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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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gelassen.»
    «Kommen Sie», sagte Abdülkerim. «Folgen Sie mir.»
    Er führte sie durch das Labyrinth ausgehöhlter Felskegel.
    «Wohin gehen wir?», fragte Tess.
    «Da rein.» Er blieb am Eingang einer der Wohnhöhlen stehen, die aussah wie alle anderen, und wies hinein. «Da ist eine unterirdische Stadt. Unter diesem Dorf. Sie ist seit Jahren gesperrt, wegen Steinschlag, aber ein Teil muss noch zugänglich sein. Sie müssen schnell da runter. Da unten ist doch bestimmt kein Handy-Empfang, da sind Sie in Sicherheit, oder?»
    Tess nickte. Er hatte recht. «Okay, aber – Sie kommen doch mit? Sie sind da unten auch sicherer.»
    «Nein, ich –» Er zögerte kurz. «Ich hole Hilfe.»
    «Hören Sie», beharrte Tess und packte ihn an den Schultern: «Sie müssen sich auch in Sicherheit bringen.»
    Er sah sie an. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn, aber er schüttelte den Kopf. «Ich kann nicht. Ich hole Hilfe. Sie müssen jetzt gehen. Hier.» Er kramte die Taschenlampe aus seinem Rucksack und gab sie ihr.
    Tess nahm die Lampe – und im gleichen Moment riss Abdülkerim die Augen auf und zeigte hinter sie.
    «Da kommt er», stieß er hervor.
    Tess fuhr herum. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, ob sie erschrocken oder erleichtert sein sollte – und dann sah sie den Iraner auf sich zurennen, sah, wie er die Pistole hob, hörte den Schuss und fühlte die Blutspritzer im Gesicht.
     
    Zahed wusste, dass er sich in Sicherheit bringen musste.
    Reilly wälzte sich über den Boden immer näher an eine sichere Deckung heran. Sobald er sie erreicht hatte, würde der Amerikaner gezielter schießen können. Zahed begriff, dass er dann ein viel zu leichtes Ziel abgeben würde. Er musste seine Position wechseln, solange er die Gelegenheit dazu hatte.
    Aus dem Augenwinkel hatte er gesehen, wie Tess mit seinem Rucksack davonrannte, in dem sich die Kodizes und die Reservemagazine seiner Waffe befanden. Er hatte auf sie schießen wollen, aber der dauernde Beschuss des verdammten Amerikaners hatte ihn gezwungen, am Boden zu bleiben, und sie war entkommen.
    Jetzt war er es, der flüchten musste.
    Den Kopf dicht am Boden, sah er sich hastig nach seinem Handy um. Er entdeckte es rasch – in der entgegengesetzten Richtung zu den Felsenbehausungen, wo Tess verschwunden war.
    Er würde es riskieren.
    In einer fließenden Bewegung wälzte er sich darauf zu, wobei er mehrere Schüsse abgab. Als er das Handy erreicht hatte, atmete er ein paarmal tief durch, dann sprang er auf und sprintete zum nächsten Felsenkegel. Im Laufen hielt er Reilly unter Beschuss. Jetzt, wo er die Reservemagazine nicht mehr hatte, zählte jeder Schuss. Gerade als er in Deckung hechtete, schlug eine Kugel des Agenten nur eine Handbreit neben seinem Kopf in den Felsen ein; Tuffsteinsplitter bohrten sich in seine Wange, aber sonst blieb er unverletzt.
    Hektisch rannte er zwischen den Felsenbehausungen hindurch und suchte mit dem Blick die Schatten ab. Dann entdeckte er sie, Tess und den Byzantinisten, an der dunklen Eingangsöffnung des übernächsten Felskegels.
    Er musste zu Tess. Er brauchte die Bücher und die Munition, und außerdem war Tess das beste Mittel, um Reilly zu erpressen.
    Der Byzantinist spielte im Augenblick keine große Rolle. Eigentlich war er sogar eher eine Last.
    Mit diesem Gedanken hob Zahed die Pistole und drückte ab.
     
    Tess schrie auf, als neben ihr Abdülkerim zusammenbrach. Aus seinem Mund quoll ein Blutschwall, in seiner Brust klaffte eine Wunde.
    Jetzt war der Iraner nur noch wenige Felskegel entfernt. Eine lähmende Angst überwältigte sie – wenn er sie schon wieder verfolgen konnte, hatte er womöglich auch sein Handy wieder.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, hob er die Hand – mit dem Handy darin. In seinem finsteren Gesicht stand eine Botschaft geschrieben:
Rühr dich nicht von der Stelle, sonst …
    In diesem Moment schlug etwas in ihr endgültig um. Eine Welle der Wut verdrängte die Angst, ihre Kampfbereitschaft siegte über den Fluchtimpuls. Sie packte den Rucksack an beiden Seiten und hielt ihn sich vor den Bauch, genau vor den Sprengstoffgürtel. Trotzig starrte sie dem Iraner entgegen und nahm tatsächlich eine Reaktion bei ihm wahr. Kaum merklich, nur dass seine Augen sich ein wenig weiteten, seine Kiefermuskeln sich anspannten und sein Schritt für einen winzigen Moment zögerlich wurde. Immerhin zeigte er überhaupt eine Reaktion. Genug, um ihr einen Funken Befriedigung zu verschaffen.
    Das änderte

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