Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dog Boy

Dog Boy

Titel: Dog Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hornung
Vom Netzwerk:
inzwischen das Gefühl hatte, dass er und Natalja ein echtes Team waren, Liebende und Partner. Eltern. Eine Familie mit einem Kind und drei Hunden. Er konnte es kaum erwarten, ihn zu säubern, ihn aufzurichten und zu sehen, was für ein Junge er war, was für einen Jungen sie hatten. Wenn sie ihn offiziell adoptierten, konnte Romotschka sogar irgendwann zur Schule gehen – besonders wenn Natalja wieder zu ihren üblichen Tricksgriff und seine Papiere fälschte. Romotschka konnte es nicht besser treffen, mit einem Verhaltensforscher als Vater und einer Kinderärztin und Urkundenfälscherin als Mutter!
    Er sah sich in seinem stilvoll eingerichteten Wohnzimmer um. Die angeschlagene alte Matroschka auf dem Fensterbrett war neu hinzugekommen – eine von Nataljas wenigen Sachen. Nach ihrem großen Streit war sie ohne ein Wort richtig eingezogen, und es hatte ihn überrascht und beschämt zu sehen, wie wenig sie besaß und dass ihr diese Sachen nicht um ihrer selbst willen kostbar waren, sondern wegen der Menschen, die sie ihr geschenkt hatten, oder der Verwendung, die sie dafür gefunden hatte. Sie hatte ihr Klavier mitgebracht, ihre etwas zigeunerhafte Kleidung, ihre Matroschka und alles, was er ihr je geschenkt hatte. Letzteres hatte in ihm den Verdacht geweckt, dass sie ausnahmsweise taktvoll zu sein versuchte, doch dann hatte er es aufgegeben, alles zu analysieren, und war einfach dankbar gewesen.
    Wegen der Hundehaare musste er sich einen neuen Staubsauger anschaffen. Vielleicht sogar einen Kirby. Ja, die Einkaufsliste würde bestimmt ziemlich lang werden, und es würde auch eine Weile dauern, bis sie wieder jemanden zum Abendessen einladen konnten. Seine Freunde und Kollegen würden monate-, nein jahrelang davon reden, so viel war sicher. Die meisten würden sagen, er sei ein Dummkopf; doch vielleicht fand mancher es auch edelmütig von ihm. Und natürlich würden alle es Nataljas Einfluss zuschreiben.
    Er lächelte in sich hinein und genoss das Gefühl, endlich eine Familie zu haben. Sie würden eine außergewöhnliche Familie sein. Romotschka und Maltschik von nebenan würden bestimmt gut miteinander auskommen.
    Drei Hunde. Vielleicht konnten sie ihn überreden, auf zwei zu verzichten. Einer genügte für diese Übergangsphase; und überhaupt, welcher Junge hat mehr als einen Hund? Drei Hunde könnten verhindern, dass er Fortschritte machte. Dafür sorgen, dass er sich nach seinem alten Leben sehnte. Nein, es musste ein einziger Hund sein, und er musste zum Hundetraining gehen. Plötzlich sah er sich in der Hundeschule an der Straße nach Krylatskoje, direkt neben ihm ein entzückender, guterzogener Hund, vorbeibrausende Pendler, die ihnen zuschauten. Er musste herausfinden, welcher Welpe der intelligenteste war. Nein, der treueste oder vielleicht auch der gelehrigste und sanftmütigste. Ein Hund, der brav, klug und treu war wie Maltschik, und nicht übermütig und sabbernd, wäre ideal. Einer, der wie Maltschik den Kopf zurücklegte, um einen anzusehen.
    Plötzlich dachte er beschämt, dass er nicht so hohe Erwartungen an sie stellen durfte. Er musste einfach hoffen, dass sie nicht schmatzend fraßen oder sich im Beisein von Gästen die Genitalien leckten.
     
    Allein im Wohnzimmer, wurde ihm plötzlich schwindlig – ja regelrecht übel – vor Angst.
    Die Dusche prasselte, und die Mikrowelle in der Küche klingelte. Er schnupperte an seinen Händen. Sie stanken nach frischem Kot. Außerstande ins Bad zu gehen, bevor Konstantin fertig war, streckte er sie steif vom Körper weg. Jetzt roch alles nach Kot.
    Wie zieht man eigentlich ein Kind groß? Dieses Kind? Wäre es nicht für alle besser gewesen, meldete sich plötzlich eine leise innere Stimme zu Wort, wenn dieser schreckliche, unglaubliche Junge dort draußen am Rande des Bekannten in aller Stille der Kälte, einer Krankheit oder seiner Unterernährung zum Opfer gefallen wäre? Er hätte seiner Natalotschka ja einen reinrassigen Hund kaufen können. Und sie hätten ein sauberes, normales, drogenfreies Neugeborenes adoptieren können.
    Er erstarrte. Ihre neue, gestärkte Beziehung. Sie hätten selbst ein Kind bekommen und ein glückliches, ganz normales Leben führen können.
    Eine dunkle Vorahnung verursachte ihm eine Gänsehaut. Was hatte er da an seinem mit Welpen beköderten Haken nur an Land gezogen? Was hatte er auf sich genommen?
     
    ~
     
    Wenn wir jetzt zum Fenster hineinschauen könnten – während Dimitri auf der anderen Seite der dünnen Wand

Weitere Kostenlose Bücher