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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Packen half, erreichte Kotek der erwartete Anruf von
     ihrem Lebensgefährten.
    Die am Notariat hinterlegten
     Dokumente hatten bestätigt, was die Ermittler vermutet hatten: Julie
     Heinrich war als Alleinerbin ihrer Mutter Charlotte eingesetzt worden. Und
     sollte ihre Tante Stefanie eines Tages nach Gastein zurückkehren und
     die Hälfte des Tierpräparator-Häusls einfordern, so
     bedeutete das für Julie keinen Beinbruch, denn sie hatte zudem noch
     Anspruch auf einen Pflichtteil der Hinterlassenschaft von Hans Häuslschmied.
     Der beglaubigte Nachweis seiner Vaterschaft war in einem von ihm selbst
     handschriftlich verfassten und an die Kindsmutter gerichteten Brief ausdrücklich
     anerkannt worden und damit unanfechtbar.
    Dr. Czerwenka hatte sogar
     noch zeitlich länger zurückliegende Verfügungen vorgelegt,
     ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Ehe Karl Heinrich, vulgo
     Wuschzn-Charly, und seine jüngere Tochter Stefanie Österreich
     ohne Angabe eines Reiseziels verlassen hatten, waren tags zuvor noch die
     Hypothek auf dem Tierpräparator-Häusl mit dem Erlös aus dem
     Innviertler Erbe getilgt und die Besitzrechte auf beide Töchter
     übertragen worden.
    »Als Vormund wurde
     Alexander Czerwenka eingesetzt«, kam Jacobi schließlich zum
     Ende, »nachdem klar gewesen war, dass zumindest Karl Heinrich nicht
     nach Gastein zurückkehren würde. Zeugen waren der alte Czerwenka
     und Regenmandl. Beide waren auch zwei Jahre später anwesend, als die
     verwaltete Habe statutengemäß an die volljährige Charlotte
     ausgefolgt wurde. Alles hieb- und stichfest. Julie ist zwar jetzt
     Vollwaise, aber mit ihren jungen vierzehn Jahren immerhin ein wohlhabender
     Teenager. Ich werd anregen, dass Czerwenka auch ihre Vormundschaft übernimmt,
     er hat ja immerhin schon Übung darin. Das war’s von meiner
     Seite. Und, hast du bei der Häuslschmied Erfolg gehabt?«
    »Hab ich«, bestätigte
     Kotek kurz. »Wir fahren gleich los. Das bewusste Thema hab ich
     allerdings noch ausgespart, ich wollte den Bogen nicht überspannen.«
    »Völlig in
     Ordnung. Du bestimmst den richtigen Zeitpunkt. Also, halt die Ohren steif
     und melde dich im Naßfeld, auch dann, wenn du dich wieder auf den
     Weg machst. Versprichst du’s? Und willst du dir das Ganze nicht
     überhaupt noch einmal durch den Kopf gehen lassen?«
    »Warum denn jetzt so plötzlich?
     Das Ganze war doch deine Idee.«
    »Schon, aber das miese
     Wetter beunruhigt mich. Genau solche Unwägbarkeiten haben uns früher
     schon in haarige Situationen gebracht.«
    »Uns? Du meinst wohl
     eher, dich haben sie in haarige Situationen gebracht.«
    »Das sind doch
     Wortklaubereien. Außerdem muss ich spätestens morgen früh
     in Wien bei diesem blöden Kongress sein. Vielleicht nehme ich auch
     lieber den Intercity heut Abend. Ich könnte jedenfalls ruhiger
     schlafen, wenn du die Aktion ›Mäusespeck‹ um ein paar
     Tage –«
    »Du? Angst? Du, Oskar
     Jacobi? Das muss ich mir direkt aufschreiben. Mit Datum! Wer war denn in
     früheren Jahren für seine Alleingänge berüchtigt, und
     wer predigt denn immer, die ersten drei Tage seien für den Erfolg von
     Ermittlungen entscheidend?«
    Jacobis Schnaufen war
     deutlich zu hören. »Ich hab doch nicht Angst um mich, Melli,
     sondern davor, dass du in Versuchung gerätst, auch so einen
     Alleingang zu wagen.«
    »Soll ich etwa einen
     Zug Alpingendarmen nach Böckstein bestellen, willst du das? Nur ein Mörder
     mit der Intelligenz einer Amöbe würde dann noch anbeißen.«
    »Aber auf der anderen
     Seite besteht auch kein Grund, Lara Croft oder sonst irgendeine Kampfkatze
     raushängen zu lassen. Ich habe das ungute Gefühl, dass dich das
     Jagdfieber gepackt hat. Vergiss bitte nicht, dass du es hier nicht mit
     einem Hasen zu tun hast. Der Mörder von Schleißheimer und Lotte
     Heinrich ist ein Wolf, den zu unterschätzen weitere Leben kosten könnte.
     Und das ist bei Gott keine Floskel.«
    »Okay, Katzenbär,
     ich verrate dir jetzt mal etwas, damit du meinetwegen nachts keine Albträume
     haben musst: Ich werde heute Abend zwar keine Hundertschaft in Böckstein
     postieren, aber immerhin zwei Typen, auf die auch du dich blind verlassen
     würdest. Leo und Lenz werden sich in Böckstein einquartieren und
     abwechselnd ein Auge auf die Naßfelder Straße haben –
     die ganze Nacht hindurch.«
    »Puh, Überstunden
     für zwei so teure Leute. Das kostet wieder.«
    Doch Kotek merkte seiner
     Stimme an, wie

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