Dohlenflug
kann ich
dich einen Augenblick sprechen – draußen?«
Der Postenkommandant war
nicht der Einzige, der über diese Geheimnistuerei befremdet die Stirn
runzelte, schließlich befanden sich nur Kollegen im Raum.
Kommentarlos folgte er Kotek hinaus auf den Parkplatz vor dem Gebäude.
»Was ist denn so
heikel, dass du es nicht vor unseren Leuten besprechen willst?«,
fragte er, sowie sie außer Hörweite der Kollegen waren.
Kotek versuchte sein
Misstrauen zu beschwichtigen: »Es geht um ein Zeugenschutzprogramm,
das für ein paar Tage laufen soll, deshalb will ich den Kreis der
Eingeweihten möglichst klein halten.«
Sie erklärte, wer in das
ZSP genommen werden sollte, verriet aber weder die in Frage kommenden
Örtlichkeiten, noch machte sie konkrete Zeitangaben.
Schließlich bat sie Höllteufel
noch, jemanden für diese Aufgabe abzustellen.
»Nur bis morgen oder
übermorgen, bis ich mich frei machen kann«, fügte sie
hinzu, »dann übernehme ich den Job auch selbst.«
»So wichtig ist dir
das?«, entfuhr es Höllteufel. »Aber wie auch immer: Natürlich
stelle ich euch jemanden zur Verfügung.«
»Nicht uns, mir soll
jemand zur Verfügung stehen, Matthias. Je weniger Leute den
Aufenthaltsort der Zeugin kennen, desto geringer ist die Gefahr einer
Indiskretion, egal, ob diese absichtlich oder aus Unachtsamkeit erfolgt.«
»It’s your turn,
Melanie«, winkte Höllteufel reserviert ab. »Aber ich
glaube, ich habe da die geeignete Person für dich. Tina Hohenauer
wird nicht nur bald eine sehr tüchtige Beamtin abgeben, sondern ist
auch eine Großnichte der alten Häuslschmied. Wenn überhaupt
jemand dieses starrsinnige Fossil von der Notwendigkeit eines ZSP überzeugen
kann, dann Tina.«
»Nun gut, vielleicht
stellt sie sich ja als Glücksgriff heraus«, gab sich Kotek
unvoreingenommen, obwohl sie eigentlich damit gerechnet hatte, einen
erfahrenen Kollegen zur Seite gestellt zu bekommen. »Wenn es dir
recht ist, fährt sie jetzt gleich mit mir und meldet sich zurück,
wenn ich sie morgen ablöse. Seit Oskar und ich vor einer Stunde von
der Villa Häuslschmied weggefahren sind, bin ich so verdammt
kribbelig. Mich plagt der Gedanke, etwas übersehen zu haben. Die
Villa wird zwar von Haberstroh observiert, aber er kann nicht ewig dort
bleiben, und der Teufel schläft nicht, wie uns diese Nacht vor Augen
geführt hat.«
In diesem Moment fuhr ein
Landrover Freelander auf dem Parkplatz vor. Jacobi stieg aus und
verabschiedete sich von Schorsch Grahammer.
»Vielleicht sehe ich
Frau Kotek und dich ja auch wieder einmal, ohne dass gleich jemand
ermordet werden muss«, verabschiedete sich der Schulfreund, dann
wendete er den Wagen, winkte ihnen zu und fuhr davon.
»Ich mach mich jetzt
auch auf den Weg, Oskar«, sagte Kotek, während sie Grahammer
nachwinkte. »Ich fahr mit der Praktikantin Hohenauer zunächst
zum Notar und dann zur Häuslschmied hinaus. Ich versuche noch einmal
mein Glück bei ihr, und vielleicht ergibt sich zwischendurch ja sogar
die Gelegenheit, eine Kleinigkeit zu essen. Ich nehm deinen Wagen, dann fährst
du mit Lenz oder Conny nach Hause, geht das?«
Es war eine rhetorische
Frage, denn erfüllbare Gefälligkeiten pflegte Jacobi seinem
Lebensmenschen nicht zu verweigern. Außerdem hatte er noch etwas
gutzumachen.
»Geht klar«,
sagte er sofort. »Den Weg zu Czerwenka könnte ich dir
allerdings abnehmen, falls du das Angebot nicht wieder als Einmischung
betrachtest. Sein Büro ist quasi gleich um die Ecke.«
»Sei nicht so
empfindlich, Katzenbär. Natürlich bin ich dir dankbar, wenn du
mir das abnimmst. Auf ein zweites Date mit Czerwenka bin ich nach heute
Vormittag ohnehin nicht scharf.«
»Okay, dann warte ich
jetzt noch auf Lenz, springe dann zu Czerwenka hinüber und fahr
anschließend mit Conny heim. Auf dem Laptop, den Lenz geborgen hat,
ist übrigens alles gelöscht, was jemals drauf gespeichert war,
und die CDs sind stark beschädigt.«
»War ja nicht anders zu
erwarten«, kommentierte Kotek trocken. Jacobi nickte.
»Ich hoffe trotzdem,
dass Hans wenigstens auf dem Laptop ein paar Daten wiederherstellen kann.
Aber das ist noch nicht alles, was Lenz in dem von Regenmandl gebuddelten
Loch gefunden hat.«
»Spiel jetzt nicht Katz
und Maus mit mir, sondern klär mich auf.«
»Unter dem Loch
befindet sich ein Grab. Die Spusi ist gerade dabei, die Gebeine
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