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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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abspringen, den ›Schillerhof‹
     ausbauen und die ganze Schwaiger-Wiese davor mit Apartments zupflastern
     wollen?«
    »Damit musstest du sehr
     wohl rechnen. Die Lage kommt ihnen viel eher entgegen, dort haben sie mehr
     Platz und können oberhalb des ›Schillerhofs‹ die
     Graukogellift-Parkplätze mitbenutzen. Und neben den Apartments können
     sie zusätzlich Parkplattformen in den Berg treiben, was ja dein
     Problem war. Die ›Rote Liesl‹ hat kaum Parkplätze. Aber
     der Gier ist eben nur schwer zu raten.«
    »Die Dänen können
     ihr Konzept doch nie realisieren. Der Hang rutscht ab. Der ganze
     Graukogel-Hang rutscht ab. Welche Behörde darf da schon eine
     Baubewilligung erteilen? An den Hotels und der Kirche lässt sich ja
     schon erkennen, wie der Berg kommt. Und schließlich haben die Zuständigen
     auch noch ein Wörtchen mitzureden.« Marageters Worte klangen
     beschwörend, als wollte er mit seinen Argumenten sich selbst überzeugen.
    »Soviel ich weiß,
     ist die Bewilligung bereits erteilt«, zerstörte Schleißheimer
     seine letzte Illusion. »Es heißt, die Pylonen-Bauweise
     stabilisiere sogar den Hang. Die Statiker haben schon grünes Licht
     gegeben, aber dir kann das ohnehin egal sein. Nächste Woche werden
     die meisten deiner Kredite bei der Linzer Sparkasse fällig gestellt.
     Ich mach das nicht gern, aber ich muss es tun.«
    »Gib mir noch drei
     Wochen! Drei mickrige kurze Wochen! Ich bin jetzt an einer schwedischen
     Gruppe dran, die sind echt an der ›Roten Liesl‹
     interessiert. Sie wollen sie zur Jugendherberge ausbauen und brauchen dafür
     keine Parkplätze.«
    Schleißheimer lachte
     verärgert auf. »Pauli, hör auf damit. Im Märchenerzählen
     warst du noch nie besonders gut, das können andere besser. Aber
     selbst, wenn ich wollte: Ich kann und darf nicht mehr!«
    »Aber dann kann ich
     meine Kredite bei der Bauernbank ja auch nicht mehr bedienen.«
    »Das ist dein Problem.«
    Einige Sekunden lang war
     nichts zu hören. Dann sagte Marageter: »Hat … hat deine
     plötzliche Härte etwas damit zu tun, dass Chrissie nicht deine
     leibliche Tochter ist?«
    Wieder entstand eine längere
     Pause.
    Schleißheimer räusperte
     sich schließlich. »Ich habe dir die Gründe genannt. Die
     Revision kann für mich zur Existenzfrage werden, und da ist mir das
     eigene Hemd näher als dein Rock. Übrigens habe ich geahnt, dass
     du am Schluss noch mit Chrissie kommen würdest. Wenn du meinst, ihr
     unbedingt sagen zu müssen, wer ihr Erzeuger ist, dann bitte sehr. Ein
     Druckmittel ist das allerdings nicht. Höchstens handelst du dir noch
     eine Alimente-Nachzahlungsklage ein.« Er lachte kurz auf. »Na
     ja, vermutlich würde mir das kaum etwas bringen. Einem nackten Mann
     kann man schließlich nicht in die Taschen greifen.«
    »Wahnsinnig witzig.
     Aber ich sag dir eins: Wenn ich dahinterkomme, dass du Chrissie auch nur
     ein Mal angerührt hast –«
    »Du kannst dir die
     unterste Lade sparen«, unterbrach ihn Schleißheimer brüsk.
     »Mehr als dreizehn Jahre lang hat dich das Schicksal von Chrissie
     nicht so viel gekümmert.« Er schnippte mit den Fingern. »Am
     wenigsten in den letzten vier. Da hat sich der ehemalige Revierinspektor
     ja schon auf dem Olymp der Hotelkettenbesitzer gesehen, weil er ein paar
     ausrangierte alte Kästen gepachtet hat, von denen es in Bad Gastein
     gar nicht so wenige gibt. Aber jetzt, wo du bis zu den Nasenflügeln
     im Dreck steckst, jetzt bist du plötzlich um die kindliche Unschuld
     deiner Tochter besorgt. Ein bisschen seltsam, findest du nicht? Umso mehr,
     da Chrissie nicht das einzige Kuckucksei ist, das du in fremde Nester
     gelegt hast.«
    Das abrupte Scharren eines
     Stuhls auf Parkettboden war auf dem Band zu hören, dann das deutlich
     vernehmbare Klatschen einer Ohrfeige.
    »Ist dir jetzt
     leichter?«, fragte Schleißheimer weinerlich-trotzig, wobei
     aber auch unverhohlene Angst in seiner Stimme mitschwang.
    Die Antwort auf die Frage
     blieb aus, stattdessen fiel geräuschvoll eine Tür ins Schloss.
     Unmittelbar danach wurde die Aufnahme gestoppt.
    Jacobi schaltete den Rekorder
     aus.
    »Also hat die Schleißheimer
     gelogen, als sie behauptete, Chrissie sei die leibliche Tochter ihres
     ermordeten Ehemannes«, sagte Melanie Kotek.
    Jacobi bedachte sie mit einem
     schrägen Blick. »Welche Ehefrau würde nicht zunächst
     lügen, wenn die Vaterschaft ein wunder Punkt ist?«
    »Jedenfalls rückt
     sie dadurch in der Riege

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