Dogma
Sicherheitsbeamter tauschten mit ihnen Fragen und Antworten aus.
Ein Punkt brannte Reilly besonders auf den Nägeln. «Wie ist er ins Land gekommen?», fragte er, noch immer wütend, dass die Zielperson ihm wieder entkommen war. «Ich dachte, Sie hätten an Ihren Flughäfen Sicherheitsvorkehrungen auf Militärniveau?»
Keiner der türkischen Sicherheitsbeamten schien ihm darauf eine klare Antwort geben zu können.
Suleyman Izzettin, der Polizeichef, der Reilly und Tess gemeinsam mit Ertugrul am Flughafen empfangen hatte, brach das angespannte Schweigen. «Das untersuchen wir gerade. Aber vergessen Sie nicht», sagte er, offenbar ebenso erbost wie Reilly, «unsere Grenzposten hatten weder ein deutliches Foto von ihm noch irgendeinen Anhaltspunkt, welchen Decknamen er benutzen könnte. Und vielleicht ist er ja auch gar nicht per Flugzeug, sondern auf einem anderen Weg ins Land gekommen.»
«Unmöglich», widersprach Reilly. «Anders hätte er die Strecke von Rom hierher nicht in dieser kurzen Zeit zurücklegen können. Er
ist
mit dem Flugzeug gekommen. Definitiv.» Reilly blickte in die Runde und sprach etwas langsamer und sehr betont, um sicherzugehen, dass alle ihn verstanden. «Dieser Kerl hat es problemlos fertiggebracht, seine Geiseln von Jordanien nach Italien zu bringen. Jetzt ist er hier, und eine der Geiseln befindet sich noch immer in seiner Gewalt. Wir müssen herausfinden, wie er so ohne weiteres von einem Land ins andere kommt. Und dazu wäre es sehr hilfreich zu wissen, über welchen Ihrer Flughäfen er hereingekommen ist.»
Die Sicherheitsbeamten führten eine kurze, hitzige Debatte auf Türkisch. Offenbar waren sie aufgebracht darüber, vor einem offiziellen Vertreter eines anderen Landes derart beschämt dazustehen. Izzettin schien um eine Auszeit zu bitten, ehe er sich an Reilly wandte und wiederholte, was er bereits gesagt hatte: «Wir untersuchen das.»
«Okay. Außerdem müssen wir herausfinden, wie er sich hier im Land fortbewegt», forderte Reilly weiter. «Wenn wir ihn aufspüren wollen, müssen wir wissen, wonach wir zu suchen haben. Wie ist er zum Patriarchensitz gekommen? Hatte er ein Auto irgendwo dort geparkt und es dann stehenlassen, als er uns kommen sah? Oder hat er sich ein Taxi genommen? Vielleicht hat jemand mit einem Fluchtfahrzeug auf ihn gewartet, hat er hier Helfershelfer?»
«Und angenommen», meldete sich Ertugrul zu Wort, «er hat Simmons mit hergebracht – wo befand der sich in der Zwischenzeit?»
«Wir haben unmittelbar nach der Schießerei die gesamte Umgebung abgesperrt und alles überprüft», erwiderte Izzetin. «Ich bin ziemlich sicher, dass er keinen Fahrer hatte, der auf ihn gewartet hat. Niemand ist von dort weggefahren.»
«Dann ist er vielleicht einfach nicht zu seinem Fluchtfahrzeug zurückgekehrt», konterte Reilly.
«Der Forschungsassistent», fragte Tess, an Ertugrul gewandt, «der Spitzel, der die ganze Sache ins Rollen gebracht hat, indem er Sharafi verraten hat – sind Sie sicher, dass er außer Landes ist?»
Ertugrul nickte. «Der ist längst über alle Berge.»
«Dieser Kerl ist zu schnell, als dass er allein operieren könnte», entschied Reilly. «Er muss Unterstützung haben. Vergessen Sie nicht, er weiß erst seit gestern Abend, als er das Registrarium aus dem Vatikan an sich brachte, dass die Spur zurück nach Istanbul führt. Er konnte also nicht langfristig planen. Er improvisiert. Er reagiert, sobald er neue Informationen bekommt, genau wie wir – aber er ist uns immer einen Schritt voraus.» Reilly wandte sich an Ertugrul. «Dieses Kloster … Wer könnte uns sonst noch helfen herauszufinden, wo es ist?»
«Ich habe nach der Schießerei kurz mit dem Sekretär des Patriarchen darüber gesprochen», sagte Ertugrul. «Der Mann war noch völlig erschüttert, aber er sagte, er hätte noch nie davon gehört.»
«Kein Wunder», warf Tess ein. «Als dieser Inquisitor es entdeckte, war es bereits verlassen, und das war im frühen 14. Jahrhundert. Jetzt, siebenhundert Jahre später, ist es wahrscheinlich völlig verfallen, nur noch eine Ruine irgendwo im Niemandsland.»
«Der Sekretär wird auch noch mit anderen Priestern sprechen», berichtete Ertugrul weiter. «Vielleicht weiß einer von ihnen etwas.»
Reilly wandte sich frustriert an die türkischen Sicherheitsbeamten. «Sie müssen doch Zugang zu irgendwelchen Fachleuten an der Universität haben, zu irgendwem, der sich in der Geschichte des Landes auskennt.»
Der Polizeichef
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