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Dog Boy

Dog Boy

Titel: Dog Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hornung
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Romotschka, dass alle beschlossen hatten, er solle rennen. Los! LAUF ! Und er rannte auf die kaputte Tür zu, rannte und stolperte, und die anderen sicherten ihn von den Seiten ab. Er schlängelte sich durch das Loch, während Mamotschka und Goldene Hündin sich umdrehten, mit flach zurückgelegten Ohren und gefletschten Zähnen Ausschau hielten und in die Dunkelheit knurrten und geiferten. Alle anderen purzelten nach ihm in die Höhle. Die Schatten, das wusste er, ohne hinzusehen, hatten sich wieder in lebendige Tiere verwandelt und rannten ebenfalls.
    Nach dem Gedrängel, in dem sie hechelnd und kratzend versucht hatten, in die Höhle zu gelangen, schluckten die Hunde ihre Angst hinunter, drehten sich im Dunkeln um und rüsteten sich für den Kampf um das winzige Eingangsloch. Der Geruch der Fremdlinge haftete an ihnen und umgab sie wie eine Wolke, hing in ihrem Fell, in der Luft.
    Nichts passierte. Mit gesträubtem Fell standen sie da, bis der Geruch aus der Luft verschwand und sie ihn sich aus dem Fell lecken und ihre Wunden säubern konnten. Sie prüften, ob draußen die Luft rein war, und wagten sich vorsichtig ins Freie. Die Fährten, ihre und die der Fremdlinge, waren deutlich zu erkennen. Die Fremdlinge hatten gezögert und waren dann zu Romotschkas erster Urinierecke abgebogen. Mamotschka erschnupperte in langen Atemzügen zunächst ihre Gewissheit, dann ihren Zweifel und ihre Angst.
    In der nächsten Nacht waren sie wieder da, dieselben drei. Ein paar Tage später waren es fünf; dann noch mehr. Die Tage wurden kürzer. Die Kälte hielt die Stadt fest im Griff. Die sieben Hunde schliefen in einem wirren Knäuel in Mamotschkas Nest, Romotschka mittendrin. Die Fremdlinge verfolgten ihn in seinen Träumen.
    Romotschka spürte, wie Mamotschka den Kopf hob. Er konnte sich vorstellen, wie sie mit gespitzten Ohren im Dunkeln lag. Sie murrte tief, und die Hunde erwachten aus ihrem unruhigen Schlaf und liefen mit tiefem Brummen auf und ab. Sie waren jetzt alle zusammen. Keiner ging mehr allein auf Nahrungssuche, und von ihren vielen Stimmen klang die Höhle wie ein Bienenstock im Sommer.
    Als die Fremdlinge ganz nah waren und die Mauern ihrer Zuflucht umkreisten, glaubte sogar Romotschka, sie riechen zu können, und er starrte ängstlich in die Dunkelheit und erwartete sehnsüchtig, dass Mamotschka aufhörte zu knurren und Entwarnung gab, dass sie ihn leckte und mit ihm schmuste.
    Als sie sich schließlich beruhigte und ein Gefühl der Erleichterung die dunkle Höhle durchdrang, kletterten sie vorsichtig ins Freie und umringten Romotschka, während er urinierte und die menschlichen Markierungen erneuerte, die ihnen die Fremdlinge vom Leib hielten. Dann begaben sie sich im trüben Morgengrauen gemeinsam zum Berg, um nach Nahrung zu suchen.
     
    In ihrer Höhle schienen sie sicher zu sein, auch wenn die hungernden Fremdlinge genau wussten, wo sie sich befanden. Zum Berg gingen sie nur bei Tageslicht, und auch das immer seltener. Die anderen Hunde, die am Berg und im Wald gelebt hatten, waren alle verschwunden. Vielleicht waren sie in die Stadt abgewandert und erschossen worden; oder vielleicht hatten die Fremdlinge sie gefressen. Romotschka sah einige, in denen er die jungen Hunde ehemaliger Rudel wiedererkannte: Sie hatten sich in die Nähe der Feuer und der Menschen am Berg geschlichen. Auch Romotschkas Familie musste lernen, bei den Feuern nach Nahrung zu suchen, als Rudel über das offene Schneefeld zum Dorf zu streifen, sich dann in den Schatten rings um die Hütten zu verteilen und wieder zu treffen, bevor sie versuchten, zur Höhle zurückzugelangen. Wenn sie den Geruch der Fremdlinge im Wind witterten, blieben sie im Dorf und warteten. Da sie jetzt immer bei Tageslicht zurückkehrten, blieben ihnen nur ein paar Stunden, um zu finden, was sie brauchten. Danach mussten sie den langen Rückweg durch die unbeheizten, jetzt unbewohnten Lagerhäuser und über die Freifläche antreten.
     
    Es war mitten im Winter. Die Nächte hatten ihre sommerliche Tiefe verloren und breiteten sich in schmutzigem Orange vor ihnen aus. Die Tage waren nicht mehr als ein kurzes Zwischenspiel verschiedener Grautöne. Im Dunkel der Höhle konnte Romotschka die Augen und Körper der Hunde nur während der Mittagszeit erkennen. Ansonsten sah er nichts, hörte sie aber und spürte, wo jeder einzelne sich befand. Die Fremdlinge hielten sich jetzt durchgängig bei den verlassenen Baustellen auf. Wenn Romotschka mit den anderen zum Berg

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