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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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schossen ihm durch den Kopf.
    War Tess wirklich dort drin? War sie noch am Leben? War in dem Kofferraum auch eine Bombe? Beobachtete der Iraner womöglich alles aus einem sicheren Versteck heraus, um jeden Moment mit einer zweiten Fernsteuerung sie alle in die Luft zu jagen? Oder war das vielleicht gar nicht nötig? Was, wenn dieser Geisteskranke an der Kofferraumklappe eine Sprengfalle angebracht hatte?
    Die Carabinieri ließen ihm keine Zeit, sich weiter mit Zweifeln zu quälen. Einer von ihnen machte einen Satz nach vorn und holte mit dem Schlagstock aus – und das riss Reilly endgültig aus seinen Gedanken. Er packte das Handgelenk des Polizisten mit beiden Händen, blockte den Schlag und verdrehte dem Mann den Arm, um ihm die Waffe zu entwinden, ehe er ihn gegen seinen Kollegen stieß. Mit dem Schlagstock bewaffnet, rannte Reilly zur Fahrertür und zog am Türgriff. Abgeschlossen. Er holte aus und schlug die Seitenscheibe ein, woraufhin die Alarmanlage losging. Nur einen Augenblick bevor die Polizisten ihn erreichten, beugte Reilly sich ins Wageninnere. Jetzt ganz von seinen Instinkten geleitet, mit einem Stoßgebet, dies möge nicht ein kolossaler Fehler sein, griff er an die Unterseite des Fahrersitzes und zog den Hebel, um den Kofferraum zu öffnen. Halb in Erwartung einer Explosion, die ihn in Stücke reißen würde, fuhr er herum und sah, wie die Kofferraumklappe sich langsam öffnete. Im selben Moment stießen die Polizisten ihn mit solcher Wucht gegen den Wagen, dass ihm die Luft wegblieb. Und es kamen immer mehr dazu.
    Sie drückten ihn mit dem Gesicht auf das Autodach. Reilly wehrte sich aus Leibeskräften, versuchte verzweifelt, den Kopf zu heben, um zu sehen, was in dem Kofferraum war. Und dann hörte er es. Am Heck des Wagens begann einer der Polizisten, ganz und gar außer sich, Unverständliches zu brüllen.
    Tess.
    Reilly erstarrte, hin- und hergerissen zwischen Angst und Hoffnung. Er versuchte zu verstehen, was der Mann brüllte. «Englisch», schrie er. «Sag’s auf Englisch, verdammt. Ist sie dadrin? Ist sie okay?»
    Er las die Panik in den Augen des Polizisten und hörte in dem Wortschwall immer wieder das eine Wort «Bomba», unmissverständlich. Dann verstand er noch ein anderes Wort, «Donna», wieder und wieder – und es zerriss ihm das Herz.
Donna
. Eine Frau, aber lebte sie?
    Er mobilisierte Kraftreserven, von denen er nicht geahnt hatte, dass er sie besaß, bäumte sich auf, stieß die Polizisten von sich, kämpfte sich bis zum Kofferraum vor und sah hinein.
    Da war sie. In einen Schlafsack gehüllt, an den Boden des Kofferraums gefesselt, mit silbrigem Gewebeband über Augen und Mund, sodass nur die Nase und ein Streifen der Wange frei blieben.
    Sie rührte sich nicht.
    Und neben ihr, in der rechten Ecke des Kofferraums, eine Konstruktion aus grauen Semtex-Päckchen, Kabeln und einem digitalen Zünder, dessen rote Leuchtdiode anzeigte, dass er scharf war.
    Ohne die Bombe weiter zu beachten, griff Reilly in den Kofferraum und legte sanft eine Hand an Tess’ Hals. Während er nach dem Puls tastete, streichelte er mit dem Daumen ihre Wange.
    Ihr Kopf zuckte zur Seite.
    Unsägliche Erleichterung durchströmte Reilly. Er warf einen Blick zu den Polizisten, die neben ihm standen und ihn schweigend, fassungslos beobachteten – dann löste er behutsam das Klebeband von Tess’ Gesicht, zuerst das über dem Mund, dann das über Augen und Ohren.
    Sie sah zu ihm auf. Angst- und Freudentränen standen ihr in den Augen, ihre Lippen zitterten.
    Es war das Schönste, was er je gesehen hatte.

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Kapitel Neun
    Mansoor Zahed warf einen letzten Blick in den Rückspiegel, ehe er in die Auffahrt einbog. Er bemerkte nichts Beunruhigendes. Das Haus, das für ihn angemietet worden war, lag in einer ruhigen Wohnstraße. Hier brauchte er keine neugierigen Blicke zu fürchten, zumal die kurze Auffahrt durch ein hohes Metalltor von der Straße abgeschirmt war.
    Er hatte nicht vor, lange zu bleiben. Jetzt, nachdem das, weshalb er gekommen war, neben ihm im Fußraum des Wagens lag, ging er davon aus, dass es für ihn in Rom nichts weiter zu tun gab. Der amerikanische Historiker, Simmons, würde ihm bald Gewissheit verschaffen. Hoffentlich würde der Mann zugleich herausfinden, was ihr nächstes Ziel war. Sein Instinkt sagte ihm, er würde die Ewige Stadt in Kürze hinter sich lassen – ein weiteres blutiges Kapitel in seinem berüchtigten, anonymen Bericht.
    Als er auf den Tag

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