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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Nadelhölzern sorgte
     schon jetzt für eine herbstlich melancholische Stimmung. Die dunklen
     Akzente, von Blutbuchen und verschiedenen Ahornarten da und dort in das
     bunte Mosaik gesetzt, nahmen nur scharfäugige Beobachter wie
     Feuersang wahr.
    Drei Minuten später
     rollte der Konvoi bereits an Dorfgastein vorbei, einer idyllischen, leicht
     verschlafenen Ortschaft von vielleicht zweitausend Seelen.
    Zwischen Dorfgastein und den
     nächsten Ansiedlungen Harbach, Luggau und Laderding konnte man auf
     einer langen Geraden etwas flotter fahren. Dabei passierte man nur ein
     paar Bauernhöfe und Wohnhäuser am Fuß der Grasberge und
     auf Höhe des Hofgasteiner Bahnhofs zwei kleine Gasthäuser, von
     denen eines in desolatem Zustand und nicht mehr bewirtschaftet war. Genau
     dort verengte sich das Tal stark, die Bergflanken zu beiden Seiten rückten
     nahe an die Bundesstraße heran, wichen aber schon einige hundert
     Meter weiter wieder abrupt zurück und gaben den Blick frei auf den
     Talkessel Bad Hofgasteins und auf die Gipfel der Hohen Tauern einige
     Kilometer weiter südlich.
    Am Hofgasteiner Kreisverkehr
     Nord bog Feuersang links in die Salzburger Straße ein, während
     Dr. Wächter und Stubenvoll auf der Bundesstraße zur Ortschaft
     Lafén weiterfuhren.
    Mit einem Mal genervt von der
     eigenen disziplinierten Fahrweise knallte Feuersang nun doch das Blaulicht
     auf das Wagendach, um die Dreißiger-Beschränkung im Ortsbereich
     nicht einhalten zu müssen.
    »Männer«,
     kommentierte Melanie Kotek lakonisch. Feuersang grinste. Rasch fuhr er
     über Schulstraße, Wasserfallgasse und Höhenweg die
     einfachste Route zum Gendarmerieposten Bad Hofgastein und hielt pünktlich
     um neun Uhr fünfundvierzig auf dem kleinen Parkplatz gegenüber
     dem ehemaligen Bezirksgericht.
    Kotek stieg aus, Feuersang
     und Wächter fuhren weiter. Ihre Zielpersonen waren Chrissie Schleißheimer
     und deren Großmutter, Frau Margit Thame. Salma Schleißheimer
     hatte sich für den Tag freigenommen und wartete bereits auf dem
     Gendarmerieposten. Ihre Tochter hatte sie, wie schon am Vortag angekündigt,
     zu Hause in Obhut ihrer Großmutter zurückgelassen. Kotek war
     von Postenkommandant Bezirksinspektor Matthias Höllteufel schon vorab
     darüber informiert worden und hatte deshalb Arbeitsteilung verfügt.
     Natürlich durfte Chrissie nicht ohne Beisein der Mutter einvernommen
     werden, sodass zunächst nur vom Gasteiner Amtsarzt Dr. Vitus Ortner
     und der Psychologin Dr. Wächter festgestellt werden sollte, ob sie
     aus medizinischer Sicht vernehmungsfähig war. Wenn ja, sollte sie zu
     ihrer Mutter gebracht werden.
    Das als Vernehmungsraum
     benutzte Büro am Gendarmerieposten Bad Hofgastein war ebenso winzig
     wie das angrenzende zweite Amtszimmer. Verglichen mit den beiden Kammern
     prunkte das Referat 112 des LGK Salzburg am Franz-Hinterholzer-Kai mit großzügigen
     Zimmerfluchten, obwohl auch dort ständige Platznot herrschte. Zwei im
     rechten Winkel zusammengeschobene Schreibtische und zwei Aktenschränke
     füllten den Raum fast zur Gänze, vier Personen fanden kaum darin
     Platz. Die Neuankömmlinge fühlten sich wie in einer
     vollgestellten Studentenbude.
    An einem der Schreibtische
     hatte Salma Schleißheimer Platz genommen, face to face mit
     Oberleutnant Kotek. Vor den Frauen lagen zwei Tageszeitungen mit den
     jeweiligen Überschriften: »Ritualmord im Gasteiner Tal!«
     und »Der Schlächter vom Schwalbenkar!«.
    Am zweiten Schreibtisch,
     rechts von Kotek, saß die Protokollführerin und Gendarmerieschülerin
     Tina Hohenauer an einem PC der vorgestrigen Generation. Die hübsche
     junge Frau absolvierte hier ihre Probezeit. Am Aktenschrank hinter ihr
     lehnte Postenkommandant Höllteufel, ein hagerer eisgrauer Mittfünfziger.
    Falls Feuersang, Dr. Wächter
     und Chrissie auch noch dazustoßen, werden wir hier ziemlich intim
     aneinanderkleben, dachte Kotek belustigt. Allerdings vermittelte ihr
     Gesichtsausdruck nichts weniger als Heiterkeit.
    »Sie haben uns gestern
     belogen, Frau Schleißheimer«, begann sie, nachdem sie die
     relevanten Daten vorab auf ihren Rekorder gesprochen hatte. Zudem lief
     noch ein Aufnahmegerät der Protokollführerin mit. »Ihr
     Ehemann war nicht der Vater Ihrer Tochter Christine.«
    »Er war Chrissies
     Vater, wenn auch nicht ihr Erzeuger.«
    »Und? Wer ist der
     biologische Vater?«
    »Ist das für Ihre
     Ermittlungen wichtig?«
    »Wir stellen hier die
     Fragen, Frau

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