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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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eines
     erwachsenen Mannes zu bergen. Näheres werden wir dann von Pernauer
     erfahren, allerdings erst in einigen Tagen.«
    »Wirklich typisch für
     dich, die Bombe erst am Schluss hochgehen zu lassen, mein Schatz.«

 
    24
    DIE BLUTJUNGE Gendarmerieschülerin,
     sie zählte zwanzig Lenze, machte kein Geheimnis daraus, wie stolz sie
     darauf war, von Frau Oberleutnant Kotek für ein geheimes
     Zeugenschutzprogramm herangezogen zu werden. Sie bewundere Kotek und fühle
     sich zu diesem Job geboren, versicherte sie ihr und verriet ihr dann
     verschämt, ihr Lieblingsfilm sei der Thriller »Bullit«
     mit Steve McQueen und der legendären Autoverfolgungsjagd durch San
     Francisco. Dass Kotek darauf verzichtet hatte, ihr die Notwendigkeit
     absoluter Diskretion unter die Nase zu reiben, schien ihr besonders zu
     schmeicheln.
    Kotek auf der anderen Seite
     war einigermaßen beruhigt. Tina Hohenauer hatte von sich aus
     beteuert, zu schweigen wie ein Grab und niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen
     über ihren Auftrag zu erzählen, nicht einmal ihrem Freund.
    Für ihre erste Aufgabe
     benötigte sie noch keine besonderen Fähigkeiten: Nachdem Kotek
     bei der Villa der Zielperson ausgestiegen war, durfte sie mit dem
     Dienstwagen von Oberst Jacobi zu einem Supermarkt an der Kreuzung
     Hofgastein-Süd fahren, dort Proviant für mehrere Tage und einen
     Snack für die Frau Oberleutnant kaufen und dann zur Villa zurückkehren
     – was sie prompt erledigte.
    Ohne dass es ihr von Kotek
     besonders nahegelegt worden wäre, hatte sie auf der Rückfahrt
     fortwährend nach möglichen Verfolgern Ausschau gehalten, aber
     niemand schien sich für den anthrazitgrauen RS 4 zu interessieren.
     Und letztlich war da ja auch noch Bezirksinspektor Haberstroh, der ihr
     über Funk »keine besonderen Vorkommnisse« meldete und
     seinen Beobachtungsposten vor der Villa erst dann verließ, als sie
     die Treppe zur Eingangstür hinaufging.    
    Häuslschmied ließ
     ihre Großnichte nicht warten. Kaum hatte Hohenauer die Klingel gedrückt,
     öffnete sich auch schon die Haustür.
    »Komm rein, Tini. Lange
     nicht gesehen. Wie geht’s dir, Schätzchen? Siehst ja blendend
     aus – wie der blühende Frühling und nicht wie dieses grässliche
     Herbstwetter da draußen.«
    »Grüß dich,
     Mandi-Tant. Danke, aber du übertreibst mal wieder. Außerdem stünde
     es wohl eher mir zu, dir Komplimente zu machen. Kaum jemand in deinem
     Alter ist noch so fit wie du.«
    »Jetzt übertreibst
     du aber. Dass ich dich lange nicht gesehen habe, war übrigens nicht
     übertrieben, sondern durchaus ernst gemeint: Du solltest mir deinen
     Anblick öfter gönnen. Bist ein wirklich attraktives Mädel
     geworden, mindestens so attraktiv wie diese Kripo-Tussi da drinnen. Das
     ist vielleicht eine raffinierte Person.«   
    Tina Hohenauer lachte.
     »Aber Mandi-Tant, wie kommst du denn auf so was? Warum hältst
     du Frau Kotek für eine raffinierte Person?«
    »Na, weil sie dich als
     Schützenhilfe mitgebracht hat. Wahrscheinlich glaubt sie, ich könnte
     mich in deinem Beisein eher für ihren Zeugenschutz-Zinnober erwärmen.«
     Häuslschmied war ihrer Großnichte vorausgegangen und öffnete
     die Tür zum Salon.
    »Das ist kein Zinnober,
     Mandi-Tant«, sagte die junge Frau. »Ich will dich wirklich
     nicht beunruhigen, aber nach den Ereignissen heut Nacht wär es
     einfach dumm, die offensichtliche Gefahr zu leugnen oder gar zu
     ignorieren.«
    »Na, du bist wenigstens
     ehrlich.«
    »Aber so war’s
     doch nicht gemeint«, beeilte sich Hohenauer zu versichern. »Außerdem
     wär der Aufenthalt da oben sowieso nur für ein paar Tage.
     Betrachte es einfach als Abwechslung vom Alltagstrott.«
    Kotek im Salon hatte die
     letzten Sätze mitbekommen und fügte nach einer wohl bemessenen
     Pause hinzu: »Sie sollten den Vorschlag wirklich nicht als
     unwillkommene Schikane einer Behörde betrachten, Frau Häuslschmied,
     sondern nur als Vorsichtsmaßnahme. Außerdem würde Ihnen
     zunächst einmal Ihre Großnichte die Langeweile dort oben
     vertreiben, ich käme erst morgen oder übermorgen hinauf nach
     Sportgastein.«
    Es dauerte noch eine
     geschlagene Stunde, bis Häuslschmied einwilligte. Und das, obwohl
     Kotek die ganze Zeit über das Gefühl gehabt hatte, als hätte
     sich die Greisin bereits nach dem ersten Appell ihrer Großnichte
     entschlossen, sich schlussendlich überreden zu lassen.

 
    25
    WÄHREND HOHENAUER ihrer
     Großtante beim

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