Dohlenflug
erleichtert er war. »Ich hoffe doch sehr, dass ich
dir die paar Euro wert bin«, sagte sie. »Es war übrigens
wirklich nicht einfach, die beiden zu bezirzen. Besonders Lenz hat
rumgemotzt, er sei nicht der Marathon-Dodel vom Dienst.«
»Wundert dich das etwa?
Schließlich ist der Herr Major schon seit drei Uhr morgens
unterwegs, um dir zur Hand zu gehen.«
»Ich weiß. Erst
mit der Bemerkung, dass ich morgen bei diesem Wetter mit Tourenskiern zum
Landhaus reintraben würde, konnte ich die Herren bei ihrer Ehre
packen. Sie haben sogar versprochen, für den Fall der Fälle ihre
eigenen Tourer mitzunehmen.«
»Apropos Wetter: Weißt
du, wie groß die Lawinengefahr im Naßfelder Tal bei diesen
Verhältnissen ist? Die Straße wird nicht umsonst gesperrt.«
»Lass es einfach sein,
Oskar. Du wirst mich nicht umstimmen können, aber ich verspreche dir,
auf mich aufzupassen, und einen Lawinenpiepser werd ich morgen auch
dabeihaben.«
»Und du meldest dich
noch, ehe du heimfährst?«, erinnerte er sie ein zweites Mal.
»Mach ich. Ich fahre
auf alle Fälle noch heute nach Salzburg, auch wenn du dann schon nach
Wien unterwegs sein solltest.«
Sie wusste, es war nicht der
Kongress allein, der Jacobi davon abhielt, an vorderster Front dabei zu
sein. Birnbaum, der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit,
hatte ihn wegen einer Zeugenaussage bei einem Untersuchungsgericht in die
Hauptstadt zitiert. Die Aussage sollte dabei helfen, eine Ministerklage zu
untermauern.
Jacobi war das Wiener Parkett
schon immer zuwider gewesen – man rutschte darauf nur allzu leicht
aus –, aber er fühlte sich dem GÖS noch von früher
her zu Dank verpflichtet.
Inzwischen hatten die beiden
anderen Damen das Notwendigste für einen mehrtägigen Aufenthalt
auf der Hochalm im RS 4 verstaut, und Kotek fand nach dem Telefongespräch
sogar noch Zeit, ihren Snack zu verdrücken.
Wesentlich länger
dauerte es, bis Amanda Häuslschmied endlich im Wagen Platz genommen
hatte. Für betagte Personen nicht untypisch fiel ihr immer wieder
etwas ein, das sie noch vergessen haben könnte: Ob der Strom überall
abgeschaltet war, ob das Wasser nicht einfrieren könnte und so weiter
und so fort, so als würde sie die Villa für Monate verlassen.
Den Schlüssel für
das Landhaus bei Fritz Ostermeyer in Bad Gastein abzuholen bedurfte
dagegen nur eines kleinen Abstechers und war eine Angelegenheit von
Minuten. Koteks Cousin, ein distinguierter Herr mittleren Alters,
versicherte ihr noch einmal seine vollste Diskretion.
26
»UND? Hast du schon
was, Hans? Kannst du mir was anbieten?«
Redl hatte eben die
Kurznummer seines Spezis, Chefinspektor Weider, in die Freisprechanlage
seines Audi getippt, während er hoch über Bischofshofen auf die
A 10 fuhr. Er war wegen des miserablen Wetters langsamer als sonst
unterwegs, aber nicht etwa, weil ihm die auf dem Laderdinger Alpl
entdeckten Gebeine Kopfzerbrechen bereiteten, für die Leiche war Dr.
Pernauer zuständig, das war nicht sein Kaffee. Stattdessen machte ihm
der Nervenzusammenbruch der vierzehnjährigen Julie zu schaffen. Ihr
Blick, als sie aus seinem Mund von der Ermordung der Mutter erfahren
hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ihre Ohnmacht war so blitzartig
gekommen, dass nur eine so gestandene Psychologin wie Dr. Wächter sie
vorausgeahnt und das Mädchen aufgefangen hatte. Sie und Jacobi hatten
Julie dann auch gleich im Wagen mitgenommen, um sie nach Salzburg in die
Christian-Doppler-Klinik zu bringen.
»Ich vermute Regenmandl
nicht wirklich in seiner Villa in Rovinj«, ertönte die Stimme
von Hans Weider durch den Lautsprecher aus der Mittelkonsole. »Und
auf seinem Weingut bei Heiligenbrunn im Südburgenland hält er
sich auch nicht auf, ich habe mich bei den zuständigen Kollegen im
Bezirk Güssing bereits erkundigt. Allerdings kann ich mich auch nicht
wirklich mit der Idee anfreunden, dass er in irgendeinem Hotel abgestiegen
sein soll.«
»Jetzt spann mich nicht
auf die Folter, Hans. Du weißt, dass ich in Melanies Fall nicht
eingearbeitet bin. Sag mir nicht, wo du ihn nicht vermutest, sondern
lieber, wo er deiner Meinung nach sein könnte.«
»Das ganze Sechserpack,
mich ausgenommen natürlich, besteht aus unsensiblen ruppigen Klötzen«,
seufzte Weider.
Redl grinste und wartete
geduldig, wusste er doch, dass sein Kumpel immer dann einen Trumpf im
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