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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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jeweils mit dem erstbesten Wort, das Ihnen in den Sinn kommt. Feuer?»
    «Nein, danke, nicht notwendig. Ich trage Streichhölzer bei mir.»
    «Das war das erste Wort.»
    «Oh. Aha. Tut mir leid. Ja also — natürlich. Äh — Wasser.»
    «Nacht?»
    «Klub.»
    «Hm. Sex?»
    «Psychiater.»
    «Wind?»
    «Bäckerei.»
    «Mittel?»
    «Stürmer.»
    «Verdreht?»
    «Psychiater. Oh, bitte vielmals um Entschuldigung. Das ist mir nur so herausgefahren.»
    Dr. Punce saß eine Weile mit geschlossenen Augen da. Schon fragte ich mich, ob er vielleicht nach einem ausgiebigen Mittagessen ein kleines Schläfchen halte, als er fortfuhr: «Dr. Grimsdyke, es liegt ein besonders schwerer Arbeitsmonat hinter mir. Daher muß ich fürchten, daß ich mich dazu hinreißen lasse, meinen schwierigeren Patienten gegenüber manchmal einen etwas rauhen Ton anzuschlagen.»
    «Trösten Sie sich», sagte ich voll Teilnahme, «ich unterliege auch oft dieser Versuchung. Aber haben Sie keine Sorge — das geht vorüber. Ich empfehle Ihnen einige Tage in frischer Luft.»
    «Kennen Sie die Geschichte vom Esel und dem Salz?» fragte er mich unfreundlich.
    «Nein, ich glaube nicht.» Ich rückte mich bequem zurecht, wissend, daß Psychiater im Zuge ihrer Arbeit bisweilen ein paar ganz spaßige Sachen aufschnappen.
    «Wollen Sie mir bitte gut zuhören. Es war einmal ein Esel, der ins Wasser fiel, als er an einem sehr heißen Tag mit einer Ladung Salz einen Fluß überquerte. Er kam schließlich wieder auf die Beine und fühlte sich höchlichst erleichtert, da das Wasser seine Last aufgelöst hatte. Am nächsten Tag überquerte er den Fluß mit einer Ladung von Schwämmen. Diesmal stürzte er absichtlich, doch die Schwämme sogen soviel Wasser auf, daß der Esel überhaupt nicht mehr imstande war, sich zu erheben. Das Tier ging unter. Was halten Sie von dieser Geschichte?»
    «Haha!» sagte ich. «Recht komisch.»
    In Wirklichkeit hielt ich das für eine saudumme Geschichte, aber man muß ja schließlich höflich sein.
    «Sie halten diese Geschichte für komisch?»
    «Gewiß. Für die beste, die ich seit Wochen gehört habe. Aber kennen Sie die vom Bischof und dem Papagei?»
    «Ach du lieber Gott», sagte der Psychiater und begann sich Notizen zu machen.
    Nach einer ganzen Menge Fragen über die Grimsdykesche Kindheit — die nicht anders verlaufen war als die jedes Lausbuben — forschte er: «Haben Sie sexuelle Schwierigkeiten?»
    «Bei Gott, das kann man sagen!»
    Ich erzählte ihm die Sache mit Avril Atkinson, aber er schien nicht sehr beeindruckt zu sein.
    «Ihr Problem besteht darin», sagte er abschließend, indem er sein Pincenez abwischte, «daß Sie sich in einer Ihnen nicht zusagenden Stellung befinden, Dr. Grimsdyke.»
    Ich fragte ihn, was ich dagegen unternehmen solle, aber er deutete nur irgendwie an, daß hier ein ärztliches Sprechzimmer, nicht aber das Arbeitsamt sei.
    «Ich finde, die Betätigung als Arzt ist kein gutes Training für irgendein anderes Fach, nicht wahr? Da haben es die Gerichtsanwälte besser: wenn sie es müde sind, stundenlang dazustehen und die Richter quatschen zu hören, gehen sie hin und lassen sich von Versicherungsgesellschaften fette Honorare zahlen.»
    «Es hat Bischöfe und Gesandte gegeben, die Medizin studiert haben. Rhodesien hatte einen Arzt zum Premierminister. Auch Goethe und Schiller waren einstmals Medizinstudenten.»
    «Ja, und Dr. Gatling erfand das Maschinengewehr, Dr. Guillotin die Guillotine, und Dr. Dover wurde Pirat. Ich fürchte, daß ich für keines dieser Fächer stark qualifiziert bin.»
    «Ich würde ein nicht-klinisches Gebiet vorschlagen. Wie wär's mit Entomologie? Lieben Sie Insekten?»
    Ich dachte tief nach. «Nun, wenn ich schon kein guter Arzt sein kann, könnte ich schließlich immer noch Psychiater werden. Oh, bitte tausendmal um Entschuldigung», fügte ich rasch hinzu. «Ich vergaß im Augenblick ganz —»
    «Leben Sie wohl, Dr. Grimsdyke.»
    «Nichts für ungut! Wollen Sie mich Wiedersehen?»
    «Nein. Ich will Sie nie mehr Wiedersehen. Meine Assistentin wird Sie hinausbringen.»
    Im Weggehen sah ich noch, wie er kopfschüttelnd und nervös an seinem Pincenez fingerte. Der arme Kerl sah aus, als hätte er es dringend nötig, einen Psychiater aufzusuchen.
    «Wie hast du dich gehalten?» fragte Connie, die mich einließ, als ich Bericht erstatten kam.
    «Ich glaub, ich hab gewonnen.»
    «Hoffentlich hat er dir eine Schockbehandlung empfohlen. Dein Onkel Rudolph sitzt im

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