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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Oder in diesem Fall auf Stahl, den gehärteten Stahl seiner Automatik zehn Meter rechts von ihm.
    Er hatte gesehen, wie dem Bomber das Handy aus der Hand flog, als Tess mit ihm zu Boden stürzte. Er konnte die beiden nicht schnell genug erreichen, um einzugreifen – in einem Augenblick würde der Iraner wieder die Oberhand haben. Reilly musste seine Waffe holen, jetzt, und hoffen, dass er so gut zielte wie an seinem besten Tag auf dem Schießstand. Wenn nicht noch besser. Er hatte nur einen Schuss, wenn überhaupt. Der musste ins Schwarze treffen.
    Im Rennen warf er einen raschen Blick zur Seite, aber er sah nur zwei ineinander verschlungene Körper. Sofort richtete er den Blick wieder nach vorn, auf die Pistole.
    Noch fünf Meter.
    Drei.
    Noch einen.
    Geschafft.
     
    Tess war ganz benommen von der Wucht des Stoßes, den der Iraner ihr mit dem Ellenbogen versetzte, aber sie ließ nicht von ihm ab. Sie klammerte beide Hände fest um das Gelenk seiner Schusshand, wie das Gebiss eines tollwütigen Wolfes.
    Sie musste verhindern, dass er mit der Waffe zielte, wenigstens für eine Sekunde oder zwei, Reilly musste seine jeden Moment erreicht haben – doch es gelang ihr nur wenige Augenblicke lang, die Schusshand des Iraners am Boden zu halten, dann stieß er ihr die linke Hand ins Gesicht. Sie stürzte rücklings, aber sie ließ nicht los, nicht einmal, als er die Hand mit der Pistole hob und auf sie richtete.
    Statt zurückzuweichen, tat Tess zu ihrer eigenen Verblüffung das Gegenteil: Sie warf sich nach vorn, zog seine Hand an sich und biss hinein, so fest sie konnte. Sie hörte den Mann stöhnend fluchen, als sie die Zähne in seine Hand schlug, sie fühlte, wie Sehnen rissen und Knorpel brach. In der Hitze des Augenblicks spürte sie, wie sein Griff sich lockerte, und ihre Kiefer wurden zum Schraubstock. Ihr Gegner bäumte sich mit einem wütenden Schrei auf und riss den Arm hoch, um sie abzuschütteln. Sie wurde herumgeschleudert, ihr Nacken schmerzhaft verdreht, doch sie biss sich weiter fest – und endlich entglitt ihm die Pistole.
    Wieder schlug er mit der freien Hand nach Tess, seine Finger gruben sich in ihre Wangen, suchten ihre Augen. Der Schmerz war zu überwältigend, sie musste loslassen. Sofort stieß er sie mit einem heftigen Schlag gegen die Brust von sich. Tess rappelte sich hastig auf und wich vor ihm zurück. Dabei huschte ihr Blick hektisch hin und her auf der Suche nach der Pistole.
    Seiner ebenfalls.
    Beide entdeckten sie gleichzeitig, sie lag nur wenige Schritte hinter ihm. Tess kreuzte einen Sekundenbruchteil lang seinen Blick, und der Zorn, der in seinen Augen glühte, war furchteinflößender als die Waffe selbst.
    Dann stürzte er sich auf die Pistole.
     
    Reilly packte die Waffe, fuhr herum und ging in Stellung, die Pistole in beiden Händen. Schussbereit erfasste er blitzschnell die Lage.
    Als Erstes registrierte er, dass Tess und der Iraner ein paar Schritte voneinander entfernt waren und Tess sich nicht in der Schusslinie befand. Gut. Weniger gut war, dass der Iraner seine Pistole in der Hand hielt – und zwar genau auf ihn gerichtet.
    Reilly feuerte einen Schuss ab und warf sich nach links. Im selben Moment ging eine Salve Schüsse auf ihn los, die ihn haarscharf verfehlten, er hörte die Kugeln neben seinem Kopf durch die Luft pfeifen. Er rollte sich seitwärts in Richtung des nächsten ausgehöhlten Felskegels und gab bei jeder Umdrehung in Bauchlage einen Schuss ab, aber ihm war vollkommen klar, dass er auf diese Weise kaum eine Chance hatte zu treffen, erst recht, da der Iraner nun ebenfalls am Boden lag und damit eine geringe Zielfläche bot. Er musste nur dafür sorgen, dass der Gegner lange genug am Boden blieb, damit Tess sich in Sicherheit bringen konnte.
    Was sie jetzt tat.
     
    Der Lärm der Schüsse dröhnte Tess in den Ohren und ließ sie für einen Moment erstarren. Dann rannte sie los.
    Sie sah, wie Abdülkerim ihr von einem der ausgehöhlten Felskegel aus zuwinkte, und lief in seine Richtung, als sie beinahe über etwas gestolpert wäre: den Rucksack des Iraners. Sie packte ihn, ohne innezuhalten, und sprintete weiter auf den Byzantinisten zu.
    Der Mann war ganz außer sich vor Panik. «Das Handy, das ist der Auslöser für …?» Er brachte das Wort nicht über die Lippen.
    «Ja», bestätigte Tess knapp. Bei jedem Schuss, der durch das Tal echote, zuckte sie zusammen.
    «Wo ist es?»
    «Ich weiß nicht», erwiderte sie, nach Atem ringend. «Er hat es fallen

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