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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Gesichter verschwanden zum Teil unter den Turbanen, und in ihren Gürteln steckten Krummsäbel statt Schwertern.
    Die Verkleidung wirkte. Dank Mehmets Sprachkenntnissen kamen sie sicher an mehreren Horden umherziehender Ghazis vorbei, und nach achttägigem zügigem Ritt erreichten sie die Karawanserei Sarı Han, einen weitläufigen, niedrigen Steinbau, dessen Außenmauern bis auf ein reichverziertes Eingangsportal keine Öffnungen hatten.
    Das Kloster ausfindig zu machen erwies sich als schwieriger. Weder einer der Karawanenführer noch der Vorsteher der Karawanserei schienen etwas davon zu wissen. Conrad und seine Gefährten zogen weiter und versuchten ihr Glück in mehreren anderen Karawansereien, jedoch ebenfalls ohne Erfolg. Tage verstrichen, ohne dass sie auch nur den geringsten Hinweis bekamen, doch schließlich zahlte sich ihre Beharrlichkeit aus, als sie einem Priester einer kappadokischen Felsenkirche begegneten, der das Kloster kannte.
    Obwohl er ihnen nur eine vage Wegbeschreibung geben konnte und sie mehrere steile Klippen und schwindelerregende Schluchten zu überwinden hatten, fanden sie es schließlich: ein kleines Bauwerk unterhalb einer Klippe in den Berg gesetzt, abgeschieden vom Rest der Welt.
    Conrad bat Mehmet, ihn zu begleiten, um sich das Kloster aus der Nähe anzusehen. Sie ließen ihre Pferde und den Wagen bei den anderen zurück und erklommen einen schmalen Bergkamm, wo sie sich hinter einen großen Felsen duckten, nahe genug am Kloster, dass sie die ein und aus gehenden Mönche beobachten konnten.
    Schon bald erkannte Mehmet einen der Mönche, die ihm die Schwerter verkauft hatten. Das Weitere musste Conrad allein bewältigen.
    Sie kehrten zu den anderen zurück. Conrad spannte sein Pferd aus und führte es am Zügel hinauf zum Kloster.
    Als er den von Felsbrocken übersäten Hang erklomm, kamen ihm zwei junge Akolythen entgegen, die das Wiehern des Pferdes und das Hufgetrappel gehört hatten. Vor der Einsiedelei hatten sich bereits sämtliche Bewohner versammelt und blickten ihm mit stummer Neugier entgegen. Dann kam der Abt heraus, ein runzeliger alter Mann namens Pater Nicodemus, der Conrad misstrauisch musterte, ehe er ihn hereinbat.
    Sie nahmen im Refektorium Platz, umringt von einem halben Dutzend weiterer Mönche. Nachdem man Conrad einen Becher Wasser gereicht hatte, verlor er keine Zeit mit Geplänkel, sondern nannte nur seinen Namen – seinen wirklichen Namen – und dass er aus Konstantinopel kam. Weiter nichts, auch wenn die Mönche neugierig waren, wie die Dinge in der Stadt derzeit standen.
    «Mich hat nicht der Zufall zu Euch geführt, Pater», sagte er zu dem Abt.
    «Ach?»
    «Ich komme wegen etwas, das Ihr kürzlich verkauft habt.»
    «Verkauft? Und was wäre das?»
    «Mehrere Schwerter.» Conrad schwieg einen Moment lang und sah den Priester scharf an. Er achtete auf jedes Fältchen, jede kleinste Regung im Gesicht des Mannes, ehe er hinzufügte: «Templerschwerter.»
    Das Wort erschütterte den Mönch sichtlich. Er blinzelte mehrmals, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, seine Hände und seine gesamte Körperhaltung wurden unruhig. Die Mönche hatten den größten Teil ihres Lebens in Abgeschiedenheit zugebracht, von jedem Kontakt mit der Außenwelt abgeschnitten. Sie waren es nicht gewohnt, sich zu verstellen. Warum der Mönch so erschüttert war, blieb Conrad allerdings zunächst ein Rätsel.
    «Ihr wisst, von welchen Schwertern ich spreche, nicht wahr?»
    Der Mönch zögerte, dann erwiderte er stockend: «Ja, ich weiß es.»
    «Ich muss wissen, wie Ihr an diese Schwerter gekommen seid.»
    Der Abt schwieg lange, und sein Gesicht nahm einen abwehrenden Ausdruck an. Dann fragte er mit einem unbehaglichen Lächeln: «Und warum, wenn ich fragen darf?»
    Conrad blickte ihn fest und unnachgiebig an. «Sie haben meinen Brüdern gehört.»
    «Euren Brüdern?»
    Conrad zog langsam sein Breitschwert und legte es vor dem Abt auf den Tisch. Er tippte mit dem Finger auf die Gravur am oberen Ende der Klinge.
    Der Abt beugte sich vor.
    Conrad deutete auf das Tatzenkreuz. «Tempelritter», sagte Conrad. «Wie ich.»
    Der Abt runzelte die Stirn.
    «Woher hattet Ihr diese Schwerter?», fragte Conrad noch einmal.
    «Ich … ich weiß es nicht. Sie sind sehr alt. Sie lagerten seit Ewigkeiten in einer Kammer. Aber durch die Kälte und die Dürre konnten wir uns nicht mehr selbst ernähren. Wir mussten etwas verkaufen. Und wie Ihr seht, gibt es sonst nicht viel, was wir verkaufen

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