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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Heinrich
     bestialisch hingemetzelt worden ist, das Weite gesucht. Dass Ihr Freund
     bei einer derartigen Darbietung für beide Morde unter
     Kardinalverdacht steht, dürfte Sie eigentlich nicht überraschen.«
    »Das … das
     wusste ich tatsächlich nicht«, trat Zederhauser den geordneten
     Rückzug an.
    »Die Fahndung nach ihm
     und seiner Haushälterin wurde bereits eingeleitet«, fuhr Jacobi
     fort. »Wenn wir ihn haben, bleibt es ihm unbenommen, seine
     Beschwerde zu konkretisieren. Allerdings werden sich für die von ihm
     behaupteten Übergriffe kaum Zeugen finden lassen, im Gegensatz zu den
     Vorkommnissen auf dem Laderdinger Alpl.«
    Zederhauser nickte etwas
     betreten. »Nun, Herr Oberst. Man sieht sich dann.«
    »Immer zu Diensten,
     Herr Bürgermeister.«

 
    23
    KOTEK WAR am Treffpunkt
     Gendarmerieposten Hofgastein eingetroffen. Sie war nicht eben erfreut
     über den zweiten Flop des Tages, den ihr der Besuch bei den
     Czerwenkas in der Ortschaft Gadaunern beschert hatte. Sie hätte ihre
     Ungeduld zügeln und nicht mit der Tür beziehungsweise dem
     Laderdinger Alpl ins Haus fallen sollen. Die Notarsgattin hatte sofort
     ihren Mann angerufen, und das umgehend vorgelegte ärztliche Attest
     über Kajetan Czerwenkas psychischen Zustand hatte keine Zweifel
     offengelassen. Der Alte war hoffnungslos dement, daran war nicht zu rütteln.
     Im Befund war ausdrücklich angeführt, dass Czerwenka senior kaum
     mehr sprach und, wenn überhaupt, dann nur zwei Worte repetierte:
     »erste Kreuzung«. Das allerdings tat er unter Umständen
     stundenlang.
    Dann hatte Hans Weider auch
     noch hereingemeldet, der aus der Art geschlagene achtzehnjährige Sohn
     von Czerwenka junior habe mit dem Vater gebrochen, aber als Spur konnte
     dieser Hinweis kaum dienen. Ein Schulabbrecher, der aus Protest gegen die
     bourgeoisen Eltern seine Berufung zum Klosterbruder entdeckt hatte, wies
     nur wenige Gemeinsamkeiten mit dem Rettenwänd-Schlächter auf.
     Niemand aus der gut situierten bürgerlichen Familie Czerwenka passte
     ins Täterprofil. Wenn auch der junge Notar per Gerichtsbeschluss für
     zwei Jahre zum Vormund der damals noch minderjährigen Charlotte
     Heinrich eingesetzt worden war, machte ihn dieser Umstand doch nicht
     automatisch zum Verdächtigen. Und um zweckdienliche Infos über
     die Vergangenheit seines Vaters zu erhalten, fehlte dem Referat erst recht
     jedes legale Druckmittel. Die Bereitschaft von Czerwenka junior zur
     Zusammenarbeit würde man in Anspruch nehmen, sobald die richterliche
     Verfügung vorlag. Darüber hinaus aber war der Besuch bei den
     Czerwenkas als Pflichtübung abzuhaken, denn die Akteneinsicht würde,
     wenn überhaupt, bestenfalls die Ermittlungsergebnisse bestätigen,
     jedoch kaum neue Erkenntnisse bringen.
    Trotzdem war Kotek guter
     Dinge und längst nicht mehr so schlechter Stimmung wie noch zu Beginn
     des Tages. Sie hatte sich vom Optimismus ihres Lebensgefährten
     anstecken lassen. Der etwas riskante Vorschlag, den er ihr bei seinem
     letzten Anruf gemacht hatte, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Er betraf
     unter anderen eine der interessantesten Figuren im Reigen der Zeugen:
     Amanda Häuslschmied. Vorerst zeigte ihnen die Witwe des verstorbenen
     SS-Scharführers zwar noch die kalte Schulter, aber das konnte sich
     schnell ändern. Jacobi hielt den Text auf dem Anrufbeantworter von
     Lotte Heinrich für den Schlüssel zu beiden Mordfällen,
     daran hatte er schon am Morgen während der Fahrt von seiner Wohnung
     zum Franz-Hinterholzer-Kai keinen Zweifel gelassen.
    Nicht zuletzt deshalb wollte
     Kotek diesmal keine Zeit verlieren. Noch vor ihrem Besuch bei den
     Czerwenkas hatte sie Fritz Ostermeyer angerufen, den Cousin ihrer Mutter.
     Die Vermietung des Landhauses in Sportgastein an das LGK ging in Ordnung,
     obwohl der Badgasteiner das elitäre Objekt gerade um diese Jahreszeit
     oft wochenlang an Alpintouristen vermietete. Kotek hatte ihm die
     Dringlichkeit ihres Anliegens und die damit verbundene Diskretion so
     nachdrücklich vor Augen geführt, dass er gar nicht anders
     konnte, als einzuwilligen. Außerdem: Wer wollte es sich schon
     ernstlich mit der Tochter einer Gräfin verscherzen, mit der man noch
     dazu verwandt war?
    Am Posten Bad Hofgastein
     hatten sich wegen der kühlen Witterung die Fenster beschlagen.
     Drinnen herrschte Hochbetrieb, und in den kommenden Minuten würden
     sich die Exekutivbeamten wahrscheinlich vollends auf die Füße
     treten.

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