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Dog Boy

Dog Boy

Titel: Dog Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hornung
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seinem unverwechselbaren Geruch in der Nase, zu schlafen.
     
    Es war ein außerordentlich milder Winter, und Romotschkas Erinnerungen an die beiden letzten Winter erschienen nur noch wie ein lange zurückliegender Traum. Wären die vertrockneten Kadaver nicht gewesen, mit denen er und Welpe in der Höhle spielten, hätte er die Fremdlinge völlig vergessen. Es lag nicht bloß daran, dass der Winter nicht so eisig war; Romotschka war auch größer geworden und wusste viel mehr als früher. Und er besaß in diesem Winter gute Kleidung. Da er für Welpe so oft wie möglich Kleidungsstücke suchen oder stehlen musste, nutzte er die Gelegenheit, um auch für sich etwas zu finden. Es war nicht mehr so einfach zu betteln, weil ihn die anderen Bettler jetzt, sobald er auftauchte, entweder ihren Meistern oder der milizia meldeten, die ihr Territorium schützte, und darunter litt auch das Betteln um Essensreste.
    Dennoch hatten sie Nahrung im Überfluss, auch wenn sie eintönig war. In Moskau war es gerade in Mode, Raben zu schießen, und das Ganze weitete sich rasch zu einem ungeregelten Wintersport aus. Junge Hausbewohner fuhren auf der Suche nach den grauschwarzen Vögeln in ihren Autos in der Gegend herum. Am Berg und im Wald flohen die Menschen und Hunde beim Knallen von Gewehrschüssen und versteckten sich, doch der ständige Nachschub an toten und verletzten Raben lockte alle in die Stadt. Romotschka verspürte ein solches Verlangen nach warmem Vogel, dass er in der Hoffnung, ein verwundetes oder frisch getötetes Tier zu finden, sogar an Orte ging, an denen er die Schüsse deutlich hören konnte. Wenn er einen warmen Vogel fand, stopfte er ihn unter sein Hemd und rannte nach Hause, um sich den Raben, bevor er gefror, in Ruhe mit Welpe zu teilen. Auch die Hunde brachten so viele Raben mit, dass Romotschka am anderen Ende der Höhle einen Rabenbau für Welpe errichten konnte.
    Draußen am Berg saßen Frauen rings um die Feuer, brieten die gerupften Vögel an Stöcken und rührten in ihren großen Töpfen die Suppe um, die sie von den nackten Vogelkadavern kochten. In diesem Winter wurden keine Hunde verzehrt.
     
    ~
     
    Alle liebten Welpe. Er konnte tun und lassen, was er wollte; manchmal durfte er den anderen sogar die Nahrung stibitzen. Auch den anfangs so abweisenden Romotschka konnte Welpe bald für sich gewinnen, denn er war schlau, frech und gutmütig. Beim geringsten Anzeichen für ein Spiel war er dabei, und alle hatten viel Spaß mit ihm.
    Romotschka ließ Welpe nicht aus der Höhle, nicht einmal im Spätwinter, als die schon recht groß gewordenen Wurfschwestern seines Bruders zum ersten Mal mit einem Aufpasser auf den geschlossenen Pfaden spielerisch auf Nahrungssuche gehen durften. Jedes Mal, wenn Welpe zu entwischen versuchte, verprügelte Romotschka ihn, und wenn eine seiner Wurfschwestern Welpe mitnehmen wollte, knurrte Romotschka die beiden an, bis sie wieder in die Höhle zurückschlichen.
    Romotschka machte sich über sein Verbot eigentlich keine großen Gedanken, doch er wusste, dass Welpe ohne Behaarung und Schwanz auffallen würde. Er hatte ein scharfes Gespür für die Gefahr, die Welpe für ihre Familie darstellte, wenn ihn jemand sah, und Mamotschka unterstützte ihn darin. Welpe durfte nur in das dachlose Gebäude gehen – nicht auf die Straße, außer zum Urinieren. Entweder Romotschka oder Mamotschka mussten tagsüber in der Nähe der Höhle bleiben, um dafür zu sorgen, dass Welpe drinnen blieb.
    Durch das Eingesperrtsein hatte Welpe ein unstillbares Verlangen nach Neuem, und so begann Romotschka mit einer neuen Art der Jagd. Die Höhle füllte sich mit bunten Bällen, mit Stofftieren, Bauklötzen, Glocken, einer Trommel, einem Plastikschwert und -schild, ja sogar einem Tretauto. Romotschka beschäftigte sich stundenlang mit den Spielsachen, die er für Welpe besorgte, während dieserfreudig um ihn herumflitzte. Wenn der Kleine sich ebenfalls hinhockte und in das Spiel vertiefte, streichelte Romotschka ihn liebevoll und ein wenig stolz. Sie bauten alles Mögliche. Romotschka schob Welpe im Tretauto umher, während Welpe wie ein ängstlicher, aber gehorsamer Hund mal hierhin, mal dorthin blickte und erleichtert durch die Höhle rannte, sobald er wieder absteigen durfte.
    Romotschka begann, kleine Kinder zu überfallen. Er und Schwarze Schwester plünderten Kinderwagen, um an Spielsachen zu gelangen. Schwarze Schwester, endlich für eine besondere Jagd auserkoren, ließ keinen anderen Hund

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