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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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dass Ihnen das nicht leichtgefallen sein kann. Aber Sie sind Ihren Prinzipien treu geblieben, allen Zweifeln zum Trotz, und haben Ihr Leben für uns aufs Spiel gesetzt. Nicht jeder hätte so gehandelt.»
    Reilly beschlichen leise Schuldgefühle. Was Brugnone sagte, stimmte teilweise, aber der Kardinal kannte nicht die ganze Wahrheit. Als sie vor drei Jahren aus Griechenland zurückgekehrt waren, hatten Reilly und Tess sich darauf geeinigt, eine leicht abgewandelte Version von dem zu erzählen, was wirklich geschehen war. Im Klartext: Sie hatten gelogen. Gewaltig gelogen. Sie hatten den hohen Tieren vom FBI und dem Vertreter des Vatikans in New York weisgemacht, bei dem Sturm seien alle Beteiligten umgekommen, alle außer ihnen beiden, und sie hatten behauptet, das Wrack der
Faucon du Temple
sei nie gefunden worden. Sie hatten versprochen, mit niemandem über das zu sprechen, was sie nach dem Überfall auf das Metropolitan Museum erlebt hatten, wo vier Reiter in der Kleidung der Tempelritter die große Ausstellungseröffnung des Vatikans gestürmt und alles kurz und klein geschlagen hatten, ehe sie sich mit einer alten Chiffriermaschine der Templer davonmachten. So weit, so gut. Aus Sicht des Vatikans hatte Reilly bis zum Ende tapfer für die Sache der katholischen Kirche gekämpft – was ebenfalls nicht ganz der Wahrheit entsprach. Und die Tatsache, dass Reilly und der Kardinal gerade in diesem Moment vor dem Altar der Lügen standen, machte die Sache nicht besser. Reilly erkannte in dem monumentalen Mosaik die Szene mit dem Paar, das den heiligen Petrus darüber belogen hatte, für wie viel Geld es ein Stück Land verkauft hatte, und zur Strafe für den Betrug tot umfiel.
    «Damals brauchten wir Ihre Hilfe, und Sie waren trotz allem bereit, uns zu unterstützen», fuhr der Kardinal fort. «Aber ich frage mich, wie empfinden Sie jetzt? Hat sich etwas verändert? Sind Sie noch immer bereit, für uns zu kämpfen?»
    Reilly witterte eine Chance, doch das änderte nichts an seiner Antwort. «Es ist mein Job, dafür zu sorgen, dass Kerle wie dieser nie wieder jemandem Leid zufügen können. Unschuldigen Menschen wie denen, die heute draußen vor diesen Mauern gestorben sind. Ich muss nicht unbedingt wissen, was in den Truhen ist, Eminenz. Ich will nichts weiter, als diesen Kerl hinter Gitter bringen – oder unter die Erde, wenn er das vorzieht.»
    Brugnone sah Reilly einen Moment lang in die Augen, dann schien er eine Entscheidung getroffen zu haben. «Nun, wenn das so ist, Agent Reilly … Ich denke, dann sollten wir Ihnen keine Steine in den Weg legen, wie?»
    Nach allem, was geschehen war, und noch immer in großem innerem Aufruhr, war Reilly sich nicht sicher, ob er recht verstanden hatte. «Was sagen Sie da? Ich dachte, ich bin verhaftet.»
    Brugnone tat die Bemerkung ab. «Was heute Vormittag geschehen ist, hat hier begonnen, in der Vatikanstadt. Wie wir damit verfahren, ist unsere Sache, und wie Sie wissen, haben wir auch einigen Einfluss darauf, was außerhalb dieser Mauern geschieht.»
    «Reicht Ihr Einfluss auch bis zur Federal Plaza? Ich fürchte nämlich, die werden verlangen, dass ich meine Dienstmarke abgebe.»
    Brugnone lächelte selbstsicher. «Ich denke, in dieser Angelegenheit gibt es nicht viele Bereiche, die sich unserem Einfluss entziehen.» Dann wurde sein Ton ernster. «Ich will, dass Sie bei diesen Ermittlungen mitwirken, Agent Reilly, ich will, dass Sie den Mann finden und seinen Gräueltaten ein Ende machen. Aber ich muss mich auch darauf verlassen können, dass Sie unsere Interessen wahren, dass Sie, wenn Sie das finden, worauf er aus ist, es zuerst zu mir bringen, ohne Rücksicht auf andere Erwägungen … oder Einflüsse.» Das letzte Wort sprach er mit besonderer Betonung aus.
    Reilly entging das nicht. «Was meinen Sie damit?»
    «Gewisse Bekannte von Ihnen – oder Freunde – könnten mit einem historisch bedeutenden Fund etwas anderes im Sinn haben.» Wieder legte der Kardinal besonderen Nachdruck auf ein Wort –
Freunde.
    Reilly glaubte zu verstehen. «Sie machen sich Gedanken wegen Tess?»
    Brugnone zuckte die Schultern. «In einer Situation wie dieser muss man sich um jeden Gedanken machen. Deshalb ist es so wichtig für mich, Gewissheit zu haben, dass Sie die Interessen der Kirche über alles andere stellen. Habe ich Ihr Wort dafür, Agent Reilly?»
    Reilly dachte über die Worte des Kardinals nach. Einerseits fühlte er sich erpresst. Andererseits wurde nichts von ihm

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