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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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erleichtert er war. »Ich hoffe doch sehr, dass ich
     dir die paar Euro wert bin«, sagte sie. »Es war übrigens
     wirklich nicht einfach, die beiden zu bezirzen. Besonders Lenz hat
     rumgemotzt, er sei nicht der Marathon-Dodel vom Dienst.«
    »Wundert dich das etwa?
     Schließlich ist der Herr Major schon seit drei Uhr morgens
     unterwegs, um dir zur Hand zu gehen.«
    »Ich weiß. Erst
     mit der Bemerkung, dass ich morgen bei diesem Wetter mit Tourenskiern zum
     Landhaus reintraben würde, konnte ich die Herren bei ihrer Ehre
     packen. Sie haben sogar versprochen, für den Fall der Fälle ihre
     eigenen Tourer mitzunehmen.«
    »Apropos Wetter: Weißt
     du, wie groß die Lawinengefahr im Naßfelder Tal bei diesen
     Verhältnissen ist? Die Straße wird nicht umsonst gesperrt.«
    »Lass es einfach sein,
     Oskar. Du wirst mich nicht umstimmen können, aber ich verspreche dir,
     auf mich aufzupassen, und einen Lawinenpiepser werd ich morgen auch
     dabeihaben.«
    »Und du meldest dich
     noch, ehe du heimfährst?«, erinnerte er sie ein zweites Mal.
    »Mach ich. Ich fahre
     auf alle Fälle noch heute nach Salzburg, auch wenn du dann schon nach
     Wien unterwegs sein solltest.«
    Sie wusste, es war nicht der
     Kongress allein, der Jacobi davon abhielt, an vorderster Front dabei zu
     sein. Birnbaum, der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit,
     hatte ihn wegen einer Zeugenaussage bei einem Untersuchungsgericht in die
     Hauptstadt zitiert. Die Aussage sollte dabei helfen, eine Ministerklage zu
     untermauern.
    Jacobi war das Wiener Parkett
     schon immer zuwider gewesen – man rutschte darauf nur allzu leicht
     aus –, aber er fühlte sich dem GÖS noch von früher
     her zu Dank verpflichtet.
    Inzwischen hatten die beiden
     anderen Damen das Notwendigste für einen mehrtägigen Aufenthalt
     auf der Hochalm im RS 4 verstaut, und Kotek fand nach dem Telefongespräch
     sogar noch Zeit, ihren Snack zu verdrücken.
    Wesentlich länger
     dauerte es, bis Amanda Häuslschmied endlich im Wagen Platz genommen
     hatte. Für betagte Personen nicht untypisch fiel ihr immer wieder
     etwas ein, das sie noch vergessen haben könnte: Ob der Strom überall
     abgeschaltet war, ob das Wasser nicht einfrieren könnte und so weiter
     und so fort, so als würde sie die Villa für Monate verlassen.
    Den Schlüssel für
     das Landhaus bei Fritz Ostermeyer in Bad Gastein abzuholen bedurfte
     dagegen nur eines kleinen Abstechers und war eine Angelegenheit von
     Minuten. Koteks Cousin, ein distinguierter Herr mittleren Alters,
     versicherte ihr noch einmal seine vollste Diskretion.

 
    26
    »UND? Hast du schon
     was, Hans? Kannst du mir was anbieten?«
    Redl hatte eben die
     Kurznummer seines Spezis, Chefinspektor Weider, in die Freisprechanlage
     seines Audi getippt, während er hoch über Bischofshofen auf die
     A 10 fuhr. Er war wegen des miserablen Wetters langsamer als sonst
     unterwegs, aber nicht etwa, weil ihm die auf dem Laderdinger Alpl
     entdeckten Gebeine Kopfzerbrechen bereiteten, für die Leiche war Dr.
     Pernauer zuständig, das war nicht sein Kaffee. Stattdessen machte ihm
     der Nervenzusammenbruch der vierzehnjährigen Julie zu schaffen. Ihr
     Blick, als sie aus seinem Mund von der Ermordung der Mutter erfahren
     hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ihre Ohnmacht war so blitzartig
     gekommen, dass nur eine so gestandene Psychologin wie Dr. Wächter sie
     vorausgeahnt und das Mädchen aufgefangen hatte. Sie und Jacobi hatten
     Julie dann auch gleich im Wagen mitgenommen, um sie nach Salzburg in die
     Christian-Doppler-Klinik zu bringen.
    »Ich vermute Regenmandl
     nicht wirklich in seiner Villa in Rovinj«, ertönte die Stimme
     von Hans Weider durch den Lautsprecher aus der Mittelkonsole. »Und
     auf seinem Weingut bei Heiligenbrunn im Südburgenland hält er
     sich auch nicht auf, ich habe mich bei den zuständigen Kollegen im
     Bezirk Güssing bereits erkundigt. Allerdings kann ich mich auch nicht
     wirklich mit der Idee anfreunden, dass er in irgendeinem Hotel abgestiegen
     sein soll.«    
    »Jetzt spann mich nicht
     auf die Folter, Hans. Du weißt, dass ich in Melanies Fall nicht
     eingearbeitet bin. Sag mir nicht, wo du ihn nicht vermutest, sondern
     lieber, wo er deiner Meinung nach sein könnte.«
    »Das ganze Sechserpack,
     mich ausgenommen natürlich, besteht aus unsensiblen ruppigen Klötzen«,
     seufzte Weider.
    Redl grinste und wartete
     geduldig, wusste er doch, dass sein Kumpel immer dann einen Trumpf im
    

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