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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Worte einen Stich, obwohl der Kommentar keine
     versteckte Kritik an ihr enthalten hatte.
    »Und von Häuslschmieds
     Erbe hat sie jetzt auch nichts mehr«, fügte er mit echtem
     Bedauern hinzu.
    »Häuslschmieds
     Witwe scheint da eher vom Glück begünstigt gewesen zu sein«,
     sagte Kotek, ihre Schuldgefühle archivierend. »Die Verbindung
     zwischen dem Einbruch in ihr Haus und den Morden an Lotte Heinrich und
     Schleißheimer bedeutet nichts anderes, als dass sich die Häuslschmied
     zwar in der Person des Einbrechers geirrt hat, nicht aber in der Annahme,
     dass sie sterben sollte.«
    »Ja, der Konnex
     zwischen den Tötungsdelikten und dem Einbruch bei Amanda Häuslschmied
     ist ziemlich offensichtlich«, bestätigte Jacobi noch einmal.
     »Es war immer derselbe Täter, der sich große Mühe
     gegeben hat, sowohl den Mord an Schleißheimer als auch die Ermordung
     Lotte Heinrichs für uns als extrem gefühlsbetonte
     Beziehungstaten zu inszenieren.«
    Er warf seiner Beifahrerin
     einen Aufmerksamkeit heischenden Blick zu. »Der Anruf Amanda Häuslschmieds
     bei der vermeintlichen Einbrecherin Lotte Heinrich verknüpft wiederum
     alle drei Delikte miteinander. Aber es wäre trotzdem falsch, Q als
     Serientäter zu sehen. Ich halte ihn eher für einen von Zeit und
     Zwängen Getriebenen.«
    »Du hast die
     Inszenierung der Morde angesprochen. Wie war sie denn bei Lotte Heinrich?«
    Feuersang, an den die Frage
     Koteks gerichtet war, ließ sich nicht lange bitten: »Ganz
     ähnlich wie bei Fredl Schleißheimer – mit dem
     Unterschied, dass Lotte Heinrich ihren Mörder eben selbst ins Haus
     gelassen hat.«
    »Und das trotz ihrer
     Angst und den Todesahnungen?«, wunderte sich Kotek.
    »So muss es wohl
     gewesen sein. Und da sie oben in Julies Zimmer niedergeschlagen und
     erstochen wurde, wird der Mörder sie auch noch veranlasst haben
     dorthinzugehen. Die Tötung selbst verlief wie eine Kopie des Mordes
     an Schleißheimer: Schlag auf den Kopf, Stich in die Halsschlagader
     und Stich ins Herz, der unterm Rippenbogen nach oben geführt wurde.
     Der Leichnam wurde malerisch auf Julies Bett drapiert, und zwar im
     wahrsten Sinne des Wortes: Der ganze Körper ist mit Lotte Heinrichs
     eigenem Blut bemalt worden – auf dieselbe Art und Weise wie Schleißheimers
     Leiche. Ein Unterschied ist den Beamten vor Ort allerdings doch
     aufgefallen: Obwohl die Vorgehensweise wieder den Profi verrät, sind
     Stiche und Malereien diesmal fast flüchtig ausgeführt worden, so
     als hätte der Täter unter Zeitdruck gestanden.«
    »Du hast einen weiteren
     Unterschied vergessen«, mahnte Jacobi.
    »Nur keine Ungeduld«,
     verwahrte sich Feuersang. »Nach Schilderung der Kollegen hat jemand
     die rechte Hand der Leiche, solange sie noch beweglich war, zur Faust
     geballt und in dieser Stellung so mit einer Kordel zusammengebunden, dass
     die Daumenspitze zwischen Zeige- und Mittelfinger hervorlugt. Was das
     bedeuten soll, wissen wir noch nicht, aber –«
    »Aber ich weiß
     es!«, fiel ihm Kotek ins Wort. »Von der Eisenzeit bis ins Frühmittelalter
     wurden in Mittel- und Nordeuropa Ehebrecherinnen auf diese Weise
     gekennzeichnet, bevor man sie erdrosselt und im nächsten Moor
     versenkt hat.«
    »Wirklich?«
     Jacobi war erstaunt. »Und? Sagt uns das etwas?«
    Kotek zuckte mit den Achseln.
     »Natürlich sollen wir es für eine Botschaft halten. Aber
     ich tippe eher auf eine für uns gelegte Spur – wie die in der
     Rettenwänd-Hütte. Wir vergeuden nur Zeit, wenn wir uns mit
     diesem Mystik-Schmus eingehender beschäftigen.«
    »So endgültig würde
     ich diesen Schmus, wie du ihn bezeichnest, aber nicht abhaken«,
     widersprach Jacobi.
    Kotek richtete den Blick
     vielsagend nach oben. »Wie schon bei der Ermordung Schleißheimers
     dient der ganze Voodoo-Zauber vermutlich nur einem Zweck«, sagte sie
     gedehnt. »Die wahren Beweggründe zu verschleiern, um Q einen
     Zeitgewinn zu verschaffen.«
    »Womit wir bei den
     Motiven wären«, klinkte sich Feuersang wieder ein. »Wenn
     der Täter so erpicht darauf ist, uns Beziehungs- oder Sexualkisten
     unterzujubeln, sind solche, wenn schon nicht ganz, so doch tendenziell
     auszuschließen. Bleiben also wieder einmal nur welche Kategorien
     übrig?«
    »Gier oder
     Verlustangst?«, bot Kotek an.
    »Wahrscheinlich beides«,
     vermutete Feuersang. »Fredl Schleißheimer hatte durch seine
     illegale Aktion in der Regenmandl’schen Villa Zugang zu Infos
     bekommen, über die

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