Dogma
Selbsterhaltung ausgerichtet.
Endlich gelang es Reilly, genug von der Rettungsinsel zu zerstören, um einen Durchgang zu schaffen. Seiten aus Steyls Bordbuch flogen, vom Luftwirbel herausgerissen, durch das Cockpit. Reilly wischte ein paar beiseite, während er über den reglos daliegenden Piloten hinweg in dessen Sitz stieg.
Er steckte das Messer in den Gürtel, schnallte sich hastig an und richtete den Blick nach vorn. Die Wasseroberfläche war bedrohlich nahe und kam sekündlich näher. Außerdem hatte das Flugzeug jetzt heftig zu rütteln begonnen – die Geschwindigkeit war gefährlich hoch.
Reilly richtete seine Aufmerksamkeit auf das Instrumentenpanel. Er hatte noch nie selbst ein Flugzeug gesteuert, aber in seiner Dienstlaufbahn schon oft genug im Cockpit kleinerer Maschinen gesessen, um die wichtigsten Steuerinstrumente zu kennen und die Anzeigen lesen zu können. Er entdeckte eine, die ihm verriet, dass das Flugzeug um fast fünfzehnhundert Fuß pro Minute sank. Bei mehreren anderen Anzeigen standen die Nadeln weit jenseits der roten Linie. Die des Geschwindigkeitsmessers hatte sogar bis zum Anschlag ausgeschlagen, nicht nur über die Grenze zwischen Weiß und Rot, die mit «Maximum Operating Speed» markiert war, sondern noch über den roten Bereich der Skala hinaus. Reilly war klar, dass er den Schub zurücknehmen musste, um die Geschwindigkeit zu drosseln, aber noch ehe er nach den beiden Hebeln greifen konnte, hörte er über das schrille Motorengeräusch hinweg ein mechanisches Stottern. Es kam von rechts. Mit einem raschen Seitenblick stellte er fest, dass aus dem Abgasrohr des Triebwerks schwarzer Rauch und Flammen schlugen.
Wenige Sekunden später sah er am linken Triebwerk dasselbe.
Höchste Leistung bei geringer Höhe – darauf waren die Motoren nicht ausgelegt. Gleich darauf begann der Rauch durch die Belüftungsschlitze in der Cockpitdecke einzudringen, und auf dem Instrumentenpanel gingen mehrere Warnleuchten an. Reilly beugte sich vor, um besser sehen zu können. Am auffälligsten waren zwei, an denen stand « FIRE – BLEED AIR SHUTOFF PUSH ». Feuer – Abzweigluft absperren. Mit wild klopfendem Herzen klappte Reilly die Sicherheitsabdeckungen auf und drückte auf die rechteckigen Tasten, wodurch der Luftzustrom aus den Triebwerken unterbrochen wurde und der Rauch aus dem Cockpit abziehen konnte. Im selben Moment leuchteten zwei weitere Tasten auf. Sie waren beschriftet mit « BOT ARMED PUSH ». Reilly wusste nicht, was das bedeutete, nahm aber an, es müsse auch etwas mit dem Brand zu tun haben, also drückte er sie ebenfalls. Offenbar lösten sie die Feuerlöscher aus, denn die Flammen und der Rauch aus den Motoren verschwanden. Allerdings auch das Motorengeräusch. Die Triebwerke standen still, und der Sinkflug der Maschine verlangsamte sich. Binnen Sekunden hörten auch die Propeller auf, sich zu drehen. Reilly sah, dass sie in Segelstellung gegangen waren – die Rotorblätter standen jetzt parallel zum Luftstrom und senkrecht zu den Tragflächen. Daraufhin begannen zwischen all den anderen Warnleuchten zwei grüne Lämpchen mit der Beschriftung «Autofeather» zu blinken.
Nachdem es ihm gelungen war, das Feuer zu löschen, flog er dafür nun also ohne Antrieb.
Und die Conquest näherte sich weiterhin rasend schnell der Wasseroberfläche. Noch immer vom Autopiloten gesteuert, in stabiler Lage und auf gerader Flugbahn.
Einer Flugbahn, von der Reilly sie dringend abbringen musste.
Er packte das Höhenruder und zog es mit aller Kraft zu sich heran. Die Nase des Flugzeugs hob sich etwas, aber die Anstrengung war zu groß, und sobald Reilly auch nur ein wenig nachließ, ging die Maschine wieder in steilen Sinkflug, einem nassen Grab entgegen. Er kämpfte einen verlorenen Kampf. Etwas stand seinen Anstrengungen entgegen und hielt das Flugzeug stur auf Kurs.
Dann entdeckte er es. Den kleinen, roten Schalter am Steuerruder, auf dem stand «A/P DISCONNECT ».
Autopilot abschalten.
Er hatte nichts zu verlieren. Wenn der Autopilot für den derzeitigen Kurs verantwortlich war, dann war er der Feind. Er musste eliminiert werden.
Reilly betätigte den Schalter, woraufhin ein beängstigendes Signal ertönte. Es klang wie eine überlaute Türklingel. Augenblicklich ließ sich das Ruder leichter bewegen. Reilly zerrte wieder daran, wobei er zugleich darauf achtete, die Tragflächen mit den Pedalen des Seitenruders waagerecht zu halten. Diesmal war die Veränderung spürbar, wenn auch
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