Dogma
Hotels fuhr gerade ein Taxi vor, um ein elegant gekleidetes Paar abzuholen. Reilly rannte an den beiden vorbei und warf sich auf den Beifahrersitz.
«Zum Vatikan, Ingresso del Petriano», verlangte er. Der Fahrer setzte zu einem erbosten Protest auf Italienisch an, aber Reilly hielt ihm seinen FBI -Dienstausweis vor die Nase, zeigte nach vorn und brüllte wütend: «Vaticano. Los. Schnell.»
Einen knappen Kilometer vor dem Petersplatz kam der Verkehr zum Stehen.
Die Bombenexplosion hatte alles im Umkreis verwüstet. Polizeitrupps sperrten die Zufahrtsstraßen zum Vatikan weiträumig ab, während andere Scharen verängstigter Touristen aus dem Gefahrengebiet lotsten. Die Straßen waren von Taxis und Reisebus-Konvois verstopft, die dem Chaos zu entkommen suchten. Über alldem hing eine schwarze Rauchwolke, die selbst die Kuppel des Doms einhüllte.
Reilly stieg aus dem Taxi und kämpfte sich durch das Gewimmel von Menschen und Autos. Er folgte einem Hinweisschild mit der Aufschrift
Cancello Petriano
und gelangte in eine enge Straße, in der sich flüchtende Touristen drängten. Reilly hielt sich dicht an einer Gebäudefassade, um gegen den Menschenstrom anzukommen. Als er sich den Kolonnaden des Petersplatzes näherte, entdeckte er ein weiteres Hinweisschild mit einem Pfeil nach links.
Schwer atmend entkam er endlich der Menge. Das Tor lag jetzt weniger als hundert Meter vor ihm, und daneben befand sich ein Parkplatz für ein paar Dutzend Autos. Reillys Puls begann zu rasen.
Ein dunkelblauer BMW mit Kennzeichen aus Brindisi. Der Wagen musste hier irgendwo stehen.
Als er auf die geparkten Fahrzeuge zulief, versuchte einer der Polizisten, die die Evakuierung leiteten, ihn aufzuhalten. Der Mann, verschwitzt und mit hochrotem Kopf, stieß einen Wortschwall auf Italienisch hervor, aber Reilly rempelte ihn einfach beiseite und rannte unbeirrt weiter. Der Polizist fing sich wieder, holte ihn ein und packte ihn am Arm, diesmal fester, schrie ihn an, fuchtelte mit der freien Hand wütend mit seinem Schlagstock herum und versuchte Reilly dazu zu bringen, sich dem flüchtenden Menschenstrom anzuschließen. Reilly griff in die Tasche nach seinem Dienstausweis – doch dann fiel ihm ein, dass er ihn hier nicht benutzen konnte. Er stand wahrscheinlich bereits auf der Liste der dringend gesuchten Personen. Er begegnete dem Blick des Polizisten, der sein Zögern zu erkennen schien.
Ihm blieb keine Wahl.
Reilly hob abwehrend die Hände und setzte ein verlegenes Grinsen auf. «Prego, signore», dann entschied er, dass er auf diese Weise zu viel Zeit verlor, und versetzte dem Polizisten kurzerhand einen Faustschlag in die Magengegend, gefolgt von einem Kinnhaken.
Der Polizist ging zu Boden.
Reilly hatte wieder freie Bahn. Er überblickte die Reihen von Autos, verzweifelt auf der Suche nach dem BMW . Ihm kam der Gedanke, den automatischen Türöffner zu betätigen, um das Auto anhand des Signaltons zu orten, aber er fürchtete, der Bombenleger könnte damit gerechnet und eine Sprengfalle angebracht haben.
Ein schriller Pfeifton ließ ihn zusammenfahren. Der Polizist hatte sich aufgerappelt und rief Verstärkung. Innerhalb von Sekunden stürmten mehrere Polizisten aus verschiedenen Richtungen auf Reilly zu – und gerade als der erste ihn erreichte, sah er den Wagen: marineblau, mit dem Kennzeichen BR , was für Brindisi stehen musste.
Einer der Polizisten schrie «Alt» und versuchte Reilly den Weg zu versperren. Reilly stieß ihn beiseite und lief weiter, jetzt nur noch wenige Schritte von dem Auto entfernt. Noch ein Polizist kam dazu, beide schrien wütend, mit erhobenen Waffen, und befahlen ihm, stehen zu bleiben. Reilly breitete demonstrativ die Arme aus, um sie zu beruhigen – während er sich langsam und vorsichtig weiter dem BMW näherte.
«Das Auto», schrie er mit vor Anspannung heiserer Stimme zurück. «Da ist eine Frau in dem BMW .» Er zeigte mit heftiger Geste und wutverzerrtem Gesicht auf den Wagen. «In diesem verdammten Auto», wiederholte er. «Sie ist dadrin.» Er kreuzte die Handgelenke, um gefesselte Hände zu signalisieren.
Die Polizisten, nun sichtlich verunsichert, folgten seinen Bewegungen und versuchten mit ausgebreiteten Armen, ihn in Schach zu halten. Aber Reilly starrte ihnen eindringlich in die Augen und ließ sich nicht aufhalten.
Mit verzweifelten Blicken und Gesten versuchte er sie zu bewegen, ihm noch einen Moment Zeit zu geben. Er sah das Heck des Wagens an, und tausend Fragen
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