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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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kennt doch wohl schon die Geschichte vom Bischof und dem Papagei —»
    In diesem Augenblick rief eine Stimme von hinten: «Kellner!»
    «Also, seht ihr, dieser Bischof hatte einen Papagei —»
    «Kellner!»
    «Und dieser Papagei hatte einer alten Dame gehört, die ihn einem Matrosen abgekauft hatte —»
    «Hören Sie, Kellner!»
    «Kein Kellner weit und breit», unterbrach mich Connie.
    «Nie ist einer da, wenn man ihn braucht», grollte Miles.
    «Ich glaube, es ist ein Amerikaner, der da fortwährend so schreit», sagte Connie.
    «Und die alte Dame hatte ihn stets unter einem grünen Tuch im Vorderzimmer. Jeden Morgen nahm sie das Tuch von Käfig, und jeden Morgen sagte der Papagei —»
    «He, Kellner, aufgepaßt!»
    Ein dicker Mann, den ich früher mit Zigarren und Brandy bedient hatte, tauchte an meiner Seite auf.
    «Tschuldigung, Leutchen. Wollte bloß dem Kellner da sagen, daß ich 'ne verdammt feine Mahlzeit und verdammt feine Bedienung gehabt hab. Die beste, die mir untergekommen ist, seit ich in Europa bin. Wollte grad gehn, da fiel mir ein: Hoppla, Ehre, wem Ehre gebührt. Danke bestens, Söhnchen. Mach dir einen guten Tag.»
    Und der widerliche Kerl stopfte mir eine Pfundnote in die Brusttasche.
    «Da soll doch —!» rief Miles.
    «Er hat dich für den Kellner gehalten!» lachte Connie.
    «Die Leute achten nie auf den, der sie bedient», murmelte ich. «Conan Doyle oder Edgar Wallace oder sonstwer hat eine ganze Story drauf aufgebaut.»
    «Aber er schien seiner Sache ganz sicher zu sein.» Miles warf mir einen garstigen schiefen Blick zu.
    «Oh, Miles, du weißt doch, wie die Amerikaner sind», sagte Connie.
    In diesem Augenblick betrat Pedro neuerlich die Szene. Ich tat so, als arrangierte ich die Blumen in der Vase.
    «Alles in Ordnung, die Herrschaften?»
    «Nein», sagte Miles. «Der Kellner hat mir keinen Parmesan zu den canneloni gebracht.»
    Pedro faßte den Tisch ins Auge.
    «Bei den canneloni fehlt der Reibkäse.»
    Ich hielt nach der Käsedose Ausschau, damit ich sie mit einem Scherz herüberreichen könnte.
    «Das sagte ich ja», bekräftigte Miles. «Bei canneloni bin ich nämlich ganz besonders auf Reibkäse erpicht.»
    «Ich auch», sagte Connie.
    «Bei den canneloni fehlt der Reibkäse!» brüllte Pedro in meine Richtung.
    «Um Gottes willen, Mensch!» rief Miles. «Schreien Sie mich doch nicht so an!»
    «Ich schreie nicht Sie so an, Monsieur. Ihn schrei ich an! Bei den canneloni fehlt der Reibkäse!»
    Connie sprang auf. «Wie können Sie es wagen, meine Gäste derart anzubrüllen? Ich verlasse augenblicklich das Lokal.»
    Pedro sah aus, als hätte ihm jemand eins seiner eigenen canneloni in den Kragen geworfen. «Gäste, Madame? Was für Gäste? Sie verlassen den Dienst auf der Stelle», fügte er, zu mir gewandt, hinzu.
    «Ich werde nie mehr hier speisen und werde auch meine sämtlichen Bekannten auffordern, hier nicht mehr zu essen. Komm, Miles. Unseren Gast hier wie einen Kellner zu behandeln —»
    «Aber, verdammt nochmal, Madame! Er ist mein Kellner. Er kommt jeden Abend nebenberuflich her —»
    «Nur fünfmal wöchentlich», machte ich geltend.
    «Gaston!» schnappte Connie nach Luft. «Ist das wirklich wahr?»
    Ich nickte. Die Grimsdykesche Findigkeit hatte sich ihr eigenes Grab gegraben. Ich griff nach meiner Serviette und begann automatisch das Tischtuch sauber zu wedeln.
    «Ich bin auch kein richtiger Arzt», murmelte ich. «Nur ein Student. Ich mach sowas, um einen kleinen Zuschuß zu haben.»
    Es entstand ein kurzes Schweigen. Dann begann Connie zu lachen. Sie lachte so lang, daß sie an einem Stückchen Brot fast erstickt wäre. Schließlich faßten wir alle vier die Sache als einen ungeheuren Spaß auf — Pedro mit inbegriffen.
    Aber Connie verhielt sich von diesem Augenblick an anders zu mir als vorher. Und vierzehn Tage später verlobte sie sich mit Miles. Ich war damals recht unglücklich, glaube ich. Oft frage ich mich, wie mein Leben ausgefallen wäre, wenn Miles damals mehr den Gentleman gespielt und sie etwa ins Ritz ausgeführt hätte.
    Die einzige Kompensation war die, daß ich, nach Ansicht des Amerikaners, ein verdammt guter Kellner war — wenn ich schon Kellner sein mußte.

Siebtes Kapitel

    «Ich fürchte, ich war ein wenig zu optimistisch bezüglich der Entwicklung der Dinge in St. Swithin», sprach Miles.
    Connie hatte uns ein zauberhaftes kleines Abendessen bereitet und uns allein gelassen, und ich schätzte eben meine Aussichten ab, zu einer Zigarre

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