Auch wenn man dich hier allein nackt findet, bin ich dran. Dann macht Danis sicher Schluss mit mir. Ein Türke würde doch nie ein Flittchen zur Freundin haben wollen. Wie erklären wir denen, dass du nackt bist, he? Und nur ich im Haus. Ich bin doch die Einzige im Haus …« Plötzlich guckte sie mich mit weit aufgerissenen Augen an: »Oder?«
    »Ja!«, sagte ich. »Ich hab mich da drinnen ausgesperrt.« Ich zeigte zum Gästezimmer.
    »Wie denn? Wie bist du überhaupt reingekommen. Warum warst du drin? Und nackt noch dazu?«
    Am einfachsten schien’s mir, die zweite Frage zu beantworten. Ich packte noch mal die Türklinke: »Eeeh … zuerst hab ich die Tür fest gegen den Türrahmen gepresst. So! Dann hab ich die Klinke nach unten gedrückt, wieder zu mir gezogen, mit einem kleinen Schwenker nach oben, etwa in der Mitte des Zugs …« Die Tür sprang auf. Sowohl die vom Dachzimmer als auch die Haustür.
    »Geh nach unten!«, sagte ich zu Lena und schob sie die Treppe runter. »Und sag Bebisch, dass ich im Wald auf sie warte.«
    »Im Wald? Nackt? Bist du wahnsinnig geworden?«
    »Geh!«
    Lena zuckte mit der Schulter und schlich sich die Treppe runter. Vom ersten Stock hörte ich Danis Stimme leise fragen: »Lena, was machst du hier?«
    »Ich warte auf dich!«
    »Allah! Wenn Oma dich hier bei mir erwischt …«
    »Wo ist sie?«
    »Die hocken alle in der Küche.«
    »Ich schleiche mich in mein Zimmer.«
    »Okay«, sagte Danis. »Ich warte hier an der Treppe, bis du in deinem Zimmer bist.«
    Da war keine Zeit zu verlieren. Aus dem Gästezimmer konnte man nur auf unseren Balkon hüpfen. Und dort würde Danis mich gleich durch die Glastür sehen. Nackt! Jetzt aber HOPP , HOPP ! So schnell du kannst! Ich schlüpfte ins Gästezimmer. Und HOPP aus dem Fenster! Unten lag kein zerschellter Mädchenkörper. Danis war noch nicht im Zimmer. Gott sei Dank! Und HOPP vom Balkon runter. Zum Glück war’s die Hausrückseite. Nackt schoss ich in den nahen Wald. Ich flog, ich flog!
    Nach einer halben Stunde tauchte im Wald Bebisch mit meinen Klamotten auf. Inzwischen hatte ich mir aus Waldblumen einen Minirock geflochten. Voll schwul! Nee! Voll der Hippie – nur in einem Blumenrock, sonst nackt. »Mein Held, du!«, sagte Bebisch, nachdem sie sich ausgelacht hatte. »Leider muss ich gleich zurück. Sonst denkt sich Oma wieder was.«
    »Scheiße!«, sagte ich. »Das Fahrrad! Das haben wir vergessen.«
    »Ich nicht«, sagte Bebisch. »Ich hab’s hinter der Scheune versteckt. Du musst dich wieder von hinten heranschleichen und zuerst das Fahrrad holen.« Boah! Das Mädchen war nicht nur der Körper unserer Beziehung, sie war auch unser Hirn.
    »Was hast du Lena gesagt?«, fragte ich.
    »Dass wir Räuber und Gendarm gespielt haben.«
    »Gute Ausrede«, sagte ich, und Bebisch schlich sich davon.

Der Lebensretter
    Am Sonntag stürmten wieder Oma und ich die Küche als Erste. Kurz darauf kam auch Leyla herein. Die Kleine musste ihren Dienst als Omas Sprachrohr verrichten. Sonntagsschlaf hin oder her. Oma war ein Frühaufsteher. Ob sie es aber im Bett ohne den verchromten Toaster nicht aushalten konnte, oder sie auch in der Türkei so

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