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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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unqualifiziertes Gelaber abgelenkt bin.«
    »Is’ ja gut, ich
     entschuldige mich.«
    Um etwas Luft aus der
     Diskussion zu lassen, lenkte er ihr Interesse wieder auf das Naheliegende
     und deutete auf den Rekorder: »Schleißheimer und Regenmandl
     wissen so einiges voneinander, aber ich wette, nicht jede Schandtat ist
     expressis verbis zur Sprache gekommen. Jedenfalls ging der Disput nicht
     unentschieden aus, am Schluss hat Schleißheimer seinem Chef gedroht,
     er hätte noch einen todsicheren Trumpf im Talon. Leider hat er es bei
     dieser kryptischen Andeutung gelassen.«
    Kotek zuckte mit den Achseln.
     »John Silver wird uns morgen wohl kaum auf die Nase binden, ob
     dieser Trumpf es wert war, dafür zu töten.«
    Jacobi ließ die
     Anmerkung unkommentiert und griff nach dem Rekorder auf dem stummen
     Diener. »Hören wir uns jetzt die andere Aufnahme an, Schleißheimer
     versus Marageter?« Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte er die
     Wiedergabetaste.
    »… hab dir schon
     bei der Krampus-Sitzung gesagt, dass eine weitere Intervention keinen Sinn
     mehr macht.« Schleißheimers Stimme. »Außerdem bist
     du eine so verdammt undankbare Kanaille! Immer wieder hab ich dir die
     Kredite verlängert und dir dabei nicht zehn Mal, nein, hundert Mal
     gesagt, dass dein Umschuldungskartenhaus irgendwann zusammenfallen muss.
     Muss! Verstehst du dieses Wort? Und jetzt ist es so weit. Jetzt führt
     kein Weg mehr dran vorbei. In ein paar Wochen haben wir Revision. Und
     vorher müssen alle faulen Kredite auf den Tisch. Vorher! Sollte ich
     meinen Job verlieren, dann geh ich wenigstens nicht wegen Beihilfe zu betrügerischer
     Krida in den Häfen.«
    »Sondern weil du Johnny
     erpresst. Aber mich schickst du den Jordan hinunter, mich, der deine
     Sauereien jahrelang geflissentlich übersehen hat!« Der zweite
     Sprecher musste Paul Marageter sein.
    »Krieg dich mal wieder
     ein. Du hast ein paar Anzeigen verschwinden lassen, böswillige
     Vernaderungen, die ohnehin keine Beweiskraft gehabt hätten. Das war
     alles.«
    »Das war alles? Was,
     denkst du, würde man in diesem Tal mit einem Kinderschänder
     machen, he?«
    »Und wo wärst du,
     hätte ich dir nicht nur die Kredite immer wieder verlängert,
     sondern obendrein auch noch weitere Überbrückungskredite gewährt?
     Komm, Pauli, bleib mal auf dem Teppich. Die Mädels sind keine Kinder
     mehr, sondern raffinierte Luder, die ihre Jugend zu Geld machen, nichts
     anderes.«
    »Weil du sie dir zu
     Baby-Nutten heranziehst, deshalb! Trotzdem bleiben sie immer noch Kinder.«
    »Komm mir jetzt bloß
     nicht mit Moral. Das wirkt nur unecht. Was hast du nicht alles besprungen,
     das bei drei nicht auf den Bäumen war, he?«
    »Jedenfalls keine
     minderjährigen Mädchen. Und alten Leuten die Sparbücher
     geplündert hab ich auch nicht.«
    »Bei deinen Schulden würde
     dir das auch wenig helfen«, konterte Schleißheimer ungerührt.
     »Mich wundert allerdings, dass du dich mit deinen Stundungswünschen
     nie an deinen guten Freund Regenmandl gewandt hast, sondern immer nur an
     mich. Ihr beide seid doch sonst so dick miteinander.«
    Die Antwort ließ auf
     sich warten.
    »Johnny hat mich immer
     an dich verwiesen«, sagte Marageter schließlich.
    Schleißheimer lachte
     bitter auf. »Ich verstehe. Der feine Herr Regenmandl vergibt keine
     faulen Kredite, das sollen – wenn überhaupt – die kleinen
     Angestellten auf ihre Kappe nehmen. Und am besten noch solche, die ohnehin
     schon Butter am Kopf haben. Tja, dann bleibt dir als Rettungsanker wohl
     nur mehr deine alte Freundin, die Bachblüten-Lotte. Die hast du ja früher
     auch immer angepumpt. Sie soll ja über irgendwelche geheimen, nie
     versiegenden Geldquellen verfügen.«
    »Alles Mumpitz! Ich
     brauche eine reale Geldquelle, sonst bin ich im Arsch!«
    Marageters Stimme wurde
     lauter. Vermutlich hatte er sich vorgeneigt und seinen Kopf somit
     unbewusst in die Nähe des versteckten Mikros gebracht.
    »Wie kann man auch nur
     so ein Idiot sein und die ›Rote Liesl‹ kaufen?«, warf
     ihm Schleißheimer vor. »Eine Ruine auf einem Felsvorsprung,
     auf dem sich nicht einmal eine Gams umdrehen kann! Wärst du bei
     deinem – ohnehin schon abenteuerlichen – Pachtsystem mit
     Unterpächtern geblieben, hättest du mit einem blauen Auge
     davonkommen können, aber du musstest ja –«
    »So schlau bin ich
     jetzt selbst«, fuhr ihm Marageter dazwischen. »Wer konnte denn
     ahnen, dass die Dänen plötzlich

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