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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Schleißheimer. Also: Wer ist der Vater?«
    »Ich weiß es
     leider nicht mehr genau.«
    »Wollen Sie uns
     verarschen?«
    »Überhaupt nicht.
     Vor vierzehn Jahren – das war eine ziemlich wilde Zeit. In einer
     dieser Nächte ist es leider passiert. Ich war – obwohl schon
     über zwanzig – mehr als naiv, um nicht zu sagen blöd. Es
     kommen etwa drei Männer als Vater in Frage. Davor waren wir im
     ›Outlaw‹, hatten uns dort auch bereits etwas eingeworfen
     …«
    »Sie hatten ungeschützten
     Sex mit drei Männern?«
    »Ja, ich glaube
     zumindest, dass es nur drei waren.«
    »Aber die Namen wollen
     Sie uns nicht nennen?«, kürzte Kotek das Verfahren ab.
    Salma Schleißheimer
     schwieg.
    »Salli glaubt, sie könnte
     uns so bamstig kommen, weil sie ein paar Großkopferte in Gastein näher
     kennt«, mischte sich jetzt Höllteufel ein.
    »Für dich, Hias Höllteufel,
     immer noch Frau Schleißheimer!«, giftete sie ihn an.
    Kotek drehte sich um und
     legte ihre Hand auf seinen Unterarm. Die Berührung ließ Höllteufel
     darauf verzichten, Salma Schleißheimer einige Nettigkeiten zu
     antworten.
    »Paul Marageter ist der
     Vater von Chrissie, nicht wahr?«, sagte Kotek.
    Die Gefragte zuckte mit den
     Schultern. »Möglich. Zumindest glaubt er es.«
    »Und warum musste er
     dann nie auch nur einen Euro Alimente zahlen?«
    Schleißheimers Miene
     verzog sich zu einer höhnischen Grimasse. »Sie meinen, weil er’s
     mir ab und an besorgt, braucht er nicht zu zahlen?«
    »Ich meine gar nichts,
     ich habe Sie etwas gefragt«, sagte Kotek eisig. Allmählich
     verlor sie die Geduld. Dieser Frau war gestern der Ehemann auf äußerst
     makabre Art und Weise genommen worden, und jetzt gab sie sich hier wie die
     Protagonistin einer drittklassigen Talkshow.
    Salma Schleißheimer
     merkte, dass sie dabei war, den Bogen zu überspannen. »Ich habe
     Ihnen die Antwort doch schon gegeben: Ich konnte nach dieser Nacht nicht
     mit Sicherheit sagen, mit welchen Typen ich geschlafen hatte und mit wie
     vielen. Zwei von ihnen kannte ich überhaupt nicht, sie waren nicht
     von hier.«    
    »Ich verstehe. Tja, da
     wäre die Option eines Vaterschaftstests nicht nur zum Glücksspiel
     geworden, sondern sogar zum Spießrutenlauf.«
    Schleißheimer nickte.
     »Genau deshalb habe ich darauf verzichtet. Und aus demselben Grund
     war ich Fredl so dankbar, dass er mich samt ungeborenem Kind geheiratet
     hat.«
    »Sie haben ihm reinen
     Wein eingeschenkt?«
    Wieder nickte Schleißheimer.
     »Er mir auch. Er hat mir alles über seine Zeit in Zell am See
     gebeichtet.«
    »Dass er ursprünglich
     Hauptschullehrer war und gleich im ersten Dienstjahr suspendiert worden
     ist?«
    »Auch das. Er hatte ein
     Verhältnis mit einer Schülerin, aber er schwor mir, sie sei
     keine Jungfrau mehr gewesen.«
    »Das ist keine
     Entschuldigung. Sex mit einer Minderjährigen ist ein schwerwiegendes
     Delikt, noch dazu mit einer Schutzbefohlenen. Missbrauch bleibt
     Missbrauch, egal, unter welchem Aspekt man ein derartiges Verhältnis
     betrachtet.«
    »Ich habe das damals
     nicht so eng gesehen. Ich war nur froh darüber, mir zusammen mit
     Fredl eine bürgerliche Existenz aufbauen zu können und dass die
     Leute uns in Ruhe ließen. Für Gasteiner, die uns näher
     kannten, waren wir nämlich beide bizarre Gestalten. Man könnte
     sagen, sie gönnten uns einander.«   
    »Mhm. Sie haben gestern
     erwähnt, Sie hätten sich im Laufe der Jahre mit Ihrem Mann
     arrangiert, was Ihre … äh … Freizeitgestaltung
     anlangte. Kann man das so stehen lassen?«
    »Es war ein
     stillschweigendes Übereinkommen. Fredl profitierte davon sogar mehr
     als ich. Angesichts unsrer Heirat hielten die meisten Gasteiner die Gerüchte,
     die über ihn im Umlauf waren, irgendwann für überzogen. Nur
     sehr wenige wissen, dass er nie von seiner unheilvollen Passion für
     minderjährige Mädchen losgekommen ist. Was mich betraf, sind
     sich die braven Hofgasteiner noch immer einig: Für sie war und bin
     ich noch immer eine Flitschn.«
    Kotek lehnte sich im Sessel
     zurück und verschränkte die Hände auf ihrem flachen Bauch.
    »Nun, ich kann mir im
     Moment tatsächlich schwer vorstellen, dass Sie etwas mit dem Tod
     Ihres Mannes zu tun haben sollen – etwa wegen Unverträglichkeit.
     Anders sähe es aus, wenn er sich an Chrissie vergangen hätte«,
     Schleißheimer winkte verächtlich ab, »oder wenn einer
     Ihrer Favoriten, vielleicht sogar der eine Favorit

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