Doktor Proktor im Goldrausch

hervorblitzten. »Rotten Ham hatte schon so kaum eine Mikrochance, uns zu besiegen, doch mit dem besten Fußballspieler der Welt haben sie jetzt nicht mal mehr die.« Rublov lachte wiehernd.
    »Aber warum sind Sie bereit, so viel Geld auszugeben, um ein Fußballspiel zu gewinnen?«
    Rublov zog erstaunt seine wohlfrisierten Augenbrauen hoch. »Das müsste so einer wie du doch nun wirklich verstehen, Schörlo.«
    »So einer wie ich?«
    »Dich ziehen sie in der Schule doch bestimmt auch auf, weil du so klein bist, stimmt’s?«
    Bulle dachte nach. »Ja. Doch.«
    »Dann kannst du ja vielleicht nachfühlen, wie es für mich war, als mein Vater mich von Moskau auf ein schweineteures Oberklasse-Internat nach England geschickt hat. Er meinte, da würde ich schon lernen, mich wie ein ordentlicher Reicher zu benehmen, wenn ich mal sein ganzes Vermögen erben würde.« Rublov schlug sich mit der rechten Faust in die linke Handschuhhand. »Aber das Einzige, was ich dort gelernt habe, war, diese ganzen verdammten Snobs zu hassen, die sich über mich lustig gemacht haben, weil ich nicht genauso wie sie war!«
    Bulle seufzte. »Ja, wir zwei können einem schon leidtun, Maximus. Ich eventuell noch etwas mehr, weil ich bald sterben muss. Wie wär’s also, wenn Sie mich losbinden würden und…«
    »Schhh«, sagte Maximus und stierte abwesend vor sich hin, ehe er mit zitternder Stimme weitersprach. »Sie haben mich nicht in die Fußballmannschaft aufgenommen, bloß weil ich ein bisschen kleiner war als sie.«
    »Vielleicht lag es eher daran, dass Sie nicht sonderlich gut Fußball spielen…«
    »Ruhe! Und jetzt sitzen sie mit ihren griesgrämigen Frauen und Kindern in ihren spießigen Oberklassevillen und können sich angucken, wer das Cup-Endspiel gewinnt! Na, wer ist jetzt der Beste?« Rublov legte den silberbeschlagenen Stock unter Bulles Kinn. »Wer, Schörlo? Sag es!«
    »Ähm… Ibranaldovez?«
    »Idiot! Der Beste ist natürlich derjenige, dem der Beste GEHÖRT! Und das bin ich, Schörlo! Maximus Rublov!«
    »Okay, gebongt«, sagte Bulle und fühlte nach, ob der Strick, mit dem er gefesselt war, sich vielleicht gelockert hatte. Hatte er nicht. Er seufzte noch einmal. »Aber haben Sie eigentlich schon mal überlegt, was passiert, wenn die Polizei die Goldbarren findet und rauskriegt, dass Sie die geklaut haben, um Ibranaldovez zu kaufen? Auf den Barren steht nämlich, wo sie herkommen. Damit kann bewiesen werden, dass Sie sie gestohlen haben.«
    »Natürlich habe ich daran gedacht, Rübenkopf! Niemand wird herausbekommen, woher das Gold stammt! Weil ich es nämlich eingeschmolzen habe!«
    »Ein… eingeschmolzen?«
    »Aber ja doch! Alle brasilianischen Goldbarren sind zu solchen Münzen geworden.« Rublov fischte stolz eine Münze aus der Hosentasche und hielt sie Bulle vors Gesicht. Darauf war Maximus Rublovs kinnloses Profil geprägt, unter dem 1 RUBLOV stand.
    »Mit diesen Münzen werde ich Ibranaldovez kaufen. Und in ein paar Jahren wird dies die weltumspannende Währung sein, Schörlo. Ich muss nur vorher noch genügend Länder kaufen. Norwegen steht übrigens ganz oben auf meiner Einkaufsliste.«
    »Sie wollen Norwegen KAUFEN?«
    »Aber ja. Es ist einfacher, als du glaubst, ein Land zu kaufen. Norwegen wird sowieso nicht mehr viel kosten, wenn die Weltbank spitzgekriegt hat, dass ihr keine Goldreserven mehr habt. Und wisst ihr, womit ich euch kaufen werde? Mit dem Goldbarren, den ich euch gestohlen habe!« Rublov lachte wieder sein hohes, wieherndes Lachen. »Ist das nicht geradezu komisch genial?«
    »Dann wurde unser Goldbarren auch zu Münzen umgeschmolzen?«
    »Nein«, sagte Rublov. »Das ist nicht so einfach. Der Münzmeister meinte, es wäre zu viel Kolsidiumnitratphosphat im norwegischen Gold.«
    »Was soll das sein?«
    »Keine Ahnung. Aber die Folge ist wohl, dass die Münzen zu weich wären, ungefähr wie Schokoladenmünzen. Darum haben wir das Gold zu einer anderen Goldschmiedin gebracht, die den Barren genau in diesem Moment einschmilzt…«
    »OH NEIN!«
    »Oh doch! Und das ist nicht irgendeine Goldschmiedin. Sie macht auch den Pokal für den Sieger des Pokalendspiels am Samstag. Verstehst du? Das ist ultragenial! Wenn die Polizei mein Haus nach Goldbarren durchsucht, finden sie nur einen Goldpokal, von dem alle wissen, dass ich ihn ehrlich gewonnen habe, weil Chelchester Rotten Ham ungespitzt in den Boden gestampft hat. Mha, ha, ha!«
    Bulle schüttelte den Kopf. »Maximus Rublov, ich erkläre Sie hiermit für