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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Lotte Heinrich längst verfügte. Allem
     Anschein nach wurde der neu eingestiegene Player in Form von Schleißheimer
     dem Täter daraufhin zu gefährlich. Er handelte, und Lotte
     Heinrich, die bis dahin keine Gefahr für ihn dargestellt hatte, aber
     nun Aufschluss über den Mörder hätte geben können,
     musste ebenfalls sterben.«
    »So könnte es
     gewesen sein«, pflichtete Jacobi seinem langjährigen Kollegen
     und Freund bei.
    »Unsre Favoriten, die
     jetzt als Täter in Betracht kommen, wären also …«
     Kotek ließ den Satz unvollendet, um dann fortzusetzen: »Die Häuslschmied
     hat vier Personen übermäßige Gier vorgeworfen, wobei Lotte
     Heinrich schon einmal ausscheidet.«
    »Bleiben abgesehen vom
     berühmten Unbekannten noch Regenmandl, Marageter und die Schleißheimer«,
     ergänzte Feuersang. »Die hatten wir schon vorher auf der
     Rechnung, wogegen die beiden Czerwenkas eher nicht in Frage kommen: der
     Senior wegen Gebrechlichkeit und der Junior wegen seines zementierten
     Alibis.«
    »Ganz deiner Meinung«,
     sagte Jacobi. »Auch Julie Heinrich und Amanda Häuslschmied sehe
     ich als krasse Außenseiter. Sowohl das Mädchen als auch die
     Seniorin sind kaum in der Lage, die Morde so zu begehen, wie sie begangen
     worden sind. Selbst wenn beide irgendwann einmal gelernt hätten, ein
     Schlachtmesser zu führen. Außerdem müsste Julie nach
     Faktenlage eine irre Mutter- und Serienmörderin sein. Eine ziemlich
     extreme Einschätzung weitab von jeder Wahrscheinlichkeit.«
    »Jean Pierre Regenmandl
     dagegen hat sich durch sein Abtauchen im Ranking weit nach vorn
     katapultiert«, stellte Kotek nachdenklich fest.
    Jacobi sah im Rückspiegel,
     wie Feuersang den Kopf schüttelte.
    »Mein Favorit ist nach
     wie vor der Exkollege Blaulicht-Pauli«, tönte es auch gleich
     darauf aus dem Fond. »Er passt einfach zu gut ins Täterprofil
     – eigentlich immer besser, wo sich doch Geld als Motiv
     herauskristallisiert und kein anderer unserer Kandidaten in der Lage wäre,
     jemanden so fachmännisch abzustechen.«
    »Eine sehr einseitige
     und daher unzulässige Gewichtung«, widersprach Kotek, die tags
     zuvor noch selbst Marageter favorisiert hatte. »Regenmandl mag schon
     lange kein Schlachtmesser mehr in der Hand gehabt haben, wenn es aber um
     Sein oder Nichtsein geht, würde er das noch allemal hinkriegen.
     Dasselbe gilt für Salma Schleißheimer. Erstens wissen wir, dass
     sie Jägerin ist, zweitens steht in ihrem amtlichen Lebenslauf, dass
     sie nach ihrer Pflichtschulzeit eine Lehre in der Fleischhauerei
     Regenmandl absolviert hat, und anschließend muss ihr jemand den
     zweijährigen Hotelfach-Lehrgang für Erwachsene in der
     Tourismusschule Bischofshofen ermöglicht haben.«
    »Wahrscheinlich
     ebenfalls Regenmandl«, mutmaßte Feuersang.    
    »Der hat sich übrigens
     noch gestern Abend telefonisch bei Rothmayer über dich beschwert, Leo«,
     hakte Jacobi ein.
    »Du hast eins vergessen
     hinzuzufügen: Ehe er die Fliege gemacht hat«, konterte der Gerügte
     unbeeindruckt. »Hat man Vesna Simcits, die Haushälterin, denn
     schon einvernommen?«, fragte er gleich anschließend. »Die
     weiß bestimmt, wo er abgeblieben ist. Jetzt, wo der arme Johnny so
     in der Bredouille ist und sogar seine Geliebte Salma auf Distanz zu ihm
     geht, wett ich drauf, dass die geprügelte Vesna wieder regen Anteil
     an seinem Schicksal nehmen wird.«   
    »Leo, der
     Frauenversteher, ja?«, spottete Kotek.
    »Leo hat vielleicht
     recht«, gab der Oberst seinem Chefinspektor Rückendeckung.
     »Jedenfalls ist es nicht die schlechteste Idee, bei der Simcits
     nachzuhorchen, vorausgesetzt natürlich, sie ist noch greifbar. Ruft
     mal gleich an. Sie hat Regenmandl geliebt oder liebt ihn immer noch, kennt
     ihn jedenfalls am besten – wahrscheinlich noch besser, als die
     Schleißheimer ihn zu kennen glaubt. Wenn sie nicht gemeinsam mit ihm
     verschwunden ist, sollte man ihr entlocken können, wohin er sich
     eventuell verkrochen hat.«
    In diesem Moment spielte
     Jacobis Handy die Melodie von »Brave Scotland«.
    »Ja, Lenz? Hast du was
     Neues für uns?« Er stellte den Lautsprecher auf Mithören.
    »In Regenmandls Hütte
     ist jemand – ich glaub, es ist das Mädchen«, meldete sich
     Major Redl. Sein gedämpfter knorriger Bariton war unverkennbar.
     »Eben wird eingeheizt, und der Kamin beginnt zu rauchen. Ein Fenster
     vorn neben der Tür steht offen, obwohl es regnet und ein eiskalter
     Wind

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