Dohlenflug
unqualifiziertes Gelaber abgelenkt bin.«
»Is’ ja gut, ich
entschuldige mich.«
Um etwas Luft aus der
Diskussion zu lassen, lenkte er ihr Interesse wieder auf das Naheliegende
und deutete auf den Rekorder: »Schleißheimer und Regenmandl
wissen so einiges voneinander, aber ich wette, nicht jede Schandtat ist
expressis verbis zur Sprache gekommen. Jedenfalls ging der Disput nicht
unentschieden aus, am Schluss hat Schleißheimer seinem Chef gedroht,
er hätte noch einen todsicheren Trumpf im Talon. Leider hat er es bei
dieser kryptischen Andeutung gelassen.«
Kotek zuckte mit den Achseln.
»John Silver wird uns morgen wohl kaum auf die Nase binden, ob
dieser Trumpf es wert war, dafür zu töten.«
Jacobi ließ die
Anmerkung unkommentiert und griff nach dem Rekorder auf dem stummen
Diener. »Hören wir uns jetzt die andere Aufnahme an, Schleißheimer
versus Marageter?« Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte er die
Wiedergabetaste.
»… hab dir schon
bei der Krampus-Sitzung gesagt, dass eine weitere Intervention keinen Sinn
mehr macht.« Schleißheimers Stimme. »Außerdem bist
du eine so verdammt undankbare Kanaille! Immer wieder hab ich dir die
Kredite verlängert und dir dabei nicht zehn Mal, nein, hundert Mal
gesagt, dass dein Umschuldungskartenhaus irgendwann zusammenfallen muss.
Muss! Verstehst du dieses Wort? Und jetzt ist es so weit. Jetzt führt
kein Weg mehr dran vorbei. In ein paar Wochen haben wir Revision. Und
vorher müssen alle faulen Kredite auf den Tisch. Vorher! Sollte ich
meinen Job verlieren, dann geh ich wenigstens nicht wegen Beihilfe zu betrügerischer
Krida in den Häfen.«
»Sondern weil du Johnny
erpresst. Aber mich schickst du den Jordan hinunter, mich, der deine
Sauereien jahrelang geflissentlich übersehen hat!« Der zweite
Sprecher musste Paul Marageter sein.
»Krieg dich mal wieder
ein. Du hast ein paar Anzeigen verschwinden lassen, böswillige
Vernaderungen, die ohnehin keine Beweiskraft gehabt hätten. Das war
alles.«
»Das war alles? Was,
denkst du, würde man in diesem Tal mit einem Kinderschänder
machen, he?«
»Und wo wärst du,
hätte ich dir nicht nur die Kredite immer wieder verlängert,
sondern obendrein auch noch weitere Überbrückungskredite gewährt?
Komm, Pauli, bleib mal auf dem Teppich. Die Mädels sind keine Kinder
mehr, sondern raffinierte Luder, die ihre Jugend zu Geld machen, nichts
anderes.«
»Weil du sie dir zu
Baby-Nutten heranziehst, deshalb! Trotzdem bleiben sie immer noch Kinder.«
»Komm mir jetzt bloß
nicht mit Moral. Das wirkt nur unecht. Was hast du nicht alles besprungen,
das bei drei nicht auf den Bäumen war, he?«
»Jedenfalls keine
minderjährigen Mädchen. Und alten Leuten die Sparbücher
geplündert hab ich auch nicht.«
»Bei deinen Schulden würde
dir das auch wenig helfen«, konterte Schleißheimer ungerührt.
»Mich wundert allerdings, dass du dich mit deinen Stundungswünschen
nie an deinen guten Freund Regenmandl gewandt hast, sondern immer nur an
mich. Ihr beide seid doch sonst so dick miteinander.«
Die Antwort ließ auf
sich warten.
»Johnny hat mich immer
an dich verwiesen«, sagte Marageter schließlich.
Schleißheimer lachte
bitter auf. »Ich verstehe. Der feine Herr Regenmandl vergibt keine
faulen Kredite, das sollen – wenn überhaupt – die kleinen
Angestellten auf ihre Kappe nehmen. Und am besten noch solche, die ohnehin
schon Butter am Kopf haben. Tja, dann bleibt dir als Rettungsanker wohl
nur mehr deine alte Freundin, die Bachblüten-Lotte. Die hast du ja früher
auch immer angepumpt. Sie soll ja über irgendwelche geheimen, nie
versiegenden Geldquellen verfügen.«
»Alles Mumpitz! Ich
brauche eine reale Geldquelle, sonst bin ich im Arsch!«
Marageters Stimme wurde
lauter. Vermutlich hatte er sich vorgeneigt und seinen Kopf somit
unbewusst in die Nähe des versteckten Mikros gebracht.
»Wie kann man auch nur
so ein Idiot sein und die ›Rote Liesl‹ kaufen?«, warf
ihm Schleißheimer vor. »Eine Ruine auf einem Felsvorsprung,
auf dem sich nicht einmal eine Gams umdrehen kann! Wärst du bei
deinem – ohnehin schon abenteuerlichen – Pachtsystem mit
Unterpächtern geblieben, hättest du mit einem blauen Auge
davonkommen können, aber du musstest ja –«
»So schlau bin ich
jetzt selbst«, fuhr ihm Marageter dazwischen. »Wer konnte denn
ahnen, dass die Dänen plötzlich
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