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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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noch Feuersang
     zweifelten die Festlegung des Pathologen auf das Schlachtmesser an.
     Pernauer mochte seine Eigenheiten haben, aber auf seinem Gebiet machte ihm
     niemand etwas vor. Zu bestimmen, ob ein Einstich in menschliches Gewebe
     von einem Hirschfänger, einem Stilett, einem Brieföffner oder
     einem ordinären Küchenmesser stammte, war für ihn eine der
     leichteren Übungen.
    »Diese fachkundige Art
     der Hinrichtung ist symptomatisch für den Täter. Ihr werdet sie
     bitte nie außer Acht lassen, wenn ihr Verdächtige favorisiert«,
     merkte Jacobi dazu noch an. »Nun zu den Ergebnissen der Spusi: Sehr
     trist, kann ich nur sagen. Der Täter beziehungsweise die Täterin
     hat Handschuhe getragen, aber auch sonst findet sich keine fremde DNA-Spur
     jüngeren Datums, die uns weiterhelfen könnte. Keine Haare, keine
     Hautpartikel und schon gar kein Täterblut. Ich kann mich also der
     Diagnose von Stubi und Wegener nur anschließen: Da war ein Profi am
     Werk. Aber wie sagte schon der alte Dürnberger immer? An jedem Tatort
     sind Spuren, nicht zuletzt die, die nicht da sind. Ach ja, die Meldung von
     Hans hätt ich jetzt beinahe vergessen.«
    Jacobi meinte damit
     Chefinspektor Hans Weider, der nicht nur der Koordinator, also Mädchen
     für alles, im Innendienst war, sondern auch der Spezialist für
     Telekommunikation.
    »Die Handys von Julie
     Heinrich und Alfred Schleißheimer können nicht geortet werden.
     Sie sind also entweder zerstört oder auf Dauer deaktiviert. Von
     Julies Handy ging am Samstag um zwölf Uhr fünfzehn eine SMS an
     Schleißheimers Handy und am Sonntag um vierzehn Uhr zwanzig der
     Anruf an Chrissie. Jetzt aber zu den aktuellen Ereignissen: Was fällt
     seit heute Nacht besonders auf?«
    »Ich finde, die Spirale
     der Gewalt dreht sich immer schneller«, sagte Kotek. »Sehr
     viel schneller.«
    Ihr Lebensmensch nickte so
     eifrig, dass sich die Bewegung sogar dem Lenkrad des RS 4 mitteilte und er
     leicht korrigieren musste. »Das trifft es exakt. Irgendjemand, wir
     nennen ihn oder sie der Einfachheit halber wie gewohnt Q, steht gewaltig
     unter Zeitdruck. Auch diesen Aspekt solltet ihr im Auge behalten. Darüber
     hinaus hast du von mir keine Einmischung zu befürchten, Melanie. Ich
     fahre nur mit, um mir anzuhören, was diese Frau Häuslschmied zu
     sagen hat, und um dann mit meinem Schulfreund zu reden.«
    »Du hältst den
     Einbruch in Häuslschmieds Haus also nicht für ein zufälliges
     zeitliches Zusammentreffen?«, fragte Kotek stirnrunzelnd. Das
     Missfallen über Jacobis unnötige Beteuerung war ihr deutlich
     anzumerken.
    »Nein. Ihr Mann gehörte
     ja wie zwei andere Verdächtige auch diesem Laderdinger Kreis an, außerdem
     ist auf dem Anrufbeantworter von Lotte Heinrich ein Gespräch
     gespeichert, das einen Zufall eher ausschließt. Der verstorbene Häuslschmied
     ist meiner Meinung nach eine Schlüsselfigur in beiden Mordfällen.«
    Erläuternd fügte er
     hinzu: »Eben deshalb treffe ich mich ja mit meinem Schulfreund, um
     sein zeitgeschichtliches Wissen ein wenig anzuzapfen. Schorsch Grahammer
     hat uns damals bei den Morden im Höllkar wichtige Hinweise geliefert,
     und ich habe so ein Gefühl, dass er diesmal wieder von Nutzen sein könnte.«
    Kotek erinnerte sich an den
     Gasteiner Lehrer, dessen Frau pikanterweise mit einer Verdächtigen
     befreundet gewesen war.
    »Leo bringt dich jetzt
     auf den letzten Stand. Leo, bitte«, schloss Jacobi seine Ausführungen.
    »Soll ich mit der
     ermordeten Bachblüten-Lotte beginnen?«, fragte Feuersang.
    »Nein, lieber mit dem
     Einbruch bei der Häuslschmied. Und brösel mir ja nicht ins Auto!
     Ich hasse Brösel.«
    »Ich hab noch keine
     Zeit zum Frühstücken gehabt«, entschuldigte sich Feuersang
     und packte seine Schinkensemmel wieder ein. »Also«, begann er
     dann in seiner behäbigen Art, »um drei Uhr morgens ging beim
     Journaldienst Sankt Johann im Pongau der Notruf ein, und die
     dreiundachtzigjährige Amanda Häuslschmied aus Bad Hofgastein,
     Heißingfelding neunundsechzig, meldete einen Einbruch. Sie
     berichtete dem Diensthabenden aufgeregt, jemand sei über die
     Gartenterrassentür in ihr Haus eingebrochen. Obwohl man den dabei
     ausgelösten Alarm weithin gehört habe, sei die Person bis in den
     ersten Stock vorgedrungen und habe versucht, die verschlossene Tür zu
     ihrem Schlafzimmer einzutreten.«
    »Wenn die Schilderung
     der Frau den Tatsachen entspricht, hätte sie möglicherweise das
    

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