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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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bläst. Ich hab mich im Morgengrauen an die Hütte
     rangepirscht. Geht natürlich alles sehr, sehr langsam. In dieser
     Stille hörst du ja jedes Geräusch, das nicht hierher gehört.
     Ich melde mich dann wieder.«
    »Einen Moment, Lenz,
     wir haben noch eine wichtige Info für dich: Die Mutter von Julie ist
     heut Nacht ermordet worden – auf dieselbe Art und Weise wie Fredl
     Schleißheimer.«
    »Oh, Scheiße! Das
     arme Mensch. Ich nehm an, ich soll Julie das vorläufig noch
     verschweigen, wenn sie denn tatsächlich die Person in der Hütte
     ist.«
    »Genau darum wollte ich
     dich bitten.«
    »Geht klar. Bis später
     dann.«
    Der Dreier-Konvoi fuhr eben
     in den ersten der beiden Pass-Lueg-Tunnel ein, und obwohl im Ofenauer und
     Hiefler Tunnel Handy- und Radioempfang möglich war, hörten sie
     vorerst nichts Neues mehr von Redl.
    »Es ist einfach irr,
     wie Lenz das immer wieder im Handumdrehn hinkriegt«, meinte
     Feuersang achselzuckend. »Die Spusi hat Julie trotz Unterstützung
     durch die Gasteiner Kollegen gestern nicht gefunden, deshalb sollte ja
     heute eine Hundestaffel angefordert werden. Und er fährt allein auf
     die Alm und findet sie sofort. Wie macht der Mann das bloß?«
    Er erwartete auf seine Frage
     keine Antwort. Redl hatte anderen Menschen eines voraus: untrüglichen
     Instinkt. Er spürte, wo, wie und wann an eine Sache heranzugehen war.
     Falls Julie sich überhaupt im Laderdinger Alpl aufhielt, konnte sie
     am Vortag die Einsatzwagen schon von Weitem gehört, sich in die Büsche
     geschlagen und einige Kilometer zwischen sich und die Hütte gebracht
     haben. Erst nach dem Abzug des Suchtrupps und der Spusi, den sie durch ein
     Fernglas beobachtet haben könnte, war sie dann – nicht zuletzt
     durch die Witterung genötigt – zur Hütte zurückgekehrt.
    Redl hatte seinen Pkw
     wahrscheinlich weit unten im Wald abgestellt und war noch in stockfinstrer
     Nacht zur Alm aufgestiegen, um sich schließlich der Hütte auf
     den letzten paar hundert Metern mit größter Vorsicht zu nähern,
     wie seine Beschreibung – »sehr, sehr langsam« – ja
     anschaulich nahegelegt hatte.
    »Für solche
     Spezialaufgaben gibt es keinen Besseren als ihn«, stellte Kotek
     neidlos fest. »Das bringt mich auch gleich zur erforderlichen
     Arbeitsteilung. Sollte Lenz Julie tatsächlich gefunden haben –«
    »Dann wird er sie zunächst
     zu Cornelia bringen, die ich für diese spezielle Aufgabe
     hereinbestellen werde«, fiel ihr Jacobi ins Wort. Sein Versprechen,
     sich nicht einzumischen, schien er schon wieder vergessen zu haben.
     »Das Mädel hat heut Nacht seine Mutter verloren und –
     egal, ob es nun Täter oder nur Opfer ist – braucht nichts nötiger
     als den Beistand einer erfahrenen Psychologin. Ein Opfer ist Julie in
     jedem Fall. Sie wird ganz sicher Polizeischutz bekommen.«
    »Selbst ohne deinen
     ausdrücklichen Rat hätte ich nichts anderes angeordnet, Herr
     Oberst«, sagte Kotek mit einem Klirren in der Stimme, das Jacobi
     immer starkes Unbehagen verursachte. »Und Lenz soll auch nach
     Regenmandl suchen. Den müssen wir unbedingt finden, ehe die
     Ereignisse weiter eskalieren.«
    »Du weißt aber,
     dass Lenz an seinem eigenen Fall dran ist?«, wandte Jacobi ein.
     »Er hat dir ohnehin schon Max abgetreten.«
    »Den Zischlpfitzer hat
     er ja auch noch. Und sein Fall ist nicht so dringend wie unsrer. Die
     beiden Leichen, die von Halleiner Kindern in den Salzach-Öfen
     entdeckt worden sind, lagen dort bestimmt schon seit dem Frühjahr.
     Ich seh schon, ich muss ihn selbst darum bitten, wenn er sich wieder
     meldet. Leo, du und Max, ihr macht wie vereinbart den Tatort im Haus der
     Bachblüten-Lotte klar und überprüft bei den
     Marageter-Haussuchungen auch seine Alibis für die zwei
     Todeszeitpunkte. Dasselbe Programm bei der Schleißheimer. Die gute
     Salma soll nicht glauben, dass sie für uns schon außer Obligo
     ist. Sie hat mir ein bisschen zu oft gelogen und hält wahrscheinlich
     noch immer wichtige Hintergrundinfos zurück. Der Herr Oberst und ich
     fahren zur Häuslschmied, und während Oskar anschließend im
     ›Schlössl‹-Café seinen Schulfreund trifft, werde
     ich zunächst zu den Czerwenkas und dann zum Posten fahren. Vom Besuch
     beim Notar verspreche ich mir allerdings nicht besonders viel. Der Junior
     weiß vermutlich gar nichts, und der Senior wird sich entweder nicht
     erinnern wollen oder können, aber ich möchte mir hinterher nicht
     Nachlässigkeit

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