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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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zu kommen.
    «Die Ernennung von Sharpers Nachfolger wurde, wie nicht anders zu erwarten, mit Hauspolitik verquickt.»
    Umwölkten Auges starrte er in die Obstschüssel.
    «Sir Lancelot Spratt entwickelt sich nachgerade zu einer höllischen Landplage für das Komitee. Er stellt sich meiner Kandidatur entgegen, aus keinem anderen Grund, als weil Mr. Cambridge sie fördert. Du weißt doch, daß Sir Lancelot mit ihm zerstritten ist. Cambridge weigert sich, sein altes Laboratorium abreißen zu lassen, und Sir Lancelot möchte dort seinen Wagen parken. Man stelle sich vor — meine Zukunft wird von einem Parkplatz entschieden.»
    «Nichts ist so sehr wie ein Mahagonitisch und ein Blatt rosa Löschpapier geeignet, die schlechtesten Charakterseiten hervorzulocken», sagte ich mitfühlend. «Und wie steht's mit den anderen Bewerbern?»
    «Es gibt noch dreißig andere, die für diesen Posten in Betracht gezogen wurden, alle ebensogut qualifiziert wie ich. Aber wir sind nichts als Einsätze, nichts als Ziffern. Ich sollte mich wohl dafür entschuldigen, daß ich vorhin so barsch zu dir war, Gaston. Aber das macht die ständige Spannung, weißt du. Diese Unsicherheit...»
    Mit gequälter Miene knackte er eine Nuß.
    Mir tat der Kerl richtig leid. Ich persönlich hätte mir ja als letztes gewünscht, Spezialist am St. Swithin zu werden, tagtäglich einen steifen Kragen tragen zu müssen und nie mit einer Schwester ein Rendezvous haben zu dürfen, aber dahin war nun einmal Miles' Ehrgeiz gegangen, seit er jenen Katzenhai zu sezieren begonnen hatte. Und ich hatte das Gefühl, daß auch Connie damit liebäugelte, in einem neuen Hut mit den anderen Frauen der Spezialisten beim alljährlichen Spitalsfest zu rivalisieren. Außerdem war Miles der glänzendste junge Chirurg St. Swithins seit Jahren, und ich wäre mir als ein ganz niederträchtig gemeiner Kerl vorgekommen, hätte ich nicht einem so verdienstvollen Arzt auf seiner Laufbahn weiterhelfen wollen.
    «Wenn du im St. Swithin nicht durchkommst», versuchte ich ihn zu trösten, «wirst du in der Provinz leicht genug eine entsprechende Stellung finden.»
    «Aber es wäre ja doch nicht dasselbe. Und dann müßten Connie und ich natürlich unser Heim verlassen.»
    Ich nickte. Seit der Kellner-Episode waren Mädchen in meinem Leben aus- und eingezogen wie Mieter in einer nicht sturmfreien Bude, aber Connie hatte ich noch immer ein Winkelchen meines Herzens eingeräumt. Die Vorstellung, sie lebenslänglich in einem Ort wie Porterhampton eingesperrt zu sehen, war mir so unerträglich, daß ich fast lieber selbst noch einmal dorthin zurückgekehrt wäre, um dem zuvorzukommen.
    «Unter solch delikaten Umständen», erkundigte ich mich vorsichtig, «nehme ich an, daß du mich mehr denn je auf einem hochachtbaren, aber entlegenen Posten wissen möchtest?»
    «Stimmt.»
    «Finde mir einen, alter Junge, und ich nehm ihn. Palethorpe kann ich allerdings jetzt monatelang nicht unter die Augen treten.»
    «Ich habe einigen Einfluß im Abstinenzler-Spital in Tooting. Dort brauchen sie ab nächste Woche einen Hausarzt.»
    «Und übernächste Woche, fürchte ich, wieder einen, soweit ich es von mir aus beurteile.»
    Miles strich sich über seinen fahlen Schnurrbart.
    «Jammerschade, daß du nicht deinen Posten beim Medical Observer behalten konntest. Er machte zumindest dein schriftstellerisches Talent in beachtlichem Ausmaß nutzbar.»
    «Ein kongenialer Job», bestätigte ich, «bis mich der alte Chef in die Nachruf-Abteilung verbannte.»
    Der Medical Observer ist das Fachblatt, das jeden Freitagmorgen auf den Fußabstreifern der Ärzte landet und in weitesten Kreisen dieses Standes hochgeschätzt wird, dient es doch zum Entzünden des samstäglichen Feuers. Sein hochgelegenes Büro in der Nähe des Britischen Museums schwebt in ständiger Bedrohung von seiten aller Behörden, die sich mit Gesundheitsdienst, Feuersgefahr und Stadtplanung befassen; dort hatte ich dem Herausgeber, einem dünnen vogelartigen Männchen mit steifem Kragen und strengen Ansichten bezüglich des substantivisch gebrauchten Infinitivs, assistiert.
    «Du kannst dir nicht vorstellen, wie deprimierend es war, von neun bis fünf Ärzte tot zu schreiben», sagte ich zu Miles. «Obgleich ich dort auch meinen eigenen Nachruf für die Akten verfaßte, der ganz prächtig ausgefallen ist. Deiner ist übrigens auch nicht schlecht.»
    «Freut mich. Was wär's, wenn du ins Ausland gingest? Eine Erdöl-Gesellschaft, für die ich

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