Dog Boy
dann auf den Bauch, und robbte auf die Hündin zu. Die knurrte ruhig und tief, und er hielt inne, schob sich dann aber mit abgewandtem Blick wieder näher heran. Als er ihre Flanke und die herrliche Wärme der Welpen erreichte, knurrte sie leise. Langsam schmiegte er sich in das warme Bett und zog seine eiskalten Fäustlinge aus.
Jetzt roch er den würzig-milchigen Duft der ununterbrochen nuckelnden Welpen und auch den beruhigenden Gestank der Hündin. Abgesehen von einem unwillkürlichen Zittern lag er reglos da. Die Hündin knurrte, regte sich aberebenfalls nicht. Dieses Knurren galt ihm. Doch es war ein Achte-auf-deine-Manieren-, kein Geh-mir-aus-den-Augen-Knurren, und er wartete und achtete auf seine Manieren. Plötzlich hielt sie inne und begann ihre Welpen abzulecken. Dann beugte sie sich herüber und säuberte auch sein Gesicht. Ihre Zunge war warm und feucht, süß und sauer zugleich. Romotschka leckte sich die Lippen, die nach ihrer Spucke und leicht nach Milch schmeckten. Er schob seine kalte Hand an ihren Bauch und packte einen der Welpen, der sich wand und unwillig knurrte. Romotschka brauchte beide Hände, um das Tier von der Zitze wegzuziehen. Während der Welpe sich quiekend wieder an seine Mutter schmiegte und eine andere Zitze suchte, schob Romotschka sich dichter heran und vergrub die kalte Nase im Fell und der klebrigen Haut der Hündin. Dann gehörte die heiße Milch ihm. Kraftspendend und köstlich lief sie durch seine Kehle in den schmerzenden Bauch.
Seine Angst wich dem wohligen Gefühl der Sättigung. Nach einer Weile spürte er, wie seine Hände warm wurden. Er griff nach dem feuchten Bauch der Hündin und streichelte sie beim Trinken, betastete ihre verschorften und frischen Narben und ließ die Finger über ihre Rippen gleiten. Seufzend legte sie den Kopf wieder auf den Boden.
Romotschka erwachte im tiefen Dunkel der Nacht. Eine solche Finsternis hatte er noch nie erlebt. Keine Straßenlaternen, deren Licht durch die Jalousien hereinsickerte; keine orangefarbenen Wolken, die durch die Vorhänge leuchteten. Er hielt die Hand vors Gesicht, konnte aber nicht einmal seine Finger erkennen. Obwohl sich an ihm nichts verändert hatte, kam ihm sein unsichtbarer Körper in dieser Dunkelheit größer vor. Die Welpen krabbelten über ihnund kuschelten sich an. Er nahm einen von ihnen und zog ihn an seine Brust. Das Tier jaulte und wand sich, doch als Romotschka noch fester zupackte, hörte es auf, sich zu wehren. Das schnelle Pochen des kleinen Herzchens beruhigte sich, und Romotschka roch den Milch-und-Leder-Atem des Welpen.
Er lächelte in die Dunkelheit. Wenn seine Mutter jetzt hereinkäme, wäre er gut gekleidet, warm und satt. Er wünschte sich, dass sie käme, allein schon um ihr zu zeigen, wie er ohne sie und Onkel zurechtkam. Direkt neben seinem Gesicht konnte er die Schnauze der Hündin erkennen. Ihre Barthaare kitzelten ihn an den Lippen, und er atmete den warmen Gestank aus ihrem Maul ein. Sie leckte ihn, und er roch ihren Speichel, der auf seinem Gesicht trocknete und gefror. Die anderen beiden ausgewachsenen Hunde hatten ihre schweren Körper im Nest an seinen Rücken gelehnt. Er döste wieder ein.
Als ihn die Kälte weckte, sickerte durch den löchrigen Fußboden über ihnen genug Licht, um sehen zu können, dass die großen Hunde verschwunden waren und die Welpen ihn allein gelassen hatten und in der Höhle umherstreiften. Mit aufgerichtetem Schwanz tapsten sie in der Nähe des Nestes herum, folgten irgendwelchen Fährten oder galoppierten aufeinander zu, balgten sich, purzelten herum und knurrten sich gegenseitig an. Romotschka setzte sich auf und zog die Knie an die Brust, so gut das in seiner unförmigen Kleidung ging. Ihm war kalt, er hatte Hunger und schlechte Laune. Es gab keine Decken. Das Bett bestand aus feuchten, hart gefrorenen Lumpen, einer Menge Haaren, grobem Stoff und alten Federn. Er konnte seine Fäustlinge nicht finden. Unglücklich saß er da und blickte sich um. Im Keller war nichts Essbares zu entdecken.
Als die Welpen bemerkten, dass er sich aufsetzte, kamen sie herbeigeflitzt, rempelten ihn an und zerrten an seinen Ärmeln und Gamaschen. Wie schon in der Nacht packte er einen, steckte ihn unter seinen Mantel und hielt ihn dort fest. Als der Welpe aufhörte zu winseln, öffnete er den Mantel ein Stück und betrachtete ihn. Die Augen des Tieres funkelten in der dunklen Höhle, und es streckte den Kopf hoch und leckte Romotschka mit übertriebenen
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